Audiomagnet ist eine Plattform für Musiker, die den Verkauf von Musik und T-Shirts für auf DIY setzende Musiker erheblich erleichtert. Audiomagnet ist quasi eine Mischung aus Bandcamp und Reverbnation mit besonderer Beachtung der deutschen Situation (GEMA).
Audiomagnet bietet Künstlern mehrere Wege, ihre Musik im Web zu verbreiten. Im kostenlosen Basis-Account befindet sich ein Musikplayer-Widget, das sich auf Social Networks integrieren lässt. Für Facebook bietet Audiomagnet eine eigene Applikationan.
Diese App gehört ebenso wie das Widget zum kostenlosen Account. Über das Widget bzw. den Player von Audiomagnet können auch Songs direkt verkauft werden. Audiomagnet behält selbst 39 Cent pro verkauften Track ein. Die Höhe des Preises liegt davon abgesehen frei beim Künstler. Auch wichtig: Audiomagnet vergibt kostenlos ISRC-, LC- und EAN-Codes, sofern für die Songs oder Alben keine vorhanden sind.
Ebenfalls zum kostenlosen Angebot gehört ein Merchandising-On-Demand-Shop im Audiomagnet-Account der Musiker, der in Zusammenarbeit mit Spreadshirt angeboten wird. So weit ich das sehen kann, wird der Spreadshirt-Shop aber kaum eingesetzt, was vielleicht an der ausbaufähigen Integration liegen könnte.
Entscheidend für den deutschen Markt, sind die Vereinbarungen, die Audiomagnet mit der GEMA abschliessen konnte:
GEMA-Mitglieder dürfen eigentlich keine ihrer Tracks zum kostenlosen Herunterladen anbieten. Audiomagnet hat mit der GEMA vereinbart, dass GEMA-Mitglieder ihre Songs über Audiomagnet kostenlos für bis zu 2000 Downloads anbieten dürfen, ohne dass dafür GEMA-Gebühren fällig werden.
Ebenfalls interessant ist der Deal bezüglich Coversongs: Coversongs von Stücken, die von der GEMA abgedeckt sind, dürfen auf Audiomagnet verkauft werden. Das heißt, man kann ohne zusätzlich notwendige Genehmigung einen Coversong aus dem GEMA-Repertoire aufnehmen und diesen dann über Audiomagnet verkaufen. Es fallen keine zusätzlichen Kosten an. (Abgesehen von den bereits genannten 39 Cent pro verkauften Track.)
Künstler müssen nicht bei der GEMA sein, um ihre Musik über Audiomagnet zu verkaufen. Die Rechte der auf Audiomagnet hochgeladenen Songs bleiben bei den Künstlern. Der Wechsel von der Audiomagnet-Präsenz zum Labeldeal ist somit unproblematisch. Audiomagnet sieht sich selbst auch als Sprungbrett für Musiker.
Neben dem Verkauf von Songs über Player/Widget bietet Audiomagnet noch einige weitere Optionen an. So kann man Audiomagnet die digitale Distribution der Musik anvertrauen. Für 39€ (Single) bis 49€ (Album) wird die Musik an über 300 Online-Shops wie itunes, Musicload oder Beatport und Abonnement-Services wie das heutige Napster vertrieben.
Zusätzlich bietet Audiomagnet ein nahezu komplettes Sortiment des CD-Vertriebs an: Für 99€ pro Veröffentlichung kann man CDs über den Audiomagnet-Player/-Widget On-Demand herstellen und verkaufen lassen. Auch hier liegt der Preis abgesehen von der pro CD anfallenden Zahlung an Audiomagnet frei beim Künstler.
Zusätzlich kann man seine bestehende Auflage an CDs an Audiomagnet senden und Lagerung, Verkaufsabwicklung und Versand quasi an Audiomagnet auslagern. (Kostenpunkt: 49€ pro Veröffentlichung, 4€ pro CD) Über Audiomagnet lässt sich auch die Listung in PhonoNet (Tonträgerhandel) abwickeln.
Fazit: Da der direkte Verkauf von Musikaufnahmen als reine Dateien oder in simplen CDs keine langfristige Option mehr für Musiker und Labels ist, wäre es sicher sinnvoll, wenn Audiomagnet auch in andere Bereiche wie etwa Merchandising noch stärker expandiert. Im Bereich der knappen Güter, mit denen Musiker Geld verdienen können, ist noch viel Luft nach oben im Audiomagnet-Angebot. Auch im Bereich der Individualisierung der CDs für mehr Souvenir-Charakter könnte gerade eine Plattform wie Audiomagnet Akzente setzen. (Mit den richtigen Partnern für die Herstellung) Davon abgesehen scheint mir Audiomagnet nicht nur auf dem besten Weg, sondern bereits das beste Angebot für Musiker in Deutschland zu sein, die auf der Suche nach Unterstützung für die Geschäftsseite ihrer DIY-Karriere sind. Es gibt in Deutschland keine mir bekannte vergleichbare Plattform.
Für viele unbekannte Künstler sind die Angebote und Konditionen der Plattform wohl in den meisten Fällen weitaus attraktiver als ein Vertrag bei einem Label.
Audiomagnet plant eine internationale Expansion für 2011.
~
Gemeinsam mit der Popakademie hat Audiomagnet einen 76-seitigen Leitfaden zum Selbstmarketing für Musiker verfasst (mit einem Vorwort von Smudo..). Der Leitfaden kann auf der Site der Popakademie heruntergeladen werden. Leider nur mit Pay with a Tweet or Facebook, das heißt, man ist gezwungen, auf den Leitfaden auf Twitter oder Facebook hinzuweisen, damit man ihn herunterladen kann. Der Leitfaden wurde auch als frei abrufbare Artikelserie auf delamar veröffentlicht. Ich hatte noch nicht die Zeit, den Leitfaden zu lesen. Ich kann also zu der Qualität keine Aussage treffen.
delamar says
Vielen Dank für den Link zu uns.
Der bei delamar veröffentlichte Leitfaden hat noch einige Anmerkungen von uns bekommen, die wir als sehr wichtig erachten und in späteren Versionen von den Autoren sicherlich noch eingefügt werden. Wir haben auch einen Podcast online mit Peter Esser von audiomagnet.
Zur GEMA-Geschichte:
Das betrifft nur Bands, deren Band-Mitglieder überhaupt bei der GEMA als Mitglieder verzeichnet sind. Alle anderen Bands dürfen ohnehin frei über ihre Musik entscheiden.
Im Übrigen dürfen auch GEMA-Bands (verzeiht mir die saloppe Bezeichnung) ihre Musik auf ihrer Homepage mit Downloads bis zu 2.000 Stück online stellen. Dafür ist eine Anmeldung bei audiomagnet nicht notwendig: Ein kurzer Anruf bei der GEMA und die Entrichtung einer geringen Gebühr führen hier auch ohne den Distributor zum Ziel.
Liebe Grüße
Carlos
Kantaloupe says
Ich muss hier meinem Vorposter von delamar Recht geben. Bis 2000 downloads pro track zahlt man bei der GEMA ca 20 Euro im Jahr ohne weitere Kosten zu befürchten. Das Audiomagnet diesen Umstand als hauseigenen Deal bezeichnet, ist schon etwas fragwürdig.
herresser says
Das ist ein Missverständnis. Der Deal mit 2.000 Downloads ist allgemein Standart, das ist etwas unglücklich ausgedrückt im Artikel. „Hauseigen“ ist die Möglichkeit, ohne große Formalitäten Cover-Versionen einstellen und anbieten zu können.
Lieben Gruß
Peter vom audiomagnet Team