Neunetz.com, immer am Puls der Zeit, präsentiert: Der Welt späteste Re:publica-Nachlese
(pic: gapingvoid, baby)
Toll war’s. Und anstrengend. Vorweg: Ich fand die Re:publica nicht schlecht. Und Tim Pritlove mag ich eigentlich auch.
Aber.
Aber man merkte doch einigen Panels an, dass die Zusammensetzung entweder nicht so klappte wie geplant oder nicht strategisch genug zusammengesetzt wurde. Oft dümpelten Diskussionen eher so vor sich hin. Das war besonders schade, da einige wirklich interessante Geschichten dabei waren. Musik im Netz zum Beispiel. Ein hochemotionales und auch komplexes Thema, aus dem man locker eine eigene Konferenz machen könnte. Dümpelte leider die erste Dreiviertel Stunde vor sich hin, wurde dann noch die letzten 15 Minuten ein bisschen spannend aufgrund von Publikumsfragen und war dann schon wieder vorbei. Eine Stunde pro Podiumsdiskussion ist einfach zu knapp (Keine Pause zwischen den Vorträgen/Panels ist noch zu knapper).
An diesen Dingen krankten leider einige Panels. Vielleicht hatte ich auch nur zu hohe Erwartungen. Denn es war ja nicht schlecht. Nur eben auch nicht.. der Kracher.
Schlecht hingegen, geradezu unterirdig, war die Moderation von Tim Pritlove des Panels rund um die Zukunft von Social Networks.
Hinweis an Alle, denen eine Panelmoderation angeboten wird: Wenn man sich seit einem Jahr nicht mehr mit dem Thema auseinandergesetzt hat und auch keine Lust oder Zeit hat, sich vorzubereiten, die Moderation bitte lieber abgeben.
Es war unfassbar. Ich hatte kurzzeitig das Gefühl, auf dem SXSW zu sein und einem Interview mit Zuckerberg zu lauschen (<- Insidergag). Pritlove schaffte es neben permanentem Pöbeln in Richtung Myspace-Vertreter und StudiVZ-Vertreter, nicht einmal das Zukunfts-Thema für SocialNetworks -Plattformen& APIs- anzusprechen. Das kam dann erst im letzten Drittel durch eine Publikumsfrage. Stattdessen ritt Pritlove auf dem Thema Datenschutz rum. Das zwar wichtig ist, aber nur ein Thema von vielen ist. Offensichtlich war es aber das Einzige, worüber Tim reden wollte oder konnte. Wahrscheinlich weil er seit einem Jahr nichts mehr zu SNs gelesen hat (Wir erinnern uns: vor einem Jahr, Ende 06/Anfang 07 war StudiVZ und dessen Sicherheitsstrategie, or lack thereof, Thema Nr.1).
StudiVZ-Sprecher Michael Brehm hatte außerdem leider das leere, verfloskelte Politikersprech erschreckend gut auf dem Kasten. Aber was sollte er auch schon machen? Ich bin wahrlich kein Fan von StudiVZ und dessem Strategierumgegurke. Aber das Mobverhalten im Publikum, jedes Mal wenn Brehm antwortete, war unter aller Kanone. Es war beschämend und ärgerlich.
Ärgerlich, weil ich ganz offensichtlich das lukrative Geschäftsmodell, Mistgabeln und Fackeln auf der re:publica zu verkaufen, völlig verpasst hatte. Damn.
Sei’s drum.
Eine Konferenz ist ja nur halb für die Panels und Vorträge da. Die hier naturgemäß schlechter wegkommen, als sie waren. Denn man neigt ja eher zum kritisieren als loben. Blöderweise.
Das Networking, sich kennen lernen, etc. ist mindestens ebenso wichtig. Und dafür ist die re:publica besser geeignet als alles Andere wenn es um Blogs und das Netz geht. Klar, liegt ja auf der Hand.
Genau das und der Grund, dass die re:publica bei allen Schwächen und Kritikpunkten ein wirklich runde (und meine Güte preisgünstige) Angelegenheit ist, der man anmerkt, dass die Macher mit dem Herzen dabei sind, also, ohne zu versuchen, diesen Satz bernhardesk werden zu lassen, wollte ich nur sagen, dass ich aus diesen Gründen nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein werde. Und das Jahr darauf auch.
Achja, was den SZ-Artikel angeht. Da haben andere schon alles Notwendige zu gesagt. Mittlerweile ist es mir schon ein bisschen peinlich, dass ich die Zeitung mal abonniert hatte.
Last not least: Chapeau in Richtung Herrn Lobo für seine Followerparty (und seinen souveränen Umgang auf dem Bloggeld-Panel mit Kritikern aus Publikum und vom Panel selbst)!
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