2. Apr. 2007 Lesezeit: 3 Min.

April 2, 2007: The day DRM died.

schrieb Michael Arrington gerade auf Twitter.

Und er hat recht.

EMI lässt als erstes Majorlabel die DRM-Schranken fallen:

EMI Group CEO Eric Nicoli today hosted a press conference at EMI's headquarters in London where he announced that EMI Music is launching DRM-free superior quality downloads across its entire digital repertoire and that Apple's iTunes Store will be the first online music store to sell EMI's new downloads. Nicoli was joined by Apple CEO Steve Jobs.

(aus diversen Gründen mag ich allerdings gar nicht daran denken, wie sehr in den nächsten Tagen Steve Jobs Lorbeeren hierfür zufallen werden, die er nur bedingt verdient hat. Man kann nicht alles haben, schätze ich.)

Die Konditionen, dem Pressrelease entnommen:

Apple's iTunes Store (www.itunes.com) is the first online music store to receive EMI's new premium downloads. Apple has announced that iTunes will make individual AAC format tracks available from EMI artists at twice the sound quality of existing downloads, with their DRM removed, at a price of $1.29/€1.29/£0.99. iTunes will continue to offer consumers the ability to pay $0.99/€0.99/£0.79 for standard sound quality tracks with DRM still applied. Complete albums from EMI Music artists purchased on the iTunes Store will automatically be sold at the higher sound quality and DRM-free, with no change in the price. Consumers who have already purchased standard tracks or albums with DRM will be able to upgrade their digital music for $0.30/€0.30/£0.20 per track. All EMI music videos will also be available on the iTunes Store DRM-free with no change in price.

Meine Meinung

1.29€ halte ich für etwas hoch für einen Track. Als Hobbymusiker kann ich sowieso niedrigencodete Dateien nicht erhören und wundere mich immer, wie Menschen solche Tracks erwerben können. Für die gebotene Qualität würde ich aber diesen Preis nicht bezahlen, DRM-frei hin oder her.

Dass komplette Alben zum gleichen Preis wie bisher, aber in der höheren Qualität und DRM-frei verkauft werden: toll. Da gibt's mehr nicht dazu zu sagen.

Was auch immer man im Einzelnen von EMIs Schritt hält, er zeigt den Weg in die richtige Richtung. Der erste Major bekennt sich zu einem digitalen Verkauf seiner Musik ohne DRM. Die Anderen werden in Erklärungsnot geraten und nach und nach EMI folgen.

Mich stört:

  • warum weiter im AAC-Format verkaufen? Ich hoffe EMI biete DRM-freie Tracks bald auch auf anderen Onlineshops an und dort dann als MP3s. Je eher um so besser.
  • irgendwann wird man dazu übergehen (müssen) Musik entweder als 320kbs MP3s zu verkaufen oder gleich in einem lossless Format (wie flac zum Beispiel). Mit so einem Hickhack, weiter bei AAC zu bleiben erreicht man nur, was man wahrscheinlich auch will: Die, die zugreifen, werden die Musik im Laufe ihres Lebens wahrscheinlich mehrmals erwerben (früher unter dem Namen bekannt 'von Vinyl zu CD'). Es bleibt fraglich, ob man von jeder Dateiversion Upgrades zu besseren Versionen anbieten wird (so wie jetzt von DRM-infiziert zu DRM-frei). Mal ganz abgesehen von der Verwirrung, die man beim Kunden erzeugt (Es gibt selbst bekannte Musiker, die allen Ernstes glaubten, sie würden über Itunes MP3s erwerben). Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt:
  • Warum noch billigere Versionen der Tracks mit DRM anbieten? Ich weiß, Marktabdeckung und so. Aber ernsthaft, Konzerne können Entscheidungen scheinbar per se nur halbherzig fassen. Der einzige Grund, warum ich jetzt keine Gründe aufführ warum man das hätte nicht gleich und so, ist der, dass DRM jetzt da es begonnen hat, in absehbarer Zeit sowieso ganz verschwinden wird. Zumindest was den Verkauf von Musik betrifft. Da brauchts meine Energie nicht mehr zu.

Was wurde eigentlich aus Amazons MP3-Shop, der auch ohne DRM gestartet werden sollte? Zusammenhang? Immerhin war damals vom ersten Quartal 2007 die Rede.

Presseschau

wie immer findet man alle englischsprachigen Blogartikel schön sortiert auf Techmeme zu diesem Thema.

Einen ausführlichen Bericht auf heise.

auf Spreeblick findet man eine stichpunkthafte Mitschrift der Pressekonferenz. Lustig: Andreas schreibt, dass Steve Jobs die neue Interoperabilitität feiert- obwohl die Musik in Itunes weiter im AAC-Format verkauft wird. Der Jobs ist schon ne Kraft.

Auf netzpolitik.org wird vorausblickend auf eine Übersicht zu DRM hingewiesen. Für alle, die nicht wissen wovon hier die Rede ist.

arstechnica spricht unter anderem die Konsequenzen der neuen Preise an:

It appears as if EMI and Apple are using the excuse of upgraded sound quality for the reason behind the individual track price bump, and not the lack of DRM. Whatever the true reason for the price bump, this ultimately breaks the (up until today) very consistent pricing scheme of the iTunes Store, and opens up the doors for other artists to start pricing their tracks differently—DRMed or not. One side effect: other music labels may now feel pressure to join EMI in dropping DRM through iTunes. There is no doubt that the rest of the Big Four will be watching this move very closely.

So, und ich geh jetzt ein wenig vor Freude im Dreieck springen. Tschüss.

Tags:[tag]EMI[/tag]

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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