Amazon hat die Übernahme von Comixology, Marktplatz und Technikanbieter für über 75 Comicverlage, bekanntgegeben.
Ich habe letzte Nacht auf Exciting Commerce die Lage analysiert. Exciting Commerce: Comixology: Amazon übernimmt führenden App-Anbieter für Comics:
Die Comixology-App ist dank appübergreifender Accounts mit den dedizierten Verlags-Apps verbunden: Einmal in einer App gekauft, kann der Comic auch in der anderen App gelesen werden.
Diese Tatsache und die Technologie von Comixology, die Comics an das digitale Medium angepasst panelweise anzeigen kann, machen Comixology zu einem unverzichtbaren Partner für Verlage, die digital Comics anbieten.
Alle großen Comicverlage setzen auf Comixology.
Warum sie das machen, kann man unter anderem an Marvels zusätzlicher Eigenentwicklung „Marvel Unlimited“ sehen, das zwar innovativ beim Geschäftsmodell ist -es setzt auf ein Abomodell- aber als App technisch hoffnungslos unterlegen ist.
Das Spannende an Comixology ist, wie sie sich, ohne Rechteinhaber zu sein, als starken Player am Markt etablieren konnten. Ich habe Comixology als Fallstudie in einem meiner Kapitel im 2012 bei Springer Vieweg erschienen Buch „Erfolgreich publizieren im Zeitalter des E-Books“* genutzt, um zum einen über die erfolgreiche Etablierung von Plattformen zu sprechen und zum anderen, was man im E-Book-Sektor richtig machen kann und wo es auch für Comixology noch Ausbaupotential gibt.
Für Amazon ist Comixology natürlich ein perfekter Baustein:
Comixology ist digitale Comics. Digitale Comics sind Comixology. Mit der Übernahme von Comixology hat Amazon einen weiteren erfolgreichen Anbieter digitaler Inhalte übernommen und in einer Nische aus einem kleinen Herausforderer einen weiteren Bestandteil von Amazon gemacht, gegen den es schwer wird anzukommen.
Amazon ist mit einem Schlag zum Marktführer im digitalen Comicsektor geworden. Comixology passt hervorragend in die Digitalmedien-Strategie von Amazon, das von Kindle über Kindle Worlds bis Fire TV alle denkbaren Bereiche abdecken will.
Die Frage, die sich nun immer dringender stellt, lautet: Wer kann Amazon noch aufhalten, wer kann ihnen etwas entgegen setzen?
Recht offensichtlich übernimmt Amazon nun einfach alle unabhängigen Unternehmen, die in Nischen und Teilmärkten stark sind. Es macht sogar den Eindruck, dass Amazon relativ selten auf Bieterwettkämpfe zu stoßen scheint. Gab es andere Interessenten an Comixology? Gab es andere Interessenten an Goodreads?
Nach Goodreads & Comixology könnte man überspitzt mit Blick auf die Buchbranche auch fragen: Sollte der Countdown zur Wattpad-Übernahme durch Amazon mit 5 beginnen oder schon mit 3?
Es gibt natürlich ein Unternehmen, das gut positioniert wäre, Amazons Allesübernahmestrategie etwas entgegenzusetzen. Ein Onlinehandelsriese, der auch auf dem rasanten Marktwachstum reiten und die eigene Kriegskasse zum Auf- und Ausbau der eigenen Zukunft nutzen könnte. Ebay will nur nicht relevant sein.
Von allen Digitalkonzernen von Facebook über Amazon bis Google ist Ebay der einzige, der den Schuss nicht gehört hat.
Zum Vorteil von Amazon.
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*Affiliate-Link
[…] Da kann man nur immer wieder auf Ebay verweisen (“Exchanges #40: Was ist eigentlich bei Ebay los?”), das – nicht nur mit Ebay Wow! – weit unter seinen Möglichkeiten bleibt und Amazon mit einem erschütternden Gleichmut gewähren lässt. […]