Zu den vielen bemerkenswerten Aspekten des geplanten Presseleistungsschutzrechts, das ein Lobbyvorstoß der Springer AG und ein von unabhängigen Rechtsexperten mehrheitlich abgelehnter Gesetzesvorschlag ist, gehört die kritiklose, oft teilweise ins Groteske abgleitende Berichterstattung in eigener Sache in fast allen deutschen Printmassenmedien.
Sie zeigen damit unwillentlich auf, wie schlecht eigentlich kommerziell orientierte Massenmedien für die öffentliche Meinungsbildung und damit als Stützen der Demokratie geeignet sind.
Das jüngste Beispiel ist ein Artikel von Jürg Altwegg in der FAZ mit dem Titel „Frankreichs Google-Krieg: Die Masken sind jetzt gefallen“ über den Streit zwischen Google und der französischen Regierung.
Zitieren wir ihn, solang wir das noch dürfen. Jürg Altwegg beginnt seinen Artikel so:
Nach dem Vorbild des deutschen Leistungsschutzrechts will Paris die amerikanische Suchmaschine an der Finanzierung der Inhalte, die sie vertreibt, beteiligen. Allerdings gehen die französischen Pläne weiter als das uns bekannte Leistungsschutzrecht.
a.) Google „vertreibt“ weder als Suchmachine noch als Aggregator mit Google News Inhalte. Das Unternehmen verweist auf Inhalte.
b.) Herr Altwegg suggeriert in den beiden Sätzen, das in Deutschland geplante Leistungschutzrecht für Presserzeugnisse sei bereits eine Sache in trockenen Tüchern, ein fertiges Gesetz, eben „das uns bekannte Leistungsschutzrecht“. Es stimmt zwar, dass die Bundesregierung den aktuellen Gesetzesentwurf umsetzen will, aber es hat noch nicht einmal eine Anhörung im Bundestag zu diesem geplanten Gesetz gegeben. Es existiert noch immer nur ein Gesetzesentwurf.
„Das uns bekannte Leistungsschutzrecht“ – Mit Formulierungen Tatsachen schaffen.
Frankreich plant nun ähnliches wie bei uns geplant ist. Ein von Google Frankreich zur Veröffentlichung geplantes Schreiben, in dem mit der Entfernung der Inhalte der französischen Presseverlage aus den Angeboten von Google gedroht werden sollte, gelangte vorzeitig an die Öffentlichkeit.
Jetzt das Bemerkenswerte: Jürg Altwegg schreibt diesbezüglich von Boykott seitens Google:
Diese Boykottdrohung schlug wie eine Bombe ein.
Wieso ist es Boykott, auf die Erbringung einer Leistung zu verzichten, für die man an jemand anderes bezahlen soll?
Wenn es Presseverlagen frei stehen soll, für das Aufgeführtwerden ihrer Inhalte in Google bezahlt zu werden, dann muss es im Umkehrschluss auch Google und jeder anderen Suchmaschine frei stehen, auf diese zahlungspflichtige Integration der Inhalte dankend zu verzichten.
Warum sollte die Entscheidung, Presseinhalte teuer auffindbar zu machen, den Suchmaschinen nicht offen stehen?
Kann es sein, dass diese Argumentationslinie der Presseverlage und ihrer Verteidiger einer kritischen Betrachtung nicht standhält?
Herr Altwegg in der FAZ weiter über die Argumente von Google:
Eigentlich müssten diese froh sein, dass Google für die Milliarden von Clicks kein Geld von ihnen verlangt. Völlig absurd sei es, die Suchmaschine an den Kosten zu beteiligen: „Das ist so grotesk wie die Vorstellung, dass ein Taxifahrer, der seinen Kunden in ein Restaurant fährt, dem Wirt dafür etwas bezahlen soll.“
Doch Google ist kein Gratistaxi – sondern ein Schwarz- und Trittbrettfahrer.
Nun kann man durchaus der Meinung sein, dass das Verhältnis zwischen Suchmaschine und indizierter Website mit altbekanntem Taxifahrer und Restaurant nicht zu vergleichen sei.
Aber: Inwiefern ist Google hier konkret ein Schwarz- und Trittbrettfahrer? Jürg Altwegg erklärt seine Interpretation nicht weiter. Es ist ein hingeworfener Satzbrocken.
Trittbrettfahrer bereichern sich an der Arbeit anderer, ohne zurückzugeben. Wer so das Verhältnis zwischen Google und Presseverlagen beschreibt, hat entweder nie einen Blick in die Referrerstatistiken von Presseangeboten geworfen oder verdreht bewusst die Realität.
Schwarzfahrer handeln wie Trittbrettfahrer, dabei allerdings sogar illegal. Wer so das Verhältnis zwischen Google und Presseverlagen beschreibt, hat entweder keine Ahnung vom geltenden Recht und der deutschen Rechtsprechung (Google verhält sich dem deutschen Recht entsprechend) oder verbreitet bewusst die Unwahrheit; oder suggeriert weiter, dass ein geplantes Gesetz bereits Gesetz ist (oder will einfach begründungsfrei denunzieren).
Die Interpretation von Herrn Altwegg als gewagt zu beschreiben, ist also untertrieben. Dass er sie im Artikel nicht weiter ausführt, überrascht nicht. Sie ist substanzlos.
Aber auch in Frankreich ist man um substanzlose Äußerungen nicht verlegen.
Der Herausgeber des linken „Nouvel Observateur“, Laurent Joffrin, macht eine andere Rechnung auf: „Innerhalb von zehn Jahren konnte Google beim Umsatz um eine Milliarde Euro zulegen. Jedes der Unternehmen, die den Inhalt produzieren, ist um den gleichen Betrag zurückgegangen.“
Was für eine grandiose implizierte Milchmädchenrechnung, die von einem Wirtschaftsverständnis eines Zwöfljährigen zeugt: Jeder Euro, der Presseverlagen verloren geht, wandert 1:1 zu Google, das selbst wiederum nichts zurückgeben will.
