Bei der ARD erscheint man überrascht darüber, dass die Automobilhersteller zur CES tingeln statt zu den klassischen Automobilmessen. boerse.ARD.de:
Tatsächlich ist in der Wüstenstadt Nevadas alles vertreten, was in der Autoszene Rang und Namen hat. Daimler, BMW, Audi, VW, Toyota, Uber, Bosch, ZF, Conti – sie alle sind präsent auf der Consumer Electronics Show. Manche Autokonzerne wie zum Beispiel Daimler haben sich sogar ganz von der Automesse in Detroit verabschiedet und bevorzugen die CES in Las Vegas.
Dabei ist die CES quasi seit jeher für viele Branchen Ground Zero für Produktkonzept-Marketing, die populärste Form kostenloser Markenwerbung. Diese besondere PR-Form wird auch und gerade von der deutschen Automobilbranche und ihren größten Zulieferern sehr gut beherrscht:
Die Hersteller und die Zulieferer präsentieren auf der CES ihre Mobilitätsvisionen für die Welt von morgen oder übermorgen. So hat Bosch ein neuartiges selbstfahrendes Konzept-Shuttle als Weltpremiere enthüllt. Das Elektrofahrzeug kann bis zu vier Personen befördern. Mit dem Konzeptshuttle will Bosch nicht nur die Sensoren und andere elektronische Komponenten, sondern auch eine ganze Palette von Mobilitätsdiensten vorführen. [...]
Ein Stück weit futuristischer ist das Mobilitätskonzept Urbanetic von Daimler. Hier handelt es sich um ein selbstfahrendes Chassis mit Elektroantrieb, auf das sich verschiedene Module überstülpen lassen. Es kann als Sharing-Fahrzeug oder auch als Gütertransporter genutzt werden. Urbanetic soll zur Entlastung des Verkehrs in den Großstädten beitragen.
Anderenorts (wie so oft dieser Tage: China) ist man schon etwas weiter:
Wie die Interieurs der Zukunft aussehen können, zeigen Audi, Kia und auch BMW auf der CES. Dass das alles keine so ferne Vision ist, demonstriert Byton. Der chinesische Tesla-Jäger hat für seinen Elektro-SUV M-Byte einen riesigen Bildschirm konzipiert, der von der Fahrer- bis zur Beifahrerseite über die gesamte Autobreite reicht. Der M-Byte mit einer Reichweite von 520 Kilometern soll Ende des Jahres in Serie gehen.
Bosch hatte sein Shuttle-Konzept bereits Ende letztes Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Presseportal von Bosch:
Das Fahrzeugsegment der Shuttles entsteht als Resultat der steigenden Nachfrage nach Mitfahrdiensten: Allein in Europa, den USA und China sollen bereits im Jahr 2020 rund eine Million solcher On-Demand-Shuttlebusse unterwegs sein, bis 2025 sollen es 2,5 Millionen sein (Quelle: Roland Berger). Viele dieser jederzeit abrufbaren Transportmittel werden voll elektrisch fahren und spätestens ab Mitte der nächsten Dekade auch ganz ohne Fahrer auskommen. Daher steckt in jedem Quadratzentimeter des Shuttle-Konzept-fahrzeugs von Bosch die entsprechende Technik – vom elektrische Antrieb und der 360-Grad-Umfeldsensorik bis zur Vernetzungssteuerung und den Fahrzeugleitrechnern. Diese Komponenten und Systeme sind jedoch nur ein Teil auf dem Weg zur Shuttle-Mobilität. Erst die Verbindung der Technik mit Mobilitätsdiensten macht die On-Demand-Transportmittel alltagstauglich und für Jedermann flexibel nutzbar. „Ohne digitale Services von Bosch wird in Zukunft kein Fahrzeug mehr unterwegs sein“, sagt Heyn. Mit den Services buchen Nutzer die Fahrzeuge, sie teilen ihre Fahrten mit anderen Fahrgästen und bezahlen für ihre Strecke. Auch das Laden der Fahrzeuge, ihre Wartung und Pflege sowie die Routenplanung und Verwaltung verlangen nach Dienstleistungen, die Bosch künftig den Betreibern der Shuttle-Flotten in einem nahtlos vernetzten Ecosystem anbietet.
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Gebucht werden die Shuttles per Smartphone, egal ob der Nutzer gerade bequem auf dem Sofa liegt oder am Arbeitsplatz sitzt. Im Hintergrund erkennt ein Algorithmus, welches Fahrzeug am schnellsten am gewünschten Standort ist und welche anderen Nutzer eine ähnliche Strecke fahren wollen. Nutzen möglichst viele Fahrgäste ein und dasselbe Shuttle, wird die Fahrt für jeden günstiger. Gleichzeitig reduziert sich das Verkehrsaufkommen in Städten und die Umwelt wird entlastet. Bosch entwickelt hierfür die notwendigen Software-Plattformen. Fährt das Shuttle am gewünschten Abholort vor, identifiziert sich der Nutzer ebenfalls per Smartphone – der digitale Zugangs-Service Perfectly keyless von Bosch macht das möglich. Er erkennt das Smartphone des Besitzers so eindeutig wie einen digitalen Fingerabdruck und öffnet das Fahrzeug nur für ihn. Damit erhält jeder Fahrgast immer seinen fest gebuchten Sitzplatz.
[...]
Die Updates aus der Datenwolke und die vorausschauende Ferndiagnose bündelt Bosch künftig in einer übergreifenden Vernetzungsplattform. Damit haben Fahrzeughersteller und Betreiber der Shuttle-Dienste jederzeit einen Überblick über den Zustand der Fahrzeugflotte und gehen damit sicher, dass ihre Shuttles stets einsatzbereit sind. Für die Sicherheit der Fahrzeuge – sei es die für schlüssellose Zugangssysteme, die Datenvernetzung mit der Außenwelt oder die Software-Updates – sorgen schließlich die Sicherheitslösungen der Bosch-Tochter ESCRYPT.
Also zusammengefasst:
- Hardware
- "Software-Plattformen"
- Laden, Warten, Pflege der Fahrzeuge, "nahtlos vernetztes Ecosystem"
- On-Demand-Service
- Vernetzungsplattform, Ferndiagnose
- Sicherheitslösung
..das alles will Bosch selbst machen. Das Shuttle-Konzept wäre also nur dann noch mehr Bosch, wenn nur Bosch-Mitarbeiter damit fahren dürften. Einzig das lokale Flottenmanagement scheint man nicht selbst machen zu wollen.
Vertikal integrierte Produkte sind besonders in jungen, sich schnell verändernden Märkten sinnvoll, weil das federführende Unternehmen schneller reagieren kann als bei einem modularen Produktumfeld.
Konzepte wie das Shuttle von Bosch scheinen aber mehr Managerträume zu bedienen als auf Marktgegebenheiten zugeschnitten zu sein.
Vertikal integriert bedeutet nicht automatisch hermetisch abgeriegelt.
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