Sehr schade: Das zunächst in Prag und später im UK residierende Allpeers hat heute die Schließung bekannt gegeben.
Allpeers ist eine Firefoxerweiterung (zusätzliches Standalone war geplant), mit der privates Filesharing auf BitTorrent-Basis möglich ist. Allpeers zeichnet sich vor allem durch die Möglichkeit aus, die geaddeten Personen in verschiedenen Gruppen (etwa Freunde und Familie) zusammenzufassen. So kann man dann Dateien mit einzelnen Personen oder eben diesen Gruppen tauschen. Daneben gibt es auch rudimentäre Chatelemente und weitere Zusatzfunktionen.
Allpeers war 2006 gestartet und wurde in der Anfangszeit als die Killerapplikation für Firefox gehandelt.
In einer Email an Liz Gannes von newteevee erklärt Gertner von Allpeers die aktuelle Situation folgendermassen:
Basically our investors had certain expectations in terms of user base growth. We were very happy with the adoption of the product but they weren’t. When we ran out of cash they weren’t willing to provide additional funding, so we have no choice but to shut the service down. The source code for our client is already open source, and we’re planning to put it up on an independent site like SourceForge or Google Code in case it can be of use to others. We’re still deciding what to do with the server code, but there’s a good chance that we’ll decide to open source that as well.
In einem Kommentar bei Techcrunch beziffert er die letzten aktuellen Nutzerzahlen:
About 50,000 unique users logged into the service in the past 30 days.
Der Code des Plugins ist bereits Opensource. Zur Zeit wird bei Allpeers, wie Gertner in seiner Mail ausführte, noch überlegt, ob man auch den Code für die Serverseite Opensource machen wird. Ich gehe stark davon aus, dass man das machen wird.
Daraufhin dürften dann einige unabhängige Netze auf Allpeersbasis aufpoppen. Auch Weiterentwicklungen wären so denkbar. Vielleicht entsteht so am Ende etwas, das erfolgreicher und wesentlich größer sein wird als es Allpeers je war.
Sogenannte Darknets sind für viele Einsatzarten sowieso die Zukunft.
[tags]Allpeers[/tags]
Jochen Hoff says
Das erinnert mich irgendwie an die Anfänge des Internets Fido, Maus, Mailboxen. Anstatt mit 300kbaud, mit DSL. Ja das wummt. Darknet als Wiedergeburt der Freiheit. Pack noch ein wenig IP-Tunneling und ein paar nette Elemente von Thor hinzu und es gibt eine kaum noch zu entwirrende Struktur, die jeden Zensurversuch oder jede Kontrolle lächerlich macht.
Marcel Weiß says
Wobei man beim Filesharing über Tor vor allem eins bräuchte: Geduld. ;)
FFD says
IMO… der Geburtsfehler von AllPeers war die Festlegung auf Firefox als Browser. Damit haben sie ihre potentielle Nutzerbasis zu sehr eingeschränkt, denn die Plattformunterstützung ist bei Anwendungen mit viraler Verbreitung absolut existentiell.
Warum? Ein Rechenbeispiel… Sagen wir von 5 Nutzern empfiehlt einer die Applikation 10 Freunden. Das heißt, wir haben eine durchschnittliche Weiterempfehlungsrate von 2,0. Von denen sind 75% interessiert. Damit haben wir eine potentielle Adoptionsrate von 1,5. Jetzt hat aber nur, sagen wir mal, jeder zweite Firefox. Dann ergibt sich eine tatsächliche Adoptionsrate von 0,75 …
Das heißt, je nach Plattformunterstützung kann sich ein exponentielles Wachstum einstellen, oder die Sache einschlafen…
Marcel Weiß says
Stimmt. Man hätte von Anfang an auch eine Standaloneversion entwickeln und anbieten sollen. Kenn mich da nicht so aus, aber das wäre sicher mit der Codebasis des Plugins und mit XULrunner realisierbar gewesen ohne sich völlig zu verzetteln.