Was man dazu ein weiteres Mal sagen könnte:
1.) Märkte sind selten Nullsummenspiele. Der Werbemarkt ist erst recht keines. Nicht einmal ansatzweise.
2.) Google verdient sein Geld nicht mit Werbung neben Links zu Artikeln über den Irakkrieg oder die EU-Krise. Google verdient sein Geld mit Werbung bei transaktionsgetriebenen Suchen, also etwa bei Suchen zu Autos, Versicherungen oder Finanzprodukten. Das ergibt nicht nur aus einem mit gesundem Menschenverstand angetriebenen Blickwinkel Sinn. Das kann man auch überprüfen, indem man sich die über Auktionen ermittelten AdWords-Preise für die entsprechenden Keywords anschaut.
3.) Diese Tatsachen sind Allgemeinwissen für ansatzweise Interessierte zu aktuellen Wirtschaftsthemen und besonders zum seit Jahren stattfindenden Medienwandel. Und sie wurden in den letzten Jahren hier und anderenorts immer wieder thematisiert.
4.) Habe ich einen Schlaganfall? Ist das Gerät hier an?
Es ist vollkommen egal, wie man zu Google steht, um dieses Schmierentheater als solches wahrzunehmen. (Ich stehe diesem Konzern, dessen beste Zeit meines Erachtens schon länger hinter ihm liegt, ausgesprochen kritisch gegenüber.)
Noch einmal zurück zu dem Standpunkt, Google dürfte die Inhalte der Presse nicht entfernen:
Welches Ausmaß an Arroganz ist notwendig, um einerseits die Bezahlung für die Einträge der eigenen Inhalte im Suchindex zu verlangen und andererseits aber der Suchmaschine untersagen zu wollen, auf diese kostenpflichtigen Einträge zu verzichten?
Wie kann ein intelligenter Mensch hinter dieser Forderung nicht die mafiöse Argumentation sehen?
Oder kann er das, zieht aber aus egoistischen Gründen vor, ein anderes Bild zu zeichnen? Wäre das möglich?
Und: Wie lautet die ökonomische Begründung, für eine Leistung bezahlt werden zu wollen, auf deren Früchte man selbst auf keinen Fall verzichten will? Könnte es sein, dass man dann selbst so viel Nutzen aus dieser Beziehung zieht, dass auf einem Markt, auf dem beide Parteien über den Preis verhandeln und bei Nichtübereinkunft verzichten, der Preis für das Indizierendürfen der Inhalte auf Null sinken würde? (Oder wäre es gar möglich, dass Google sich bezahlen lassen könnte, weil es so viel Nutzen stiftet? Also so, wie es bei der Shoppingsuche von Google bereits der Fall ist?)
Ein DJV-Mitarbeiter hatte im März 2012 gefordert, dass Google bezahlen soll und wehe, wenn sie es wagen, auf die kostenpflichtigen Inhalte zu verzichten: Den Verzicht untersagen wir ihnen einfach, war seine Lösung. Ich schrieb damals daraufhin:
Was bereits für Google abwegig klingt, wird für kleinere Anbieter komplett grotesk: Wer hierzulande ein Suchmaschinenangebot oder einen Aggregator anbieten will, soll gezwungen werden, die [für ihn] kostenpflichtigen Inhalte der deutschen Presseverlage zu integrieren?
Muss man die Konsequenzen dieser Groteske wirklich ausformulieren?
Warum gibt es in den Qualitätsmedien wie der FAZ keine Debatte über die Folgen des Standpunktes, Google solle zum zahlen gezwungen werden?
Soll nicht das Feuilleton der Platz sein, an dem die Intelligenz des Landes ihre Positionen herausarbeitet und intellektuell jede Konsequenz zu Ende denkt? ‚Was würde denn passieren, wenn unsere Forderung ‚A‘ umgesetzt wird? Spielen wir das einmal durch.‘
Reicht es nur noch für ‚Jetzt hauen die Franzosen auch drauf. Das können wir für Stimmungsmache in eigener Sache nutzen!‘?
Denkt hier jemand mit? Ist das hier an?
Noch einmal: Die schamlosen Unverschämtheiten von Publikationen wie der FAZ beim Thema Presseleistungsschutzrecht zeigen, dass die kommerziellen Massenmedien eher schlecht als recht als Basis für eine tatsächliche demokratische Meinungsbildung geeignet sind, die alle Partikularinteressen einer Gesellschaft deren Bedeutungen entsprechend einbezieht.
Das ist keine neue Erkenntnis, aber sie wird umso deutlicher sichtbar, wenn die Medien im eigenen Interesse berichten.
(Aber was denn dann sonst als Basis, könnte der interessierte Leser nun fragen. Die Antwort kann man (unter anderem) in Yochai Benklers „The Wealth of Networks“ nachlesen und heißt ‚vernetzte Öffentlichkeit‘.)
Fritz says
Jetzt erkläre mir doch einmal, worüber du dich so aufregst, außer darüber, dass dies ein schlechter Artikel war (aber da könnte man sich ja über vieles aufregen)?
Google ist dick und ist kugelrund vor lauter Geld im Bauch – die Verlage können mit sauberem Journalismus kein Plus mehr machen, die Redaktionen werden halbiert und geviertelt, die Honorare für Freie Journalisten sind im freien Fall etc. Jetzt bekappeln sich die beiden Parteien. Ja und?
Wenn dir die Inhalte der Zeitungen sowieso längst suspekt und piepegal sind, kann es dir ja auch egal sein, ob du darauf verlinken darfst. Was ist das für eine Logik? Ich verstehe nicht, wo eigentlich das Interesse der LSR-Gegner liegt. Einerseits verachten sie Zeitungsinhalte, andererseits wollen sie sie gratis haben.
