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Die Verklärung der Zeitungskrise

23. November 2012 by Marcel Weiß 10 Comments

Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo in der Zeit:

Es gibt keine Branche in Deutschland, die sich so lustvoll und unheilvoll selbst beschädigt hat, wie es viele Verleger, Geschäftsführer und Journalisten der Printmedien getan haben. Sie begleiteten die Einführung ihrer Onlineangebote so manisch, als hätten sie permanent gekokst. Zu dieser Zeit hatten sie überwiegend Blätter, die reinste Gelddruckmaschinen waren; und sie waren Anteilseigner (und sind es trotz aller Schwierigkeiten immer noch) der in ihrer Vielfalt, Ernsthaftigkeit und Unabhängigkeit vielleicht besten Medienlandschaft der Welt. Nun überboten sie einander in der Lobpreisung des neuen Mediums. Was sie damit ihren bisher treuen und zahlenden Lesern auch vermittelten, war: Schön, dass ihr noch dabei seid, aber das Medium der Zukunft ist ein anderes, es ist das Internet.

Ich hatte den Text schon heute morgen in den Links aber diese Geschichtsverdrehung ist so bemerkenswert, dass ich sie noch einmal gesondert aufnehmen will.

Schaut man sich die konstante Dämonisierung des Internets in den deutschen Medien, auch in der Zeit, an, dann fragt man sich, in welcher Parallelwelt Herr di Lorenzo lebt; oder ob er glaubt, dass er auf diese Weise die Moral der eigenen Truppen stärken kann, ohne am eigenen Image beim aufgeklärten Leser zu kratzen.

Gab es in den letzten zehn Jahren eine Titelgeschichte in der Zeit, die statt über die Gefahren über die Potentiale der Digitalisierung berichtet hat? Nur eine? Gab es so etwa in irgendeiner deutschen Printpublikation, die nicht auf Technik spezialisiert war? Nur eine?

Die deutschen Medien sind wie die einst Bücher per Hand kopierenden Mönche, die ob der Einführung des Buchdrucks um ihre Position fürchten und glauben, objektiv zu erscheinen, wenn sie ihrer sehr ausführlichen Erörterung der Gefahren und Befürchtungen ein „Der Buchdruck  ist ganz praktisch, aber..“ voranstellen.

Das ist natürlich ganz menschlich und nachvollziehbar, dass es aber praktisch kaum Ausnahmen gibt, dass die Diskurse sowohl via Medium als auch via Argument abgeschirmt werden,  könnte auch ein Grund dafür sein, dass man trotz der, auch bereits dort vorhersehbaren, gleichen Vorgänge in den USA seit Jahren dann doch noch einmal überrascht ist. Wäre es tatsächlich möglich, dass das nur Medienwissenschaftlern und Bloggern klar war?

Angesichts eines solchen Textes vom Chefredakteur in der Ausgabe, in der es darum gehen soll, ‚wie guter Journalismus überleben kann‘, würde es mir als Mitarbeiter Angst und Bange werden.

Warum nicht einmal schonungslos über die Realität berichten? Sich mit ihr auseinandersetzen und das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentieren?

Stefan Niggemeier ist auch irritiert:

Abgesehen davon wüsste ich gerne, wo di Lorenzo heute einen überkritischen Umgang der Printmedien mit sich selbst ausmacht. Umgekehrt könnte ich ihm Berge von Artikeln schicken, die sich lesen, als seien die Kollegen längst der verlängerte Arm der Marketing-, Lobby– und PR-Abteilungen ihrer Häuser und ihrer Branche.

Stefan Niggemeier über die gesamte Zeit-Ausgabe:

Mich hat diese hilflos-verzweifelt-verklärende Flucht ins Pathos unter dem Sinnbild des süßen gephotoshoppten Hundes heute depressiver gemacht als alle aktuellen Untergangs-Nachrichten von Print-Medien.

Christian Jakubetz fasst die erschütternd realitätsfernen Reaktionen gut zusammen:

Kein Wort davon, dass sich möglicherweise der gesamte Journalismus verändern müsste. Kein Wort davon, dass es vielleicht gar nicht ausreichend ist, einfach nur eine etablierte Marke ins Netz zu verlängern. Stattdessen als Quintessenz: Wir waren ein bisschen langsam und ein bisschen unentschlossen und ein bisschen zu kostenlos.

Die Berichterstattung und die Kommentare und Analysen zum Ende von FTD und Frankfurter Rundschau haben gezeigt, dass die deutschen Presseverlage entweder noch immer nicht mental auf die Herausforderungen vorbereitet sind oder sie zumindest in der Öffentlichkeit nicht darüber reden wollen.

