20. März 2018 Lesezeit: 2 Min.

Wortwahl! Die unerlaubte Zweckentfremdung der Daten durch Cambridge Analytica war kein Datenbreach

Ja, beim Datenmissbrauch duch Cambridge Analytica von einem Datenbreach zu sprechen, wie ich es gestern getan habe, ist irreführend.

Manchmal muss man abwägen zwischen Präzision in der Wortwahl und Anschlussfähigkeit im Diskurs. Meine Entscheidung gestern für letzteres, während mir klar war, dass es kein Datenbreach ist, war falsch.

Neben einer Diskussion auf Twitter hierzu möchte ich auch auf diesen Text auf Motherboard verweisen: "Why We're Not Calling the Cambridge Analytica Story a 'Data Breach'":

Many security experts and researchers—and Facebook itself—believe [data breach] is the wrong expression to refer to what happened here.

“It is incorrect to call this a ‘breach’ under any reasonable definition of the term,” Facebook’s chief security officer Alex Stamos wrote in a deleted tweet.

Facebook’s vice president and deputy general counsel Paul Grewal wrote that “the claim that this is a data breach is completely false,” because the researcher who made the app obtained the data from “users who chose to sign up to his app, and everyone involved gave their consent.” [...]

Hier der Fall in einer Nussschale:

In 2014, when Kogan collected the data of 50 million people, he was playing by the rules. At the time, Facebook allowed third party apps to collect not only the data of the people who consented to giving it up, but also their friends’ data. The company later shut down this functionality.

Facebook says the data was misused because Kogan told Facebook he would use it only for academic research. But that might be the only anomalous thing about this case.

So weit zum Breach, der keiner ist.

Abschließend noch eine Randnotiz. ​Hier kommt die linke Brille von Motherboard zum Tragen:

We agree not because we want minimize the significance of the Cambridge Analytica story, but because the real story is far more troubling: This data collection was par for the course. In other words, it was a feature, not a bug. And while the process that Kogan exploited is no longer allowed, Facebook still collects—and then sells—massive amounts of data on its users.

​Das ist natürlich falsch. Facebook "verkauft" nicht große Datenmengen seiner Nutzer. Facebook macht das Gegenteil. Es nutzt die Daten, um Zugang zu den Nutzern zu verkaufen. Targeting. Facebook verkauft (zum Beispiel) nicht "Marcel Weiß und seine persönlichen Daten"1. Facebook verkauft (zum Beispiel): Zugang zu Männern in ihren Dreißigern, die im Prenzlauer Berg in Berlin leben, Mouse on Mars mögen und sich für Technologie und Wirtschaft interessieren. Wer auch immer so jemanden bewerben will, kann das über Facebook tun.

​Facebooks wichtigstes Asset sind die Nutzerdaten. Deshalb wird Facebook diese niemals verkaufen. Das Unternehmen braucht die Daten, um Werbung auf Facebook so effizient zu machen, wie sie heute ist.

​ Der Unterschied ist signifikant. Umso erstaunlicher, wie egal Journalisten hier ist.


  1. Das machen nur Presseverlage in Deutschland mit ihrem Listenprivileg, aber ich schweife ab.
Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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