Damit wir uns nicht missverstehen: Die Kritik am LSR ist so einfach zu haben wie berechtigt. Aber mir gehen auch dise LSR-Kritiker auf den Sack, die partout nicht das Unglück wahrnehmen wollen, was gerade real passiert und von dem am Ende logischerweise auch Blogger und Poster betroffen sind.
Ziehe mal sämtliche Infos aus dem Internet ab, die ursprünglich zuerst in einer Zeitung standen – das würde selbst bei Wikipedia der Wirkung einer Splitterbombe gleichen. Genau diese Splitterbombe explodiert aber gerade in einem Zeitlupentempo insofern, als die Produktionsbedingungen für recherchierte und editierte Informationen zusammensacken. Das Netz mag dabei einiges kompensieren, aber sicherlich nicht alles.
Ich verstehe einfach nicht die Aufregung darüber, ob Google einen Groschen in die Kaffeekasse der Verleger zahlt, während die eigentlichen Existenzprobleme weder Google noch die Verleger haben, sondern die Journalisten und damit auch der Journalismus. Daher noch mal die Frage: Wie stellst du dir die Zukunft vor? Wie funktioniert die Öffentlichkeit, wenn sie von Neue-Revue-Journalismus und BILD-Emotionalismus dominiert wird und kritische Blogger immer weniger kritische Leser finden, weil die Masse der Leser nur noch vernebelte und informationsreduzierte Hirnen haben? Etc.
Schau auf das Problem die Lösung wird folgen …
A-Agency says
Full ACK!!!
Danke für die tolle „Zusammenfassung“. Einer der Gründe warum ich genau
bei dieser Petition gegen das Leistungsschutzrecht (ausnahmsweise) nicht
mitgezeichnet habe: ich will das sehen wie die auf die – ähhhh – Klappe
fallen. Anders kann es nicht kommen.
Wer bei Zeitung und Verlagen an Demokratie und Meinungsbildung glaubt,
der soll man hier lesen:
http://www.news-aus-neumarkt.de/wem-gehort-die-suddeutsche-zeitung/
Wenn man sieht, daß einzelne Personen hinter ganzen Verlagsketten
stecken, braucht man sich nicht mehr fragen wo diese „Meinungsbildung“
herkommt…
A-Agency says
Die Honorare für die Redakteure und Journalisten sind im freien Fall – ja. Aber nicht die Vorstandsgehälter der AG-Inhaber etc. Es liegt doch nicht an Google (und ich stehe dem eher neutral gegenüber), daß Journalisten nach dem Studium sich jahrelang mit Praktikas rumschlagen müssen.
Außerdem gibt es längst funktionierende andere Möglichkeiten als das LSR: wie z.B. in der Slowakei eine Paywall http://www.seo-woman.de/leistungsschutzrecht/
Malte Koj says
Schön ausgedrückt! Aber die Frage warum ist eigentlich nicht so schwer zu beantworten oder? Könnte es nicht einfach möglich sein, dass es den Politikern nicht gefällt, dass Ihr Instrument zur Meinungsbildung einfach den Stecker gezogen bekommt von Google. Stell Dir vor ein Politiker hätte etwas zu sagen, aber keiner bekommt es mit!
MadManniMan says
Fritz,
was außer „mimimi“ seitens der Journallie kommt denn beim Beobachter dieses Geschehens an?
Ich für meinen Teil verzeichne bei „Beitrag auf Verlagsseite ohne für mich nennenswerte Qualität“ einen weiteren Strich.
Martin Missfeldt says
Ich stimme dem Artikel voll zu. Auch der Konsequenz, dass es bedrohlich ist, wenn die „unabhängigen Medien und Journalisten“ ihre „demokratische Macht“ missbrauchen – aber neu ist das doch nicht, oder? Regen wir uns nicht seit Jahren / Jahrzehnten über die Meinungsbildungsmacht der Bild auf? Lange Zeit waren es „Einzelmeinungen“ – doch nun wird dank Social Media und der Blogosphäre plötzlich eine hörbare Stimme draus. Bei aller berechtigen Kritik am LSR und dem Weg des Zustandekommens, hat das doch vor allem eine Konsequenz:: die Verantwortung an uns Blogger hinsichtlich einer kritischen Berichterstattung steigt.
Ich ahne schon, dass sich immer mehr Journalisten aus den rückwärtsgewandten Medien verabschieden – wenn es endlich ein vernünftiges Bezahlmodell gibt. Denn das ist doch die Krux, und weder Google oder die Verlage können daran etwas ändern: die „Umsonstkultur“ im Internet muss sich zugunsten einer durch Leser-Anzahl generierten Monetarisierung verändern. Und das können weder Verlage noch Google – das müssen wir uns überlegen und durch gemeinsame Praxis durchsetzen.
Alexander Holl says
Hallo danke für die Zusammenfassung, das Google viel Geld verdient ist letztlich ein Verdienstg seines guten Produktes. Manchmal stelle ich mir aber die Frage ob tatsächlich guter Journalismus nicht bezahlt werden kann, oder die gewaltigen Media Verkaufsmannschaften. Google, Facebook und eine ganze Reihe anderer Online Unternehmen zeigen uns alternative Wege, wie man relevante und vor allem umsatzstarke Werbekanäle im Internet aufbauen kann. Werbung die von Nuterzn geklickt werden , weil relevant. Und mit der passenden Vermarktung sind meines Erachtens auch Inhalte erschwinglich. Google selber hilft ja den Unternehmen durch die Vermittlung von Zugang zu Ihren Informationen (vermarktbare) Reichweite. Diesen Trafficast abzusägen ist ja fast Wahnsinn. Ich hoffe nicht das Google hier ein paar Groschen in die Kasse legt.
