Hi,
am Dienstag, 24.6., spreche ich am Nachmittag auf der K5 gemeinsam mit Jochen Krisch über AI-First-Ansätze, die auch den Onlinehandel direkt treffen.
Mein Fokus hier sind vor allem KI-Browser als das neue Plattform-Paradigma, über das ich bereits einige Male hier im Briefing (hier öffentlich) und im Exchanges-Podcast gesprochen habe.
Seit einigen Tagen kann ich den neuen KI-Browser Dia testen. Dia befindet sich aktuell in der geschlossenen Betaphase. Ich habe noch zwei Invites zu vergeben. Die ersten 2 (zahlenden) Mitglieder, die sich bei mir per Email melden, bekommen den Zuschlag.
Und nun zu etwas völlig anderem. AP:
China sent 74 warplanes toward Taiwan between late Thursday and early Friday, 61 of which crossed the central line in the Taiwan Strait that unofficially divides the sides, an unusually large number as tensions remained heightened in the region. [...]
Six military ships accompanied the Chinese planes, which ranged from drones to fighter jets and early warning and other support aircraft. Taiwan deployed ships, fighter interceptors and land-based missile systems in response.
Marcel
Im Fokus dieser Ausgabe:
- Unternehmenskultur, Visionen und AGI: Warum KI-Giganten so ticken, wie sie ticken – und warum Apple & Meta gerade die Top-Leute verlieren
- Chinas „Low-Altitude Economy“: Drohnen und eVTOL als nächste Stufe nach E-Autos, Ergebnis einer zukunftsorientierten Industriepolitik
- Wie das erste KI-First-Gadget von OpenAI aussehen wird und warum
- Apples TV+-"Strategie"
- und mehr zu Creator Economy, Medienwandel & Night Trains in Europa
Zitat des Tages
Optimism is the faith that leads to achievement; nothing can be done without hope.
Helen Keller, 1903, in „Optimism“
It's the company culture, stupid.
Es gibt ein offenes Geheimnis in der KI-Welt.
- Wenn Unternehmen/Gründer/Management daran glaubt (oder das behauptet), AGI, die Superintelligenz zu bauen, dann führt das zu einem besseren Team und besseren Modellen.
- Top-Leute in einem Feld wollen an eine Vision glauben.
Intrinsische Motivation, Baby!
Und deshalb sehen wir das hier:
- Anthropic und OpenAI glauben institutionell daran, AGI zu bauen.
- Das Paper zu Reasoning Modellen von Apple muss man vor diesem Hintergrund einordnen: Apple-Management glaubte und glaubt vielleicht immer noch nicht an Nützlichkeit von LLMs. Das Paper sollte sicher der Narration des diesjährigen WWDC helfen. Es führt aber vor allem dazu, dass Top-Talente nicht bei Apple arbeiten wollen.
- Das Gleiche gilt für Meta, wo Yann LeCun sagt, dass man mit LLMs keine Superintelligenz bauen kann. Warum würde ein:e Topprogrammierer:in unter LeCun bei Meta arbeiten wollen?
- Demgegenüber Deepseek: Der Deepseek-Gründer Liang Wenfeng sagte jüngst in einem Interview in China öffentlich über AGI: „It could be 2 years, 5 years, or 10 years, but it will definitely happen within our lifetime.“ (via dieser Übersetzung)
- Vor diesem Hintergrund ist die Übernahme von Scale AI durch Meta und Zuckerbergs Aussage, eine Superintelligenz bauen zu wollen, zu lesen.
Es ist egal, ob Zuckerberg daran glaubt, AGI zu bauen. LeCun tut es nicht und ist sehr öffentlich damit. Es ist egal, ob LeCun recht hat oder nicht.
Es geht darum, eine Vision zu haben.
Meta is preparing to unveil a new artificial intelligence research lab dedicated to pursuing “superintelligence,” a hypothetical A.I. system that exceeds the powers of the human brain, as the tech giant jockeys to stay competitive in the technology race, according to four people with knowledge of the company’s plans. [...]
The new lab is part of a larger reorganization of Meta’s A.I. efforts, the people said. The company, which owns Facebook, Instagram and WhatsApp, has recently grappled with internal management struggles over the technology, as well as employee churn and several product releases that fell flat, two of the people said.
Visionen sind wichtig. Oder besser: Ziele, ein Nordstern.
Das Apollo-Programm: Alle glaubten daran, dass sie mit der Technologie der 1960er einen Menschen auf den Mond bekommen. Irre!
Wäre es sonst passiert? Hätte sich das einfach ergeben, wenn alle Beteiligten das allgemeine Ziel verfolgt hätten, „Raumfahrt besser zu machen“?
Was unter anderem passierte: Das Apollo-Programm war neben dem US-Militär der Geburtshelfer der Transistorindustrie.
Ein weiteres Beispiel sind SpaceX und Starlink:
- Nur wer sagt, "wir fliegen zum Mars", entwickelt Raketen, die wieder landen können und arbeitet grundsätzlich trotz staatlicher Budgets, unter denen alles stattfindet, Tag und Nacht daran, Raketen günstiger zu machen, weil der Flug zum Mars sehr viel mehr Raketenstarts voraussetzt.
- Daraus folgen geringere Kosten für in Orbit zu bringende Last.
- Daraus folgt, dass die Kosten für Starlink sehr viel geringer sind als für die konkurrierenden Satelliteninternetanbieter.
