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Shirky: „Institutionen werden versuchen, die Probleme zu erhalten, für die sie die Lösung sind.“

16. März 2010 by Marcel Weiß 3 Comments

Clay Shirky gehört nicht nur zu der (leider kleinen) Gruppe von Menschen, die das Internet und die Veränderungen, die es bringt, messerscharf analysieren können. Er ist vielleicht auch der einzige, der aus seinen Erkenntnissen immer wieder Aussagen formt, die präzise auf den Punkt einen Umstand umschreiben. So auch der Satz aus der Überschrift:

“Institutions will try to preserve the problem to which they are the solution.”

„Institutionen werden versuchen, die Probleme zu erhalten, für die sie die Lösung sind.“

Was meint er damit? Institutionen versuchen immer, das Problem zu erhalten, zu dem sie die Lösung sind, denn ohne das Problem braucht man die Lösung nicht mehr. Für Unternehmen bedeutet das: Was für Aussenstehende die Problemlösung ist, ist für das Unternehmen das Geschäftsmodell.

Kein Problem, kein Bedarf für die Lösung, kein Geschäftsmodell.

Ich versuche mal, das anhand einiger Unternehmensgattungen im Kontext Internet und Filesharing zu verdeutlichen.

Die gesellschaftliche Aufgabe eines Musiklabels war die Verbreitung von Musik. Im industriellen Kontext war ein Majorlabel gleichbedeutend für die maximal mögliche Verbreitung von Musik. Das ist heute nicht mehr so. Mittlerweile kann sogar das Gegenteil der Fall sein. Die Band Ok Go hat EMI vermutlich nicht zuletzt aus dem Grund verlassen, weil das Majorlabel das Einbetten ihrer viral sehr erfolgreichen Musikvideos unterband. Das Majorlabel hat den wichtigsten Kanal der Band abgeschnitten, weil es nicht in die Konzernstrategie passte.

Ähnliches kann man bei Buchverlagen, Filmstudios und TV-Sendern beobachten. Ihre gesellschaftliche Aufgabe ist die Verbreitung ihrer Inhalte. In allen Fällen ist aber zum Beispiel Filesharing die effizientere Verbreitungsart als die 1:1-Übersetzung des alten Geschäftsmodells, eine Einheit an einen Kunden zu verkaufen.

Gleichzeitig macht Filesharing die Unternehmen damit in ihrer alten Form überflüssig (Achtung: Es macht sie nicht komplett überflüssig, nur in ihrer alten Form). Filesharing übernimmt ihre gesellschaftliche Aufgabe und es zerstört damit ihre Geschäftsgrundlage. Also versuchen sie diese, die effizienteste, Verbreitungsart, zu verhindern: ACTA, Three Strikes, Massenabmahnungen.

Natürlich gibt es auch ein Problem jetzt in der Zeit des Übergangs: Im industriellen Zeitalter war die gesellschaftliche Aufgabe der Verbreitung untrennbar mit der Erzeugung der Inhalte verknüpft. Oder anders gesagt: Die Kosten der Erstellung der Inhalte wurde querfinanziert über die Einkünfte durch die Verbreitung der Inhalte (Werbung, Verkauf von Tonträgern etc.). Beispiel aus der Musikwelt: Die Band konnte ein Album im Studio auf Labelkosten aufnehmen, weil das Label dieses Album in Form von Tonträgern verkaufen konnte.

Jetzt ist die potentielle Verbreitung so effizient wie nie zuvor. Sie ist um Größenordnungen effizienter und schlägt alle Formen aus dem industriellen Zeitalter. Gleichzeitig muss sie aber für diese Effizienz auch losgelöst von den Produzenten sein. Damit funktioniert ein Geschäftsmodell nicht mehr, und zwar das bisher Dominierende (nicht nur) in der Entertainmentbranche: Ich bezahle Dir die Erstellung des Inhaltes, wenn ich dafür an der Verbreitung verdienen kann.

Warum funktioniert es nicht mehr? Weil zum Beispiel die Kunden die Verbreitung selbst übernehmen können. Vervielfältigung und Verteilung erzeugen keine zusätzlichen Kosten mehr.

Das Problem der Verteilung ist gelöst. Das Geschäftsmodell vieler Unternehmen löst sich in Luft auf.

Eine weitere Aussage von Shirky trifft die Folgen vielleicht am besten:

“Abundance breaks more things than scarcity does.”

„Überfluss zerstört mehr Dinge als Knappheit.“

Der durch die Digitalisierung entstandene und nun durch die Internet-Vernetzung überall hin verbreitete Überfluss zerstört die Geschäftsmodelle von

  • Presseverlagen
  • Buchverlagen
  • TV-Sendern
  • Filmstudios
  • usw.

Warum? Weil diese Geschäftsmodelle auf die alten Knappheiten aufsetzten. Auf eine Realität, die auf dem Rückmarsch ist.

Abundance breaks things.

Ein Kommentator auf GigaOm kommt zu dem entscheidenden Schluss, an den wir uns alle noch gewöhnen müssen:

everything has to be revalued from scratch. – Alles muss komplett neu bewertet werden.

Zeit für neue Geschäftsmodelle. Zeit für Experimente.

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Filed Under: Analysen, Netzökonomie, Peer-to-Peer Tagged With: Shirky

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About Marcel Weiß

Marcel Weiß, Jahrgang 1979, ist Gründer und Betreiber von neunetz.com. Kontaktaufnahme für potenzielle Zusammenarbeit bitte gern an marcel@neunetz.com.
Er ist Diplom-Kaufmann, lebt in Berlin und ist seit 2007 als Analyst der Internetwirtschaft aktiv. Er arbeitet als freier Strategy Analyst und ist Co-Host des Exchanges-Podcasts und weiterer Podcasts zur digitalen Wirtschaft. Er schreibt als freier Autor unter anderem für "Tagesspiegel Background: Digitalisierung & KI", und hält Vorträge zu den Treibern der digitalen Wirtschaft. Marcel Weiß berät Unternehmen auf der strategischen Ebene. Mehr zum Autor.
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Reader Interactions

Was Nexus-Mitglieder dazu sagen

  1. hape says

    19. März 2010 at 16:28

    Das gilt nicht nur für Geschäftsmodelle. Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist es überlebenswichtig, dass auch im Internet ein Defizit an Meinungsvielfalt entsteht. Denn so ein Defizit begründet seine Rolle und die Rundfunkgebühr für TV und Radio. Strategie muss es also sein, großflächig kostenlose („ist alles schon bezahlt“) und werbefreie Angebote gegen kommerzielle Konkurrenz auflaufen zu lassen, damit diese mangels Geschäftsmodell verbluten. Stirbt die komerzielle Konkurrenz ab oder konzentriert sich auf verbliebende lukrative, aber im Sinne der Meinungsbildung qualitätsarme Nischen, ist der Bedarf an öffentlich-rechtlich veranstalteter Meinungsvielfalt weiter gegeben.

Trackbacks

  1. “Institutions will try to preserve the problem to which they are the solution.” — CARTA sagt:
    19. März 2010 um 11:50 Uhr

    […] Weiss hat seinen sehr schönen Text über die Rolle von Institutionen im Medienwandel geschrieben, basierend auf den Thesen von […]

  2. Die Institution und der Dämon | ctrl+verlust sagt:
    26. April 2011 um 15:18 Uhr

    […] werden versuchen, die Probleme zu erhalten, für die sie die Lösung sind.“- so beschreibt Clay Shirky den Konflikt der Institutionen mit den neuen, unreduzierten Komplexitäten des Netzes. Doch ihr […]

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