Gute und sinnvolle Geschäftsmodelle müssen entwickelt werden und nicht neue GEMA und GEZ Konzepte.
speedracr says
Der SPIEGEL assistiert auf seine Weise mit Google-Bashing zu „den undurchsichtigen Methoden eines übermächtigen Konzerns“, mal ganz was Neues. Habe den Artikel noch nicht gelesen (- muss vllt. auch nicht sein), aber diese zeitungsübergreifende tendenziöse, gegen einzelne Akteure gerichtete Technikfeindlichkeit wirkt lächerlich, wenn auch besorgniserregend.
Quiltifant says
Was setzt du dich hier so für irgendwelche geldgierigen Verlage ein? Lass die doch pleite gehen. Wenn es genug Nachfrage nach teurem Journalismus gibt, dann werden sich schon Anbieter finden, die diese Nachfrage befriedigen.
Und die armen Journalisten können ihr Gehalt in Zukunft mit Hartz IV aufbessern. Das ist für den Rest der Bevölkerung schließlich auch zumutbar.
DAMerrick says
Interessant. Wirst du von den Verlagen bezahlt oder glaubst du das wirklich?
Die Verlage könnten ja anfangen, korrekte Gehälter an alle bezahlen, Paywalls aufbauen damit nur noch zahlende Leser die „Qualität“ lesen dürfen, etc. etc.
Aber nein, lieber lehnen sich alle zurück, meinen mit Phrasen wie deinen sich als Opfer darzustellen und gleichzeitig als große Helden die doch „dieses Internetz“ überhaupt mit Infos beliefern.
Und wenn gar nichts mehr hilft? Dann heißt es am Schluss wieder Kostenlos-Kultur. Zwar ebenso widerlegt aber das ist ja inzwischen völlig egal.
Fritz says
Du drückst dich unklar aus, ich kann höchstens ahnen, was du meinst.
Ich kann nur sagen: Ich finde täglich im Netz mehr als genug redaktionelle Produkte, die ich für hoch interessant halte (wobei ich auch Englischsprachiges lese und einen breiten Fächer an Interessen habe). Da ich sehr früh im Leben angefangen habe, Zeitung zu lesen, überblicke ich außerdem Jahrzehnte als Leser und sehe daher sehr deutlich den Qualitätsabrieb, der direkt mit dem ökonomischen Druck zu tun hat, der auf den Redaktionen liegt und sich zunehmend sichtbarer auswirkt.
Ich kann mich aber nur wiederholen: Wenn du auf redaktionelle Inhalte verzichten möchtest, dann gehörst du ja auch zu denen, die sich um nichts Sorgen machen müssen, was das LSR betrifft. Verlinken auf Artikel? Interessiert dich ja nicht, findest du ja sowieso alles doof. Steuervermeider Google zahlt ein paar Euro an die Verlage? Kann dir schnurzegal sein, betrifft dich ja auch nicht. Daher verstehe ich die aufgeblähten Backen einfach nicht.
Fritz says
Das ist lustig. Ehe Google oder z.B. alle Wirtschaftsunternehmen etwas zahlen, die PR-Abteilungen haben, zahlst du lieber selbst. Okayyyy …. clever.
MadManniMan says
Hui, warum diese persönliche Betroffenheit? Ich habe nur geschildert, was meine Gedanken beim Querlesen des benannten Artikels waren.
Keine Sorge, ich verstehe die Zusammenhänge schon, arbeite selbst quasi in der PR und bekomme täglich den schmalen Grat zwischen gekauftem und echtem Journalismus mit.
Also nochmal: warum musst Du mich an dieser Stelle beleidigen?
—
Und: es ist einfach ein weiterer Artikel (der ursprünglich verlinkte), der eine Argumentation fernab jeder Logik nutzt.
Ich kann das nicht mehr hören. Auf diese Weise gelingt es den Verlagen tatsächlich, dass ich stimmungsmäßig eher geneigt bin, mit dem großen Google zu sympathisieren. Das ist kein gutes Zeichen.
David Böhme says
Hast du den Beitrag eigentlich gelesen? Wenn die Verleger nicht möchten, dass Google ihre Inhalte verlinkt, ohne den Verlagen dafür Geld zu geben, können sie das haben. Auch heute schon. Ohne LSR. Aber warum bitte soll Google zahlen /müssen/? Nur weil sie gerade mehr Geld haben? Das ist einfach nur eine völlig anmaßende Forderung seitens der Verleger. Dass es den Verlagen gerade schlecht geht, ist weder Googles Schuld noch deren Problem.
ClaudiaBerlin says
Ds Modell der Slowakei finde ich gar nicht schlecht!
„Der Leser bezahlt für einen Monat Zugang zu 52 Webseiten von 9 Verlage
nur 3,90 Euro – mit 3 Klicks zur Zahlung. Sehr sehr leicht! Das System
wird gerade auch in Polen “installiert”.“
Klar, das würde ich locker auch zahlen. Wenn DAS das Problem des Journalismus löst – gerne!
Marcel Weiss says
Es geht eben nicht nur um Google und ein paar Presseverlage. Denn es geht nicht um eine Verhandlung zwischen diesen Parteien, die nur diese betreffen würde, sondern um eine Einführung eines neuen Exklusivrechts.
Wer das einführen will, ist in der Bringschuld, gute Argumente zu liefern. Diese Argumente fehlen komplett.
