Amazon schießt seit einiger Zeit aus allen Rohren. Nach der Vorstellung von Dash, dem Heimscanner für Lebensmittel, und dem Start von Fire TV hat Amazon den marktdominierenden Marktplatz für digitale Comics Comixology übernommen.
Es lohnt sich zu beobachten, wie Amazon in diesen verschiedenen Bereichen weiter vorgeht. Beispiel Spiele für Fire TV: Bei Amazon können Spieleentwickler bei den Hardwareplänen mitsprechen und, noch wichtiger in der Zukunft, können mit dem AWS-Team eng zusammenarbeiten:
Frazzini said developers at Amazon Game Studios get to influence the direction of the technology and products that Amazon launches. They work closely with those behind Amazon Web Services to help shape the cloud infrastructure and to inform them of their needs. According to Frazzini, the recently launched Amazon Fire TV has 2 GB of RAM because the game studios were “sitting there helping construct and create what we ultimately end up delivering to customers.”
Hier zeigt sich langsam das strategische Potenzial hinter AWS. AWS, das von vielen Startups eingesetzt wird, bringt einiges an Geld aber für Amazons Gesamtumsatz spielt AWS nur eine kleine Rolle. Aber: AWS versetzt Amazon in die Lage, schnell jede Form von Diensten zu forcieren, für die andere Anbieter erst eine Infrastruktur aufbauen müssen -oder für die sie AWS einsetzen. Ob Videostreaming -Netflix läuft auf AWS- oder Spiele mit Serverkomponente. Amazons AWS ist einzigartig. Und Amazon selbst muss nur die direkten Kosten der Dienste abdecken, nicht die (je nach Anwendung zum Teil hohen) AWS-Preise zahlen.
Angesichts der Tatsache, wie wichtig der Servicesbereich für Plattformanbieter in der Post-PC-Ära wird -siehe etwa Googles eiserner Griff um Android-, ist das nicht zu unterschätzen.
Das passt auch in das Gerücht, Amazon wolle dieses Jahr noch ein eigenes Smartphone auf den Markt bringen. Es ist aktuell schwer vorstellbar, dass ein “Kindle Fire Smartphone” besser positioniert sein wird als das Kindle-Fire-Tablet. Amazons Tablet ist erst einmal nur ein Me-Too, ganz im Gegensatz zum Fire TV. Kann das Smartphone etwas Sinnvolles dem bestehenden Markt hinzufügen?1
Das wird man sehen.2 Aber alle notwendigen Services rund um ein eigenes mobiles OS kann Amazon anbieten. AWS gibt ihnen die notwendige Serverpower. Und auch hier: Mehr. AWS gibt Amazon einen strategischen Vorteil.
Amazon muss für sein kommendes Smartphone auch Entwickler gewinnen. Amazons Fire OS ist zwar ein Android Fork, und damit zu weiten Teilen kompatibel mit Googles offiziellem Android, aber trotzdem müssen Anknüpfungen auf Amazons APIs umgestellt werden. Sprich: Apps müssen mal mehr, mal weniger angepasst werden, bevor sie in Amazons Welt genutzt werden können.
Amazon kann Entwickler, die im Idealfall bereits für die Serverseite ihrer Android-Apps auf AWS setzen, auch mit AWS locken. Recode:
As with its Kindle Fire tablet, Amazon is building its phone with a modified version of Google’s Android OS. Sources said the company has been developing a mechanism to automatically translate existing Android apps to Amazon apps. But it hasn’t yet finished it. In the meantime, Amazon has been wooing app developers with offers of money, Amazon Web Services, development assistance, and the promise of potentially being preloaded onto the phone.
Gleichzeitig, aus allen Rohren, remember, arbeitet Amazon an anderen Fronten weiter. Payments zum Beispiel.
Es war also längst überfällig, dass Amazon hier auf neunetz.com vom Tag zur Kategorie aufgewertet wird und künftig intensiver beobachtet und analysiert wird.
- Gerade angesichts des US-Smartphone-Marktes, der stark von den hohen Mobilfunkverträgen subventioniert wird, erscheint es sinnvoll, dass Amazon mit einem günstigen Smartphone wohl erst einmal die “emerging markets” angehen wird. Sprich: Asiatische Länder. ↩
- Gerüchte über ein 3D-Interface sind interessant, mehr aber nicht. ↩