In der Brainstorming-Session zu Mike Masnicks Vortrag auf dem all2gethernow, in der ich mit Andrew Dubber (von New Music Strategies ) saß, wurden drei interessante Wege angesprochen, wie man die bestehende Fanbasis nutzen kann, um potentielle neue Fans zu erreichen:
- Fünf Konzerttickets zum Preis von drei verkaufen. (Bestehende Fans werden versuchen, ihre Freunde angesichts des guten Deals zum Besuch des Konzerts zu überreden.)
- Digitale Downloads von Alben mit Gutscheinen für weitere Einheiten verkaufen. zum Beispiel: Zum Preis von einem Album erhält man zusätzlich Gutscheine für neun weitere Downloads des Albums, die der Käufer an seine Freunde verteilen kann. (Sprich: Kauf ein Album, erhalte zehn.)
- Zur teuren, limitierten, physischen Ausgabe des Albums weitere billige, physische Ausgaben des Albums beilegen. Diese günstigeren Versionen kann der Fan an seine Freunde verteilen.
milhouse says
Rabattaktionen trifft es wohl besser.
Punkt 1 gilt natürlich nur für Bands, die es sich mal eben leisten können, eine doppelt so große Location bei gleicher Einnahmesituation zu buchen.
Punkt 2 und 3 dürften durch das Recht auf die Privatkopie abgedeckt sein, nur dass du hier dem Musiker noch das Geld für die physischen Tonträger aufbürdest.
Und mit Punkt 3 dürftest du vor allem Ebay unterstützen. Oder wie würdest du den Weiterverkauf unterbinden?
Marcel Weiss says
Was spricht grundsätzlich gegen „Rabattaktionen“?
„Punkt 1 gilt natürlich nur für Bands, die es sich mal eben leisten können, eine doppelt so große Location bei gleicher Einnahmesituation zu buchen.“
Berechtigter Einwand. Es ist eine Investition in die Zukunft.
„Punkt 2 und 3 dürften durch das Recht auf die Privatkopie abgedeckt sein, nur dass du hier dem Musiker noch das Geld für die physischen Tonträger aufbürdest.“
Es ging darum, den bestehenden Fans einen Anreiz zur Verbreitung zu geben. Den sehe ich auch stärker in Punkt 3 statt in Punkt 2.
„Und mit Punkt 3 dürftest du vor allem Ebay unterstützen. Oder wie würdest du den Weiterverkauf unterbinden?“
Warum unterbinden? Es geht doch um eine größtmögliche Verbreitung der Musik. Und ob die physische Billigversion dann sehr viel Geld auf eBay bringt oder nicht ist da gar nicht so wichtig.
milhouse says
Man sollte sie dann auch so nennen. Und sich vors Arbeitsamt stellen und den Leuten sagen, arbeitet für die Hälfte, dann stellt man euch auch ein. Was ja stimmen würde.
*Warum unterbinden? Es geht doch um eine größtmögliche Verbreitung der Musik. Und ob die physische Billigversion dann sehr viel Geld auf eBay bringt oder nicht ist da gar nicht so wichtig.
Warum soll ebay (oder andere Flohmärkte) noch daran mitverdienen? Stichwort Grenzkosten. Und warum überhaupt der Umweg über die physische Kopie? Am Ende teilt man den Verkaufspreis des Tonträgers durch zehn. Dumping ist keine Lösung.
Überhaupt finde ich es merkwürdig, dass jemand, der die Verwerter-Industrie so negativ sieht, soviel von „Investitionen“ spricht. Wer soll die denn bezahlen, wenn nicht Verwerter, die ihr Investment natürlich wiederhaben wollen, plus Risikozuschlag. Etwa Mama und Papa? („Aber nur, wenn ihr nicht so komische Elektromusik macht, Kind. Eric Clapton, macht doch sowas wie der!“)
Marcel Weiss says
„Warum soll ebay (oder andere Flohmärkte) noch daran mitverdienen?
Stichwort Grenzkosten. Und warum überhaupt der Umweg über die
physische Kopie? Am Ende teilt man den Verkaufspreis des Tonträgers
durch zehn. Dumping ist keine Lösung.“
Eben: Grenzkosten. Die anfallenden Kosten sind nicht so hoch wie die
bei Erfolg (sprich größerer Reichweite/Fanbasis) möglich werdenden
Rückflüsse.