Ich hatte die Auswirkungen des geplanten Rechts und der ‚Muss zahlen‘-Position in einem älteren Artikel schon einmal behandelt und hatte das oben zitiert:
„Was bereits für Google abwegig klingt, wird für kleinere Anbieter komplett grotesk: Wer hierzulande ein Suchmaschinenangebot oder einen Aggregator anbieten will, soll gezwungen werden, die [für ihn] kostenpflichtigen Inhalte der deutschen Presseverlage zu integrieren?“
Es geht um alle Suchmaschinen und alle Aggregatoren und es geht um das gesamte Web. Ich schreibe in den nächsten Tagen noch einen Artikel über die immensen potentiellen Kollateralschäden des geplanten Rechts, die kaum jemand zu erfassen scheint.
rldml says
Ich will nicht von Zeitungen „Content“ stehlen – Ich will aber auch nicht kostenpflichtig abgemahnt werden, nur weil ich online auf Facebook oder in meinem Blog meine Muttersprache (deutsch, wie überraschend!) verwende und zufällig einen Satz geschrieben habe, der in den vergangenen 12 Monaten von *irgendeinem* Verlag in *einem* Artikel genutzt wurde.
Genau DIESE Lücke hat der Gesetzgeber in seinem Entwurf gelassen. Und wir alle befürchten völlig zu Recht, dass unsere *meinungsbildenden* Verlage dieses Recht nicht bis zur absoluten Schmerzgrenze ausnutzen würden…
LG
Joel Garske says
Die Reaktionen der deutschen Presse sind meiner Meinung nach panische Versuche, die fuer sie unabwendbaren Folgen des Leistungsschutzrechtes, naemlich den Verzicht der bisher sehr kooperativen Indexierungsdienste auf Einbeziehung der dann „geschuetzten Inhalte“ in den Index, per Gesetz auszuschliessen. Ein Stueckwerk zur eigennuetzigen „Reparatur“ eines schon sehr kurzsichtigen realitaetsfernen Machwerks namens „Leistungsschutzrecht“. Danke fuer die Zusammenfassung.
André Gewert says
„die Verlage können mit sauberem Journalismus kein Plus mehr machen, die
Redaktionen werden halbiert und geviertelt, die Honorare für Freie
Journalisten sind im freien Fall etc.“
Aber das ist doch, bitte!, nicht die Schuld von Google und anderen Suchmaschinen.
Fritz says
Entschuldigung vielmals, du hast dich oben unklar ausgedrückt, aber Wörter wie „Journaillie“ und „ohne für mich nennenswerte Qualität“ lassen eigentlich nur einen Schluss zu … was wolltest du denn sonst sagen?
Fritz says
Du verstehst die Gefahr nicht.
Ich bin die Partei, die keine Stimme hat: die Partei der Intensiv-Nutzer von Zeitungen. Die Stimme der Leser.
(PS Hartz IV ist kein Geld, was auf den Bäumen wächst. Irgend jemand arbeitet immer dafür.)
Fritz says
Ja, ich hab’s gelesen, aber du offenkundig nicht meinen Kommentar. Ich schrieb: „Die Kritik am LSR ist … berechtigt.“ Die Debatte um Google ist ein wunderschöner Aufreger um nichts. Es sind sind offenbar auch alle LSR-Kritiker einig, dass Google nichts zahlen wird. Schön, wenn dem so ist, könnte man ja mal endlich logisch den nächsten Schritt machen und überlegen: Wo sind wir? Wo geht die Reise hin?
Über das, worüber man sich wirklich sorgen und aufregen könnte, das kommt nicht auf den Schirm. Ich erlaube mir, das ziemlich blöd zu finden.
Fritz says
Nein. Würde ich keine Sekunde behaupten, dass Google eine Schuld hat am Malheur der Verlage. Das Zitat weist nur auf das einzige Problem, über das sich zu reden lohnen könnte.
Während es absolut überflüssig ist, sich darüber aufzuregen, dass Google zahlen soll, wenn man schon weiß, dass Google dies nicht tun wird. Die Rechnung landet doch im Papierkorb – was soll dann die Aufregung?!
Hängt da vielleicht doch irgendjemand mehr an den Leistungen der Zeitungen, als er sich eingestehen möchte?
Fritz says
Wenn du das auf deutsche Preise hochrechnest, landest du dicherlich bei einem Beitrag um die 20 Euro, wnen nicht höher. Kommt auf die Anzahl der gebündelten Angebote an.
Marcel Weiss says
Es geht nicht allein um Google. Siehe u.a. meinen vorherigen Kommentar.
André Gewert says
Vielleicht habe ich das auch nur missverstanden. Aber in dem obigen Kommentar klingt vor allem eines durch: Google hat’s doch, also ist es auch kein Problem, wenn Google bezahlen muss. Das kann aber kein (ernst gemeintes) Argument sein.
Fritz says
Ich bin Leser. Mir macht Sorge, dass solche Instanzen wie Spiegel oder ZEIT im Online-Bereich immer mehr Junk servieren. Wenn das die Zukunft sein soll, wäre ich bereit, dagegen was zu tun:
„Nun, vor allem Onlinemedien müssen 24 Stunden am Tag Inhalte liefern.
Das setzt falsche Anreize: Für Journalisten lohnt es sich eher, zu
spekulieren und Texte einfach rauszuhauen – als womöglich nichts zu
schreiben über eine Geschichte, in die sie Zeit investiert haben, die
sich aber als haltlos erweist. Sie müssen ein Fass ohne Boden füllen. In
ihrer Verzweiflung greifen sie sogar auf offensichtlich gefälschte
Geschichten zurück – wenn sie gut erfunden sind…“
Zitiert nach http://juergenvielmeier.de/wp/2012/10/hamsterrad/ von heute.
Ich würde dringend vorschlagen, Verlage und Journalismus getrennt voneinander zu betrachten. Den Verlagen geht es gar nicht so schlecht – die ziehen aus immer weniger Text immer mehr Klicks und Werbevieh, schlagen außerdem – ganz wie Google – wunderbare Brücken zwischen Redaktion und Verkauf von irgendetwas. Stimmt, da gibt es einige, die brauchen kein weiteres Mastfutter. Der Witz ist nur der: Die journalistischen Instanzen, die – mir jedenfalls – am Herzen liegen, werden die Verlierer sein. Guck dir mal an, wie in England „The Guradian“ zugrunde getrampelt wird. 40 Mio. im Jahr, dank „Strukturwandel der Öffentlichkeit“. Gibt es dafür irgendwo Ersatz? Nein. In Deutschland ähnlich die TAZ. Guck dir an wie viele da online lesen und wie wenig da finanziell bei herumkommt.