Die nächste Spiegel-Ausgabe wird wahrscheinlich ähnlich werden.

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Filed Under: Medienwandel Tagged With: Printsterben

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About Marcel Weiß

Marcel Weiß, Jahrgang 1979, ist Gründer und Betreiber von neunetz.com. Kontaktaufnahme für potenzielle Zusammenarbeit bitte gern an marcel@neunetz.com.
Er ist Diplom-Kaufmann, lebt in Berlin und ist seit 2007 als Analyst der Internetwirtschaft aktiv. Er arbeitet als freier Strategy Analyst und ist Co-Host des Exchanges-Podcasts und weiterer Podcasts zur digitalen Wirtschaft. Er schreibt als freier Autor unter anderem für "Tagesspiegel Background: Digitalisierung & KI", und hält Vorträge zu den Treibern der digitalen Wirtschaft. Marcel Weiß berät Unternehmen auf der strategischen Ebene. Mehr zum Autor.
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Was Nexus-Mitglieder dazu sagen

  1. 96kbit says

    23. November 2012 at 15:02

    Hast du im Gegenzug ein Beispiel zur „Dämonisierung des Internets“ in einer Titelgeschichte der Zeit?

  2. K. Neven DuMont says

    23. November 2012 at 15:21

    Kann jemand objektiv sein, der in eigener Sache berichtet?

  3. Marcel Weiss says

    23. November 2012 at 15:28

    Das hier war zum Beispiel seinerzeit auf der Titelseite: http://www.zeit.de/2009/18/pirate-bay-urheberrecht

    Nur ein Beispiel von vielen aus den letzten Jahren. Letztens auch die Amazon-Reportage, wenn ich mich recht erinnere. Letztere war auch recht einseitig, um es vorsichtig auszudrücken.

    Printausgabe und Zeit Online scheinen mir sehr verschieden bei dem Thema zu sein.

  4. Marcel Weiss says

    23. November 2012 at 15:40

    Nein, natürlich nicht. Selbstreflektion ist auch für journalistische Institutionen ausgesprochen schwer. Aber es ist sehr viel mehr machbar als aktuell gemacht wird und, noch wichtiger, es ist zwingend notwendig, wenn die Organisationen in welcher Form auch immer überleben sollen.

  5. katrin says

    24. November 2012 at 17:29

    Auf welche „Ja, aber“-Texte von Mönchen spielst Du da eigentlich an? Ich kenne nur die Papst-Bullen, die ohnehin der bessere Vergleich gewesen wären: Solche Texte kommen immer von ganz oben, seltener aus den Abschreibestuben selbst. Es geht schließlich um Macht und nicht bloß um Eitelkeiten.
    Zudem wäre ich vorsichtiger mit diesen Buchdruck-Vergleichen. Nicht weil sie schon so abgelutscht sind, sondern weil sie immer irgendwie hinken, da sie die Vergangenheit in den Kategorien der Gegenwart messen. Was hier z.B. definitiv nicht stimmt: Um Objektivität (oder auch den Schein davon) ging es im Mittelalter absolut niemandem, weil dieser Diskurs (zumindest so, wie wir ihn heute verstehen und er auch hier angewendet wird) schlichtweg nicht existierte.

  6. Hermine Hagestolz says

    24. November 2012 at 17:42

    Niemand ist objektiv. Weder Giovanni di Lorenzo, noch Stefan Niggemeier.

  7. Jörg Oyen says

    25. November 2012 at 12:22

    Vielfalt und die Grenzen von Uniformierung – es hatte schon seinen Grund warum der Ford-T in einer Farbe damals in hohen Stückzahlen vom Band kam.

  8. Marcel Weiss says

    26. November 2012 at 12:30

    Der Absatz war nicht wortwörtlich gemeint.

  9. heinz holist says

    26. November 2012 at 13:20

    Ich würde gerne mal etwas über die Potenziale des Internets lesen statt immer nur Keile für die Holzmedien. Mir scheint, das größte Poitenzial für Sie ist es. Ihrem Hass auf die zeitungen freien Lauf zu lassen. Vielleicht, weil Sie niemand für Ihre Artikel bezahlt? Neid soll ja on- und offline ein recht großer Ansporn sein . . .

  10. Marcel Weiss says

    26. November 2012 at 13:31

    Wenn Sie hier in das Archiv schauen, werden Sie in der überwiegenden Mehrzahl Artikel über die Potentiale und neuen Möglichkeiten durch die Digitalisierung finden.

    Siehe als mögliche Startpunkte etwa hier: http://neunetz.wpengine.com/category/crowdfunding/ oder hier: http://neunetz.wpengine.com/category/e-commerce/

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