9. Sep. 2010 Lesezeit: 2 Min.

Adblocker und der Glaube vom Naturrecht auf Werbefinanzierung

Sehr richtige Beobachtungen von Leander Wattig zum Thema, ob AdBlocker Websites schaden:

So könnte man auch fragen, wie viel Geld Unternehmen durch Werbeverbots-Briefkastenaufkleber verlieren? Oder wie viel Geld Unternehmen durch E-Mail-Spam-Filter verlieren? Oder wie viel Geld Unternehmen dadurch verlieren, dass die Leute sich auf der Straße unterhalten und nicht auf die Werbeplakate schauen? …

Mal abgesehen von der Frage, ob die Unternehmen wirklich Geld verlieren oder ob sie es vielfach nicht eher nie besessen haben: Verlieren die Website-Betreiber wirklich Geld durch Adblocker? Verlieren sie es nicht eher durch ungeeignete Werbung? Sollte man es dann nicht auch so nennen, wie es ist?


Adblocker sind die Folge aus zwei Umständen:

  1. Die Leser können selbst über die Art des Konsums der Produkte entscheiden. (Websites werden erst im lokalen Browser gerendert.)
  2. Nicht wenige kommerzielle Website-Anbieter haben es mit der blinkenden, überlagernden Werbung vor einiger Zeit so weit getrieben, dass schlicht ein Bedarf für AdBlocker entstand, um Teile des Webs noch nutzen zu können. (Ich schaue auch Euch an, Massenmedien.)

Nun mag es in Folge dessen auch Publisher treffen, die in moderaterer Form Werbung einsetzen. Darüber kann man sich ärgern und man kann es unfair finden, aber das ist irrelevant: Wenn die Leser entscheiden, dass sie das Produkt nur mit Adblocker konsumieren wollen, dann nützt es nichts, sich darüber zu beschweren. Dann muss man das eigene Geschäftsmodell notfalls anpassen.

Man macht die Rechnung nicht ohne den Wirt und man macht das Geschäftsmodell nicht ohne den Kunden.

Das Thema ist vergleichbar mit der Filesharing-Debatte, in der von einigen auch die Bringschuld bei den (potentiellen) Kunden gesucht wird, statt bei denen, die es verpasst haben, ein Produkt mit Mehrwert anzubieten.

Ich benutze keinen Adblocker. Ich habe die Aufregung von Website-Betreibern über Adblocker aber nie verstanden.

Es scheint heutzutage in vielen Bereichen Usus geworden zu sein, bei Umsatzrückgängen den Fehler in der Mentalität der Kunden statt beim eigenen Angebot zu suchen. Das ist aber so einfach wie es falsch ist.

Moral der Geschicht': Leute, die glauben, ein Naturrecht auf den erfolgreichen Einsatz eines bestimmten Geschäftsmodells zu haben, gibt es überall.

Update: Felix Schwenzel ebenfalls zum Thema:

ich hätte auch noch eine frage: wie hoch sind die verluste die vegetarier der fleischverarbeitenden industrie verursachen?

der vergleich hinkt? natürlich hinkt der, aber die journalisten oder verleger die sich auf ein einziges geschäftsmodell konzentrieren und behaupten werbeblocker zerstören ihre geschäftsgrundlage hinken auch und erinnern mich an ertrinkende die sich weigern zu schwimmen, weil sie es auch früher nicht getan haben.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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