Crowdfunding-Projekt für rechercheintensiven Journalismus: krachend gescheitert in der Planungsphase.
Christoph Seufert says
„Google einen Groschen in die Kaffeekasse der Verleger zahlt“.
1. Das ist eine nette Umschreibung für eine Zwangsabgabe für eine Leistung, die Google auch noch unter Zwang erbringen soll. Was ist eigentlich mit Bing, Yahoo, DuckDuckGo? Soll jetzt jeder Link im Netz kostenpflichtig werden?
2. Was ist das, ein „Verleger“? Neunetz ja auch, oder? Dann geb ich morgen auch ein Blog heraus, das von Google zwangsfinanziert wird.
3. Die Google-Suche ist also dafür verantwortlich, dass die Zeitungen ihre Print-Erzeugnisse nicht mehr verkauft kriegen? D.h. Du persönlich liest statt Zeitungen nur noch Suchergebnisse? Was ist denn das für eine – freundlich ausgedrückt – seltsame Argumentation? Oder evtl. deren eigenen Online-Angebote, die die leider nicht so monetarisiert bekommen, wie sich sich das vorstellen?! Komisch, dass es andere schaffen. Es gibt wirklich hochwertige journalistische Erzeugnisse aus dem Technologie-Bereich (The Verge, Ars Technica, Anandtech) die das schaffen. Auch eine NY Times Company macht satte Gewinne mit Qualitätsjournalismus. Ist es nicht vielleicht so, dass die deutschen Qualitätszeitungen einfach die Entwicklung verpasst haben? Und für dieses Versäumnis soll Google nun zahlen?
Christoph Seufert says
Warum? Deine Argumentationslinie ist: Meinen geliebten Zeitungen gehts schlecht, Google gut, also soll Google zahlen. Übrigens gehts auch den Ölkonzernen extrem gut, warum sollen die keine Zwangsabgabe an die Verlage zahlen?
Christoph Seufert says
Doch, genau das behauptest Du. Schliesslich forderst Du genau Google auf an die Verlage zu Zahlen mit dem einzigen Argument, dass die Geld haben. Wie gesagt: Warum sollen das nicht die Ölkonzerne leisten?
Christoph Seufert says
Interessant ist doch: Verlage wie die NY Times oder Washington Post haben es gescahfft, sich auf die veränderte Situation einzustellen. Dass das vielen deutschen Verlagen noch bevor steht und auch schmerzhaft sein wird: Klar. Dafür Suchmaschinen verantwortlich zu machen ist seltsam.
Christoph Seufert says
1. Und warum soll Google dafür zahlen? Und dann am besten nur an die Qualitätsmedien, die Dir am Herzen liegen, oder?
2. Du hast die Macht als Leser. Wenn SPON nur noch Junk serviert: Ignorieren. Dank des Internets gibt es doch mehr Alternativen als jemals zu vor. Und immer bist Du jegliche Argumentation schuldig geblieben, wieso eine Google-Zwangsabgabe nun die Qualität des Angebots von SPON steigern soll? Wird nicht das Gegenteil der Fall sein (denn der Verteilungsschlüssel geht ja auch nach Zahl der Page Impressions)
3. Was heisst „Crowdfunding“? Die FAZ ist auch durch die Leser/Käufer „gefundet“.
4. Warum zahlen die Leser die die TAZ so wahnsinnig schätzen dann nicht dafür? Es gibt eine Flattr Integration. Aber nach kurzer Stichprobe zeigt sich: Offenbar ist es fast niemandem Geld wert.
5. Nachdem der Guardian ja offenbar das Opfer ist: Wer ist da der Täter, der den Guardian „zugrunde trampelt“?
6. Wo war eigentlich eine Seite wie diese vor 20 Jahren, als deine Vorstellung von der Medienwelt ja offenbar noch in Ordnung war? Du beklagst nur, dass es deinen Lieblingsmedien schlecht geht, aber die neue Freiheit und die Alternativen nimmst Du auch in Anspruch.
7. Warum zahlst Du eigentlich nicht an die Verlage? In deinem Twitter-Stream verlinkst Du auf die kostenfreien Angebote der Verlage. Wieso unterscheidet sich das von Google?
Tobias Mayer says
Ich gebe Fritz insofern Recht, als dass ich die Lage der Redaktionen auch beängstigend finde. Meine Schlussfolgerung: Anstatt den bescheuerten Entwurf zum LSR zu torpedieren, sollten die Verlage lieber endlich benutzerfreundliche Bezahlmodelle für ihre Online-Angebote einführen und nicht nur Tageszeitungen lieblos per Epaper ins Netz stellen bzw. auf rein werbefinanzierte Seiten setzen. Ich will kein LSR, aber ich will auch keinen Journalismus am Tropf der Werbeindustrie.
Quiltifant says
Was denn für eine Gefahr? Wenn es genug Nachfrage gibt, dann werden sich für teuren Journalismus schon genug Anbieter finden.
Die taz hat mit ihrer Genossenschaft übrigens auch ein interessantes Modell.
Wenn du als Intensiv-Nutzer bessere Qualität willst, dann musst du dafür zahlen. Und nicht einfach irgendeine Firma, die auch irgendwas mit diesem Internet macht, von dem man neuerdings so viel hört.
MadManniMan says
Und nochmals eine Bitte um Entschuldigung meinerseits, ich schrieb „Journallie“ ohne mir der herablassenden Bedeutung bewusst zu sein. Sorry!