- Und daraus folgt, dass Starlinks Abdeckung sehr viel schneller sehr viel besser geworden ist.
- Alle Analysten gehen heute davon aus, dass es für die nahe Zukunft ausgeschlossen ist, dass keiner der (älteren, „etablierten“) direkten Konkurrenten zu Starlink aufschließen kann.
Das ist eine direkte Folge der Vision "Flug zum Mars“.
Ob SpaceX in naher Zukunft wirklich zum Mars fliegt, ist dabei fast so egal wie ob LLMs uns die Superintelligenz bringen werden oder nicht.
Visionen dieser Art haben allerdings die Angewohnheit, Menschen über sich selbst hinauswachsen zu lassen.
Ein lesenswertes Buch über dieses Thema ist "Boom: Bubbles and the End of Stagnation" von Byrne Hobart und Tobias Huber.
Geld spielt außerdem für die meisten im Feld keine Rolle mehr:

Korrektur: Keine normalen Container bei "Spider Web"
Im letzten Briefing hatte ich die Aussage von Ben Thompson übernommen, dass die Ukraine-Operation "Spider Web" mit normalen Containern ausgeführt wurde. Dem war nicht so.
Nichtsdestotrotz: Die Aussage, dass kleine, immer leistungsfähigere, immer besser auch autonom oder semi-autonom Aktionen ausführende Drohnen mit Containern für Sabotage eingesetzt werden können, bleibt bestehen.
Man sollte auch bedenken, dass die Ukraine zwar sehr clever und ausdauernd handelt, aber das Land vergleichsweise geringe Ressourcen zur Verfügung hat. Man stelle sich einen groß angelegten Sabotageakt einer reicheren Nation vor.
EVs waren die Blaupause: Chinas „Low-Altitude Economy“
China etabliert eine „Low-Altitude Economy“ unter 1.000 m, schreibt der Economist ausführlich. Das umfasst Drohnen und Flugtaxis.
Drohnenlieferungen sind in Städten wie Shenzhen bereits fester Bestandteil des Alltags.
Economist über China’s “Low-Altitude Economy” Is Taking Off:
The civil-aviation authority reckons it will reach a turnover of 1.5trn yuan ($208bn) by the end of this year and 3.5trn yuan by 2035. Meituan alone delivered more than 200,000 meals in 2024, almost double the number of 2023.
“By 2030, China will have at least 100 eVTOL firms,” declared Luo Jun, head of the China Low-Altitude Economic Alliance, an industry group, at a conference in April in Beijing. By the end of 2024 2.2m civilian drones were operating around the country, a 455% jump in five years (see chart).
eVTOL (electric Vertical Take-Off and Landing) und Drohnen werden mit elektrischen Motoren betrieben.
Ich schrieb diese Woche für die FAZ über die Kostenunterschiede für humanoide Roboter:
Prognostiziert wird, dass dank Skaleneffekten und besserer Komponenten aus China der Stückpreis bis 2030 auf 13.000 bis 17.000 Dollar fällt. Das entspricht einem Preisrückgang von mehr als 50 Prozent binnen fünf Jahren. Entscheidend und wenig überraschend dabei: Je mehr Komponenten aus chinesischer Produktion stammen, desto günstiger wird es.
Das unterstreicht auch ein Report von Morgan Stanley (PDF): Während ein „ernsthaft“ einsetzbarer Humanoid mit Bauteilen aus westlichen Lieferketten noch 131.000 Dollar kostet, lässt sich der gleiche Roboter mit chinesischen Komponenten auf 46.000 Dollar runterbrechen. Die Preisfrage ist damit immer auch eine Standort- und Abhängigkeitsfrage.
Eine Fabrik, die Batterien für E-Autos baut, kann nicht von heute auf morgen Batterien für Drohnen bauen. Aber beides ist miteinander verwandt und befruchtet sich in der Volkswirtschaft gegenseitig (Lerneffekte über das gesamte Themenfeld).
Wir haben mit dem verbohrten Festhalten am Verbrenner sehr viel mehr verloren als die Zukunft der Automobilbranche.
In China sieht Industriepolitik so aus, Economist:
Early last year Li Qiang, the prime minister, declared the low-altitude economy an engine of growth in the government’s annual agenda-setting report, alongside artificial intelligence and quantum computing.
In December the powerful state planning agency created a department specifically to foster the low-altitude economy. That is another strong indication of the government’s enthusiasm: other such departments have much broader remits, such as “national defence” or “employment”. The new low-altitude department has already brought together ministries to discuss safety supervision, business development and the construction of ancillary infrastructure.
Sechs Städten, darunter Shenzhen und Hefei, wird eine gewisse Autonomie bei der Öffnung des Luftraums unterhalb von 600 Metern für kommerzielle Aktivitäten eingeräumt. Sechs chinesische Universitäten bieten bereits Kurse in “low-altitude technology and engineering” an.
Interessant auch wie der Restaurantlieferdienst Meituan über den Drohneneinsatz spricht:
Meituan has delivered more than 520,000 orders by drone since launching the service in 2021. It wants drones to account for 10% of total deliveries in the next five to ten years, Mr Mao tells The Economist. On its busiest day last year the firm delivered 98m orders across China, so 10% of that would mean as many as 10m drone deliveries a day.
[...] even as it is, he says, “pilots”, meaning the workers who monitor the self-flying drones, are far more efficient than ordinary delivery-drivers: “The average pilot today in our system can oversee hundreds of meals delivered a day. You’re never going to get this with human riders on e-scooters.”
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