netzpolitik.org über die zweite Jahrestagung der Nationalen Initiative Printmedien:
Die Bundesregierung verweist in einer Pressemitteilung auf das Programm mit dem Höhepunkt in einer Podiumsdiskussion über „Wie können wir Kinder und Jugendliche für Print begeistern?“ Wohlgemerkt: Da steht nicht “für Lesen begeistern”.
Zeitungen müssen Prüfungsthema in den Schulen werden.
Das Problem ist weiterhin, dass sowohl in weiten Teilen der öffentlichen Debatte als auch bei den Ansätzen der Politik von der falschen Prämisse ausgegangen wird:
Printerhalt statt Lesen, Presseverlage statt Journalismus.
Der wirtschaftliche Produktionsprozess und dessen Veränderung wird nicht vom Endprodukt separat betracht. Was auch und gerade die Diskussion über die die Veränderung des Produktionsprozesses ad absurdum spielt: 'Lasst uns über die Veränderungen reden, die unserer Meinung nach nicht stattfinden.'
Solang Presseverlage (fälschlicherweise) mit Journalismus gleichgesetzt werden, ist alles, was danach kommt, bestenfalls nutzlos, schlechtenfalls kontraproduktiv.
Ein Zirkelschluss: 'Für uns ist nur im Print Journalismus, also ist Journalismus nur im Print. Presseverlage sind Journalismushersteller, also sind Journalismushersteller Presseverlage.'
Markus Beckedahl stellt die richtige Frage:
Warum gibt es eigentlich keine Nationale Initiative Medienkompetenz, sondern stattdessen diese rückwärtsgewandte Veranstaltung?
Letztlich wird von Kulturstaatsminister Bernd Neumann hier Subvention einer Branche vorangetrieben, nicht der vermeintliche Erhalt eines demokratisch wichtigen Grundpfeilers. Es kann natürlich sein, dass beides zusammengehören kann. In diesem Fall, beziehungsweise in dieser Konstellation, ist das aber nicht so.
Denn Journalismus ist eine Methode, Informationen zu finden und aufzubereiten. In welcher Form auch immer. Strukturell und technisch bedingt haben die Printmedien eben “nur” Papier und sind auf Text und allenfalls Bild angewiesen, sofern sie nicht vernünftige Portale im Netz oder mobil anbieten.
Siehe zu falschen Prämissen und wirren Argumentationen auch:
Fehlende Selbstreflektion in der Medienwandel-Debatte:
Strukturwandel ist ein leicht dahin gesagtes Wort, dessen Implikationen nach wie vor nur wenigen klar sind. Das gilt leider auch für viele deutsche “Internet-Experten”.Strukturwandel bedeutet Wandel. Von Strukturen. Von Strukturen wie Presseverlagen oder Musiklabeln und unzähligen anderen Wirtschaftsstrukturen, die im industriellen Zeitalter gewachsen sind.