Das Berliner Startup 6Wunderkinder hat nach dem erfolgreichen Wunderlist nun Wunderkit gestartet. Martin Weigert bezeichnet es als das Facebook für Produktivität:
Im Zentrum von Wunderkit stehen vom Nutzer angelegte Workspaces rund um berufliche oder private Projekte und Aufgabenbereiche, zu denen sich andere Personen zur Mitarbeit einladen lassen. Workspaces können entweder öffentlich zugänglich oder nur für einzeln freigegebene Anwender sichtbar gemacht werden. Ein persönlicher globaler Feed informiert über sämtliche Aktivitäten in den einzelnen Arbeitsbereichen.
[…]
Ein öffentlich einsehbarer Workspace erlaubt es Fremden dagegen, diesen per Klick auf den Follow-Button zu abonnieren und selektiv öffentlich gemachte Status-Updates in ihrem globalen Wunderkit-Aktivitätsstream zu verfolgen und zu kommentieren. Parallelen zu Facebook Pages sind zweifellos vorhanden.
Jeder Wunderlist-Anwender erhält ein öffentliches Profil, dem andere Mitglieder folgen und auf dessen Pinnwand sie Nachrichten hinterlassen können. Im Feed des Personenprofils erscheinen alle öffentlichen Aktivitäten bei Wunderkit.
Wunderkit soll Projektmanagement neu denken. Was sich mir dabei bisher nicht erschließt ist, wo der Sinn für öffentliche Workspaces liegt. (Ich hatte allerdings auch noch nicht die Gelegenheit, Wunderkit zu testen.)
Aktuell gibt es ein anderes Startup, das an der Revolutionierung des Projektmanagement über SaaS (Software as a Service) arbeitet: Asana. Das von Facebook-Mitgründer Dustin Moskovitz gegründete Startup sorgt seit seinem öffentlichen Launch vor einem knappen Jahr für einige Wellen in der US-Szene: Zu recht, weil es Enterprise-Software, hier Projektmanagement, radikal neu denkt. Sarah Lacy schrieb seinerzeit auf TechCrunch:
You can tell Asana was co-created by one of the founders of Facebook. There’s that almost hubristic mission: To fix how people work together and make the global work place a better, more efficient, less frustrating place. “It was a precondition to leaving Facebook that I wasn’t going to start something that was just about chasing money,” Moskovitz says. There’s that Facebook-like obsession with efficiency, organizing inherently messy, social things with newsfeeds, updates and clean design. Pragmatism and data-driven decision making rule the company. Frugality is important but not everything.
Die unterschiedlichen Herangehensweisen könnten beiden Neueinsteigern in dem Feld ihre eigene Nische sichern. Wären da nicht die Preismodelle. Wunderkit:
Wunderkit wird in naher Zukunft in einer kostenfreien Gratis- sowie einer kostenpflichtigen Pro-Variante angeboten. Das geplante Differenzierungsmerkmal: Nur Pro-Anwender können Inhalte in den Arbeitsbereichen anderer Anwender (zu denen sie eingeladen wurden) editieren.
Das heißt, echte Kooperation wird nur Pro-Anwendern vorenthalten sein.
Auf dem sehr viel ausgereifteren Asana können dagegen bis zu 30 Personen große Teams kostenfrei miteinander arbeiten:
Bring your whole team onto Asana. Invite up to 30 members to a workspace for free.
Bei den Preismodellen werden die unterschiedlichen Horizonte der beiden Startups sichtbar. Asana schielt auf große Unternehmen und Konzerne und will für das Wachstum die Nutzung durch kleinere Unternehmen quersubventionieren. Wunderkit setzt für das Wachstum auf Öffentlichkeit von Workspaces und Follower-Prinzip als Lock-in. Soll aber sofort abkassieren, wenn echte Kollaboration auf der Anwendung stattfinden soll. Ein Stück weit scheint Wunderkit dafür auch auf Planungen abseits von Unternehmen und Arbeit ausgelegt zu sein.
Das klingt interessant als Strategie, ist aber auch gewagt.
Ich sage nicht, dass 6Wunderkinder kein Erfolg mit Wunderkit haben werden. (Mit der To-Do-App Wunderlist haben sie es auf 1,6 Millionen Nutzer gebracht. Die können in Wunderkit über eine Verknüpfung reingebracht werden.) Aber es wird nicht einfach mit dem geplanten Preismodell. Vielleicht ist gerade das Konzept mit den öffentlichen Workspaces und dem Follower-Prinzip, was Wunderkit einen Vorteil gegenüber anderen Diensten wie Asana gibt. Allerdings sehe ich aktuell nicht, warum das in ausreichendem Ausmaß so sein sollte. (Was, noch einmal, auch schlicht an meiner fehlenden Vorstellungskraft liegen kann.)
Martin Weigert says
Ich glaub das geplante Preismodell von Wunderkit auch erst, wenn es live ist. Halte es für durchaus möglich, dass sich da noch was verändert.
Viel interessanter erscheinen mir kostenpflichtige Apps von Drittanbietern, an denen Wunderkit mitverdient. Apple-Style. Dazu muss sich natürlich erst einmal zeigen, dass es Nachfrage nach (paid) 3rd Party Apps gibt. Vorstellen kann ich es mir.
Marcel Weiss says
Naja, man soll die Plattform nicht ausrufen, bevor sie etabliert ist. ;)
timbec says
Mangels Beta-Test Zugang kann ich noch nicht so viel zum Wunderkit beitragen. Jedoch gefallen mir die Demos gut und Martin schreibt ja auch recht positiv.
Das Paymodell könnte aber wirklich schwer werden, gerade mit dem kolloborativen kann man Nutzer doch gut anfixen. Eher vorstellen könnte ich mir ein Freemium Modell wo das auch für kleine Teams (< 3) kostenlos ist.
Aber mal abwarten was da genau kommt…
Marcel Weiss says
Das käme mir auch sinnvoller vor.
akrde says
Die Asana-30-Personen-Free-Version ist aber auch schnell am Limit. Man bedenke nur, das man in privaten Projekten (Workspaces) z.B. Familienmitglieder, Freunde, etc. hinzufügt und in Business-Projekten Kollegen, Kunden, Freelancer, usw. Dann ist es bei Asana auch schnell vorbei mit kostenlos, oder sehe ich das falsch?
Marcel Weiss says
Die Beschränkung gilt meines Wissens nach nur pro Workspace also pro Projekt: „Invite up to 30 members to a workspace for free.“
akrde says
Ui, das habe ich übersehen. 30 Members pro Workspace für lau ist natürlich genial, klarer Pluspunkt für Asana! :)