„Ohne für mich nennenswerte Qualität“ hingegen ist für mich Ausdruck meiner subjektiven Bewertung dieses Artikels. Ich erwarte von Journalismus im Grunde keinen anderen Ansatz, als einen wissenschaftlichen: die Grundannahmen müssen stimmen, die Thesen müssen nachvollziehbar sein, die Recherche muss passen. Ich gestehe dem Schreiber zwar einen subjektiveren Standpunkt ein, als einem Forscher, aber wenn ich beim Lesen den Eindruck bekomme, dass schon vor der letzlichen Auseinandersetzung mit dem Thema das Urteil schon feststeht, dann kann mir diese Arbeit gern gestohlen bleiben.
qed says
Über die laufende Petition gegen das Leistungsschutzrecht wurde auf den großen Online-Portalen der Tageszeitungen auch kaum bzw. gar nicht berichtet. Das „Scheitern“ der Petition war dann allerdings wieder Thema auf jedem Portal.
C. Jonas Cords says
Nicht genügend deutsche Verleger kennen
http://de.wikipedia.org/wiki/Robots.txt
Anders ist die Melange aus Hysterie und Halbwissen nicht zu erklären.
Da man jahrzehntelang die Erprobung neuer Modelle wegen der Kannibalisierung ignorierte, will man sich eben bei demjenigen gütlich tun, dessen Geschäftsmodell funktioniert. Und die behauptete Reichweite der Print-Ausgaben ? Sollte von jedem Werbetreibenden bei Rabattverhandlungen mal dringend hinterfragt werden.
Sabine says
Nein – würde ich niemals zahlen, weil ich damit auch die Erzeugnisse mitfinanziere die ich auf’s schärfste ablehne. Ich zahle nur für Qualität, auch und vor allem im Journalismus, und das auch gerne. Ist im übrigem imho die einzige Lösung für die Verlage. Wieder etwas mehr Qualität und sich auch gegeneinander abgrenzen.
Fritz says
Nein. Meinetwegen soll Google nichts zahlen. Und alle anderen Suchmaschinen auch nicht. Diese Debatte ist mE einfach unter großer Aufregung am Thema vorbei, weil es wurscht ist, ob Google zahlt oder nicht. Es müssten mMn ganz andere zahlen; und es müsste primär darüber geredet werden, wie dieses Geld verteilt wird. Ich denke z.B. an alle Unternehmen, Lobbyisten-Vereinigungen und Verbände, die PR-Abteilungen betreiben bzw. PR-Agenturen für sich arbeiten lassen. Ich denke an alle stillen Nutznießer, die tatsächlich geldwerten Vorteil daraus ziehen, dass es Zeitung/Medien gibt. Und ich denke daran, dass die Verleger sich nicht so ohne weiteres das Geld selbst zuteilen können – ohne Qualitätsschlüssel geht gar nichts, weil nur ein Qualitätsschlüssel dazu führen kann, dass die Verlage sich Qualität wieder etwas kosten lassen.
Fritz says
Christoph, endlich kommen wir weiter. Warum nicht die Unternehmen, die riesige PR-Abteilungen unterhalten, um einen angemessenden Beitrag bitten? Ganz genau das meine ich, bspw. Google zahlt dann vielleicht 50.000 Euro im Jahr. Oder 100.000. Im Verhältnis zu den hinterzogenen Steuern ist das nichts.
Fritz says
Das liberalistische Gedankengut wird von den Ökonomen in Chocago gerade ad acta befördert. Dass Märkte sich von ganz allein ausbalancieren glaubt keiner mehr. Ich zahle übrigens eine Menge pro Jahr. 3 Abos … ich weiß gar nicht wieviel, womöglich … ach je. Lieber nicht nachrechnen.
Fritz says
Auch an dieser Stelle noch mal: Ich sage nicht, dass Google zahlen soll. Ich sage lediglich, dass der Abrieb aufgehalten werden sollte. Ich kann mir da naheliegendere Beitragsquellen vorstellen als Google (s.u. an anderer Stelle).
Ja, Spon habe ich schon z.B. bei G+ aus der Timeline herausgeworfen, es war nicht mehr auszuhalten.
Crowdfunding heißt dies hier: http://de.indiegogo.com/feodo?c=home. Die Zeit ist abgelaufen, das Geld für die Geldsammelmaschine kam nicht zusammen.
Die geringe Zahlungsbereitschaft hängt wohl vor allem damit zusammen, dass jeder hofft, dass andere zahlen, was man dann still mitnutzt. Immerhin hat die TAZ noch etwas wie eine Solidargemeinschaft um die Redaktion als Schutzwall aufgebaut, es ist ja eher ein alternatives Projekt. Es gibt da tatsächlich Leute, die etwas zahlen, damit andere umsonst lesen können.
Ich glaube nicht, dass die Medienwelt jemals wirklich in Ordnung war. Deswegen entstanden ja seit den 70er Jahren vor allem auf lokaler Ebene, dann aber mit der TAZ auch überregional „Gegenöffentlichkeiten“. Heute haben wir viel Gegenöffentlichkeit, aber die Öffentlichkeit erodiert.
Ich zahle einiges an Verlage. Ich habe auch das Gefühl, dass ich dafür etwas bekomme ;)
Tom Klose says
Im Kern sicher korrekt. Und es findet sich bestimmt auch viel Empörenswertes im Artikel der FAZ.
Die Aussage, Google verdiene im Gesamtzusammenhang betrachtet nicht auch an den Inhalten der Medienhäuser ist allerdings natürlich ziemlich eindimensional und legt den Verdacht nahe, dass der Autor auch gerne mal das ausblendet, was der Argumentation im Wege steht.
Auch wenn das Leistungsschutzrecht nicht die Lösung ist, so ist das Problem weitaus komplexer. Und auch das ist „Allgemeinwissen für ansatzweise Interessierte“. Deshalb kann man den schwarzen Peter nicht einfach zu den klassischen Medien schieben und sagen: findet euch einfach mit der Situation ab.