„Überhaupt finde ich es merkwürdig, dass jemand, der die
Verwerter-Industrie so negativ sieht, soviel von „Investitionen“
spricht. Wer soll die denn bezahlen, wenn nicht Verwerter, die ihr
Investment natürlich wiederhaben wollen, plus Risikozuschlag.“
Ich weiß nicht, was du in meine Artikel reininterpretierst, aber ich
sehe „die Verwerter-Industrie“ nicht grundsätzlich negativ. Ich sehe
allerdings Mittelsmänner, deren Aufgabenbereiche obsolet wurden, diese
das aber nicht einsehen und deswegen destruktiv gegen Veränderungen
vorgehen oder es zumindest versuchen. Das ist kein
erfolgversprechender Weg; von den Kollateralschäden ganz abgesehen.
Es wird auch künftig ein Bedarf für Labels und Management geben, die
Aufgabenfelder ändern sich aber; teilweise sehr radikal.
Davon abgesehen: In einer Welt, in der Webstartups ohne
Fremdfinanzierung aufgebaut werden können (‚Bootstrapping‘), ist das
grundsätzlich auch für Musiker möglich.
Ey Lou says
Hi Marcel, interessanter Blogeintrag!(und Andrew Dubber ist großartig ;)
Ich hab selbst ein kleines Musikprojekt laufen, und liste mal auf, was für mich ganz persönlich gut funktioniert hat:
1) Wie es der Blogeintrag ja schon so ähnlich vorschlägt – jedem CD-Käufer (unangekündigt) eine zweite CD beilegen, inklusive netter „Verschenk mich“-Aufforderung. CDs sind auch bei kleinen Auflagen nicht wirklich teuer, da braucht es eigentlich keine „Billig-Version“. Weiterverkauf über Ebay? Wird fast nie passieren. Wenn man Leuten Vertrauen entgegen bringt, nutzen es die Wenigsten aus.
(Kostenlose Aufkleber beilegen, falls vorhanden, ist auch nie verkehrt. Aufkleber sind Pfennigkram und im Grunde kleine Werbeflächen für die Band.)
2) Songs unter Creative Commons stellen und auch erklären, was das bedeutet und dass Weitergabe der Musik erwünscht ist. Das ist natürlich nur etwas für Bands, die kein Problem damit haben, dass von dem CC-Konzept dann auch Gebrauch in jeder Hinsicht gemacht wird.
3) Ein paar phantasievolle (Youtube-)Musikvideos machen. Die werden weitergegeben, gebloggt und rumgezeigt wie irre.
4) Jede Form von persönlicher Interaktion mit Fans und Interessierten. Das muss nicht irre zeitaufwendig laufen, aber es muss aufrichtig sein. Wenn ein gewisses ‚freundschaftliches Verhältnis‘ besteht, empfehlen viele Leute Musik, Videos oder die Band freiwillig und gerne weiter. Und wenn nicht, kann man einfach mal direkt darum bitten.
5) Ein Forum / Streetteam / Fanclub ins Leben rufen und der ganzen Fanschar, egal wie klein, die Möglichkeit geben, sich untereinander auszutauschen. Wenn das ein positives Erlebnis ist, werden öfters Freunde nachgeholt.
Punkte 4 und 5 sind natürlich etwas aufwendiger, aber auch in anderer Hinsicht wahnsinnig wertvoll, wenn gut umgesetzt.
Entscheidend ist auch folgendes: Egal, was die Band tut, die meisten Fans können/werden nur in sehr geringem Ausmaß zu neuen Fans beitragen und fast nie Mund-zu-Mund-Werbung betreiben. Eine Minderheit ist diesbezüglich dagegen sehr aktiv. Diese Minderheit zu finden und bestmöglich zu fördern, ist meistens eine sehr gute Idee.
Weniger sinnvoll, meiner Meinung nach:
Wie gesagt, alles nur persönliche Erfahrungen, keine absoluten Wahrheiten!
Grüße,
Ey Lou