4. Juni 2012 Lesezeit: 1 Min.

Die Realität der Buchautoren in Deutschland

Juli Zeh und Ilija Trojanow in einem lesenswerten Text in der FAZ über die Erklärung "Wir sind die Urheber":

Der ökonomische Alltag eines Autors zeichnet ein anderes Bild, denn kaum einer lebt vom Buchverkauf. Ein paar Zahlen zur Aufklärung: Ein belletristisches Werk, das sich dreitausend Mal verkauft, ist in Deutschland kein Flop. Fünftausend verkaufte Exemplare sind ein Achtungserfolg, zehntausend ein richtiger Erfolg. Mit zwanzigtausend verkauften Büchern wird man bereits als „Bestsellerautor“ tituliert. Bei branchenüblichen Tantiemen von zehn Prozent und einem Ladenpreis von rund 20 Euro liegt der Gesamtverdienst eines „normal“ erfolgreichen Autors also zwischen 6.000 und 40.000 Euro - vor Steuern. Geht man von zwei bis drei Jahren Arbeitszeit für die Fertigstellung eines Romans aus, kommt man auf ein Monatsgehalt zwischen „fast nicht vorhanden“ und „äußerst bescheiden“. Mit dem Internet oder Raubkopierern hat diese missliche Lage überhaupt nichts zu tun.

Stattdessen stellt ein Geflecht aus Förderungen für die meisten die Basis:

Trotzdem leben in Deutschland Tausende freiberuflicher Autoren. Der Grund liegt in einem Subventionssystem, das aus Literaturpreisen (etwa 1500), Arbeits- und Aufenthaltsstipendien, Sozialleistungen (Künstlersozialkasse), Auftragsarbeiten von Theatern und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern, Poetikvorlesungen und Gastprofessuren der Universitäten sowie den weit verbreiteten Lesungen besteht, die meist ebenfalls von der öffentlichen Hand oder Stiftungen gefördert werden.

Noch ausgeprägter ist die Abhängigkeit von Förderungen bei der deutschen Filmwirtschaft.

Warum auf eine Zugangsbeschränkung pochen, die den meisten vergleichsweise wenig Geld einbringt? Vor einem solchen Hintergrund müssten sich die meisten in diesen Feldern eigentlich über zusätzliche Verbreitung der eigenen Werke freuen und überlegen, wie sie diese maximieren und dann auf deren Basis kreativ zum Geld verdienen nutzen können. Aber dafür müsste man die Scheuklappen ablegen und alle bisherigen Abläufe auf den Prüfstand stellen.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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