Trotzdem: eine Diskussion allemal wert.
Marcel Weiss says
„Die Aussage, Google verdiene im Gesamtzusammenhang betrachtet nicht auch an den Inhalten der Medienhäuser ist allerdings natürlich ziemlich eindimensional und legt den Verdacht nahe, dass der Autor auch gerne mal das ausblendet, was der Argumentation im Wege steht.“
Das habe ich nicht behauptet.
Fritz says
Suchmaschinen sind nicht dafür verantwortlich. Das Internet ist dagegen schon die zentrale Ursache.
Die NY Times hat nichts geschafft. Sie kämpft ums Überleben und damit eine der Bastionen der Öffentlchkeit in den USA. Der Trend zeigt abwärts: http://www.nytimes.com/2012/02/03/business/media/quarterly-profit-falls-12-2-at-times-co.html?_r=0
Vor allem die Werbung fehlt.
Ich verstehe nicht, warum immer alle davon reden, was den Verlegern Schlimmes bevorstünde. Die können jederzeit Redaktionen verkleinern, Text-Rohstoff billiger zukaufen, den Bildanteil erhöhen, die Klick-Klebrigkeit erhöhen. Uns Lesern steht etwas bevor! Den Journalisten steht etwas bevor, sofern sie noch Arbeit haben.
(Spanien: Seit 2008 haben 8.000 Journalisten den Arbeitsplatz verloren. Wenn 2013 die Krise auch in D härtere Züge zeigt, werden auch bei uns mehr Inhale abgeschliffen. FAZ schließt auch gerade eine ganze Reihe von Blogs …)
Tom Klose says
Genau solche „Argumente“ sind der Grund für den Niedergang des Qualitätsfernsehens und für Fastfood.
Tom Klose says
Statt mit irgendjemandem zu sympathisieren: wie wär’s mal mit Lösungsvorschlägen..?
Tom Klose says
Nicht Schuld, aber eine der Ursachen.
Klingt seltsam, aber durchaus vergleichbar: als in den 80ern das Waldsterben begann, waren dafür ursächlich die Autohersteller verantwortlich – und wurden im Sinne des Gemeinwohls dazu gezwungen, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Und bezahlt hat es der Endverbraucher, der ebenfalls ursächlich beteiligt ist. Weil wir uns eine mobile Gesellschaft leisten möchten. So muss jeder (beim Kauf eines Fahrzeugs) dafür zahlen.
Wollen wir uns einen Medienlandschaft leisten, die auch Platz für Qualitätstjournalismus hat, dann müssen wir vielleicht umdenken – und alle bereit sein, dafür einzutreten. Plump gegen die Verlage und Journalisten zu schießen ist da ganz sicher der falsche Weg.
Tom Klose says
Den bestehenden (und nebenbei ja nicht ganz irrelevanten) Zusammenhang zu Google thematisierst du allerdings leider nicht.
Marcel Weiss says
Und der wäre?
Tobias Mayer says
Es muss heißen: „Anstatt weiter ihren bescheuerten Entwurf zum LSR zu fordern,…“.
MadManniMan says
Tom, lies bitte richtig hin. Ich entscheide mich nicht bewusst, mit jemandem zu sympathisieren, sondern es drängt sich mir einfach auf, den bösen Google hier wenig abstoßend zu finden.
Meine Lösung für Google News (um NICHTS anderes geht es meiner Wahrnehmung nach im Moment noch) ist, dass die Verlage bitte auch weiterhin furchtbar dankbar für die kostenlose Werbung sein sollten.
Solange Google den Nachrichtenaggregator werbefrei hält, verdient Google daran nur indirekt. Wir können gern über ein Modell reden, in dem Google eine Variante der Einnahmenweiterleitung erörtern könnte, wenn er anfängt, Werbung neben den Schlagzeilen zu platzieren.
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Meine allgemeine Lösung für das Journalismusdilemma ist ganz grob zweigeteilt:
1) das allgemeine Lohnniveau muss rauf. Doch auch mit einem solchen werden Journalisten _immer_ nicht sonderlich gut bezahlt werden, das ist mit tollen Berufen prinzipiell so.
2) der Journalismus muss weg vom Selbstverständnis als PR-Verteiler und Lobby-Sprachrohr, weiter weg von gekaufter Berichterstattung.
Ganz naiv gehe ich davon aus, dass das ATM die beiden Kernprobleme sind, darum bin ich auch für alle Ergänzungen und Korrekturen dankbar.
André Gewert says
Natürlich wandern die Leser „ins Internet“ ab. Aber es ist doch nicht Google, das ohne Inhalte gegen Tageszeitungen und Co konkurriert, sondern in erster Linie die Verlage selbst – mit zahllosen und top-aktuellen Gratis-Angeboten.
Selbstverständlich wollen wir uns „Qualitätstjournalismus“ leisten, aber, um Deine Sichtweise einmal umzukehren, plump immer nur gegen Google zu schießen ist sicher der falsche Weg.
Jürgen says
So so, bei Zeitungsverlagen niemals, aber mit der GEZ Zwangsabgabe den Musikantenstadel mitfinanzieren, das wird klaglos hingenommen. Das slowakische Modell muss weiter ausgebaut werden für wirklich intelligente und flexible Bezahlmodelle. Warum nicht mit monatlich 5 € zum Beispiel einen Zusammenschluss von liberalen Verlagen bezahlen?
Jan-Stefan Janetzky (@iGottZ) says
robot.txt ftw
gazelle says
Endlich haben sie es geschafft. Google wirklich spielt eine wunderbare Rolle in diesem Bereich und endlich haben sie den ein-und o9nly Deutsch meadia besiegt. sie wirklich geben viel Schmerzen sie. so Gratulation an Google.
gazelle magazin