Seit geraumer Zeit will ich einen Artikel mit einer Übersicht über Tools schreiben, mit denen man RSS-Feeds an eigene Bedürfnisse anpassen kann. Leider habe ich es noch nicht geschafft ihn fertigzustellen. Und jetzt bringt Yahoo! einen Service an den Start, der an Komplexität und Potential alle übrigen, eher consumerausgerichteten, Tools in den Schatten stellt.
Das gestern gestartete Yahoo! Pipes ist nicht nur der erste originelle Service im Yahoo!-Portfolio seit Langem, der nicht aufgekauft sondern selbst entwickelt wurde. Es handelt sich hier auch um ein RSS-Mashup-Tool mit dem mit bisher nicht gekannter Tiefe präzisieren kann, was genau man ausgegeben haben möchte.
Wie genau sieht Yahoo! Pipes nun aus?
Mit Yahoo! Pipes kann man auf einer schicken grafischen Oberfläche den Informationsfluß für den zu erstellenden Feed genau steuern (die Ausgabe ist auch per email oder sms möglich, letzteres bestimmt noch nur in US). Dabei gibt es verschiedene Module, mit denen man den Dateninput, die Reihenfolge, Filter und Ausgabe steuern kann. All das wird als Module dargestellt die man mit virtuellen Kabel verbindet. Als Elektronikmusiker musste ich an modulare Synthesizer denken (oder auch NIs Reaktorsoftware). Die grafische Lösung hilft sehr dabei, komplexe Vorgänge verständlich zu machen.
Vorteile und Nachteile
Die Komplexität bringt Vorteile und Nachteile für diesen Service. Denn die Handhabung ist trotz eines guten Interfaces nichts was man mal eben so nebenbei kurz nutzt. Für gewöhnliche Consumer dürfte Yahoo! Pipes deswegen uninteressant sein. Informations-Junkies (schuldig im Sinne der Anklage..), Problogger und Journalisten, kurz alle, die sich intensiv mit Informationsbeschaffung befassen, dürften aber beim Betrachten und Ausprobieren von Yahoo! Pipes Probleme mit feuchten Hosen und erhöhtem Speichelfluß bekommen. Es geht tief genug um ganz spezifische Anforderungen zu erfüllen, ist aber gleichzeitig weniger komplex als 'richtiges' Programmieren, da man zum Beispiel auch leicht bestehende Pipes anpassen kann.
Unabhängig der Tatsache, dass es noch recht früh ist, das zu sagen, aber ich denke: Das wird groß. Richtig groß. Und es wird die Art, wie die Netavantgarde das Netz nutzt noch mal ein paar sehr große Schritte nach vorn bringen.
Tim O'Reilly schreibt nicht umsonst:
Yahoo!'s new Pipes service is a milestone in the history of the internet.(..)
While it's still a bit rough around the edges, it has enormous promise in turning the web into a programmable environment for everyone.(..)
This is something I've been waiting nearly ten years for.
(Aktuell (8.2.2007, 18:55Uhr) scheinen die Server dem Ansturm nicht mehr standhalten zu können. Yahoo! Pipes ist vorübergehend nicht zu erreichen.)
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und dutzende weitere
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