Unter Wir sind die Urheber! findet man den Appell, offenern Brief, Erklärung von mit kreativen Werken Geld verdienenden Menschen, die sich gegen eine Modernisierung des Urheberrechts stemmen.
Warum kann es keinen Dialog, keine echte Debatte geben? Weil die unter „Wir sind die Urheber!“ versammelte Seite keine Kompromisse will. Weil sie nicht daran glauben will, dass sich etwas ändert.
Auf der Website heißt es:
Mit Sorge und Unverständnis verfolgen wir als Autoren und Künstler die öffentlichen Angriffe gegen das Urheberrecht. Das Urheberrecht ist eine historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit gegen feudale Abhängigkeit, und es garantiert die materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen.
Der in diesem Zusammenhang behauptete Interessengegensatz zwischen Urhebern und „Verwertern“ entwirft ein abwegiges Bild unserer Arbeitsrealität. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft geben Künstler die Vermarktung ihrer Werke in die Hände von Verlagen, Galerien, Produzenten oder Verwertungsgesellschaften, wenn diese ihre Interessen bestmöglich vertreten und verteidigen. Die neuen Realitäten der Digitalisierung und des Internets sind kein Grund, den profanen Diebstahl geistigen Eigentums zu rechtfertigen oder gar seine Legalisierung zu fordern. Im Gegenteil: Es gilt, den Schutz des Urheberrechts zu stärken und den heutigen Bedingungen des schnellen und massenhaften Zugangs zu den Produkten geistiger Arbeit anzupassen.
Das Urheberrecht ermöglicht, dass wir Künstler und Autoren von unserer Arbeit leben können und schützt uns alle, auch vor global agierenden Internetkonzernen, deren Geschäftsmodell die Entrechtung von Künstlern und Autoren in Kauf nimmt. Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Internets in unserem Leben kann keinen Diebstahl rechtfertigen und ist keine Entschuldigung für Gier oder Geiz.
Man findet dort eine unterschreibende Elite von Roger Willemsen bis Alice Schwarzer vor, die
a.) Keinerlei Interesse daran zu haben scheint, ob das was sie sagt, der Realität entspricht. („profanen Diebstahl geistigen Eigentums „. Siehe zu erstem: Diebstahl und siehe zu zweitem: geistiges Eigentum.)
b.) Ein falsches Verständnis nicht nur vom Urheberrecht und immateriellen Gütern (siehe a.)) hat, sondern auch darauf aufbauend von der Bedeutung des Urheberrechts im Wirtschaftskreislauf.
c.) Die Chuzpe hat, in der Öffentlichkeit dazu zu stehen, dass sie für den Erhalt ihrer Geldflüsse bereit ist, dem Rest der Gesellschaft Grundrechte wegzunehmen.
und last not least d.) Eine Elite, die keinen Aufschrei, keinen Mucks, keine Äußerung, nichts, von sich gegeben hat, wenn Schutzfristen für exklusive Rechte rückwirkend verlängert wurden, wie etwa vor kurzem, als die Schutzfristen für Leistungsschutzrechte für Musikaufnahmen von 50 auf 70 Jahre erhöht wurden. Der Gesellschaft wird Kultur zugunsten von Monopolisten weggenommen, ohne dass die Gesellschaft dafür irgendetwas zurück erhält, aber der Aufschrei kommt, wenn Menschen über eine zeitgemäße Beschränkung von längst aus dem Ruder gelaufenen exklusiven Rechten nachdenken?
Armes Deutschland.
Organisator von wir-sind-urheber.de ist Matthias Landwehr, ein Schauspieler (also kein Urheber) und Filmproduzent (also jemand, der in Deutschland vornehmlich von Fördergeldern leben dürfte). Update: Der Organisator Matthias Landwehr ist ein Literaturagent bei Eggers & Landwehr, laut Cicero eine der erfolgreichsten Agenturen für deutsche Literatur. Cicero 2009 über Matthias Landwehr:
Zwischen vier- und sechs-, in der Spitze bis zu siebenstellige Summen erzielt der Agent bei der Auktion von Autorenverträgen; 15 Prozent davon gehen an ihn.
(via Alvar Freude, danke Ralf Schwarz)
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