Der Leser Ulrich Nehls in einem Kommentar auf Zeit Online zu Kai Biermanns Artikel "Leistungsschutzrecht: Regierung will Musik 70 Jahre lang sperren":
Die Beatles waren Anfang Zwanzig, als sie anfingen gut zu verdienen. Sie hatten ein halbes Jahrhundert Zeit Hits zu produzieren und wurden jeder für sich reiche Männer. So wie die Rolling Stones und all die anderen.
Nun kommt die Zeit, in der - tatsächlich - Stücke wie "Love you yeah yeah yeah" kostenlos im Kaufhaus abgedudelt werden dürfen. Und zufällig soll es genau jetzt für die in Ehren ergrauten Multimillionäre und ihre Plattenfirmen Verlängerung geben.
Dies erinnert an den Versuch der Nachkommen George Gershwins, die US-Urheberrechtsfristen verlängern zu lassen, weil man weiter bequem abkassieren wollte - ohne selbst auch nur den Hauch einer künstlerischen Leistung erbringen zu müssen (wie sie zumindest in einer professionellen Verlagsausgabe gedruckter Noten o.ä. besteht.)
Bitte - es MUSS doch einmal eine Regierung geben, die diesen Unverschämtheiten einen Riegel vorschiebt! Sind Regierungen denn nicht der Allgemeinheit verpflichtet?
Das Argument der Altersvorsorge ist ein klassischer emotionaler Strohmann, der von der Tatsache ablenken soll, dass rückwirkend vertragliche Rahmenbedingungen geändert werden.
Die rückwirkende Verlängerung der Schutzfristen bleibt ein unfassbarer Kulturskandal, der nur deshalb keinen immensen öffentlichen Aufschrei produziert, weil wir als Gesellschaft gar nicht mehr wissen, was uns die Gemeinfreiheit von Werken bringen kann. Wir können uns gar nicht vorstellen, was uns weggenommen wird.