10. Feb. 2015 Lesezeit: 1 Min.

T-Systems-CEO: »Deutschland hat die erste Halbzeit verloren«

Karin Zühlke auf elektroniknet.de:

»Den ersten Teil des Spiels haben wir verloren, wir müssen uns jetzt in der zweiten Halbzeit besser positionieren«, bringt es Reinhard Clemens, CEO der Telekom Tochter T-Systems, in seiner Key Note auf der Düsseldorfer VDI-Tagung auf den Punkt. Die Tatsache, dass die USA mit dem Industrial Internet Consortium intensiv an Industrie 4.0 arbeitet, bereitet der Bundesregierung zurecht Kopfzerbrechen. »Europa ist Weltspitze im Automobil- und Anlagenbau und hält zwei Drittel Marktanteil im Bereich der Embedded-Systeme weltweit. Wir haben das komplette Know-how – aber was fehlt uns zum Erfolg?«, so Clemens weiter. Und eine Antwort hat der T-Systems-Chef auf seine Frage auch gleich parat: »Im Wesentlichen haben wir nichts hinbekommen, um uns pragmatisch schnell auf Standards zu einigen. Das IIC kommt pragmatisch voran, dort wird nicht großartig standardisiert, sondern es werden Quasi-Standards gesetzt. Wir müssen aufpassen, dass wir hier gegen den Pragmatismus der Amerikaner nicht verlieren. Unsere Gründlichkeit könnte zur Bedrohung für uns werden. Am Ende gewinnt vielleicht nicht der Beste, sondern der Schnellste.«
Die großen Unternehmen in Deutschland und Europa müssen sich zusammensetzen, so seine Forderung, und sich auf einen Quasi-Standard einigen, um am Ende zu einer Plattform zu kommen, »weil wir ohne die Plattform nicht in der Lage sein werden, Reichweite zu generieren.« Die wiederum sei aber nötig, um De-facto-Standards zu setzen, die sich nur über große Nutzerzahlen etablieren. Als Beispiel nennt Clemens die Aktivitäten von Google und Amazon.  

Auf jedem Markt, auf dem Netzwerkeffekte als Externalitäten zum Tragen kommen, steigen die Kosten für alle Unternehmen, die nach dem First Mover kommen. (Das bedeutet nicht automatisch, dass man verloren hat, nur dass es aufwendiger wird.)

Dass die großen deutschen Unternehmen ihre Zeit und Energie jetzt in Gremien verschwenden und weiter verschwenden wollen, ist kein gutes Zeichen. Gremien haben noch nie gegen Angebote einzelner Unternehmen in Wachstumsmärkten bestehen können. Das wird auch hier nicht der Fall sein.

Schnelligkeit ist wichtig. Und auch wenn man es bei T-Systems bis Siemens nicht hören will: Qualitativ kann aktuell niemand in Europa der Software von Google und Apple das Wasser reichen. Und diese Unternehmen iterieren sehr schnell weiter.

Was wenn die deutschen Gremien nicht nur langsamer sondern auch qualitativ schlechtere Standards produzieren?

Man schafft nicht automatisch besseres, nur weil man langsamer ist.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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