17. Feb. 2021 Lesezeit: 2 Min.

Clubhouse vs. Twitter Spaces

In der jüngsten neunetzcast-Ausgabe haben Christoph Koch und ich über Clubhouse und das kommende Twitter Spaces gesprochen.

Es gibt erstaunliche, bereits absehbare Pfadabhängigkeiten, die ich auch im Podcast anspreche. In den Twitter Spaces etwa gibt es (visuelle) Emoji-Reaktionen und die Möglichkeit, Tweets (visuell) zu teilen.

Das mag nach mehr Potenzial aussehen, weil es mehr Funktionen sind, aber die bewusste Beschränkung auf Audio-Funktionen bei Clubhouse hat gute Gründe. Sie hält die Entwicklung der Nutzung durch die Community offen Richtung allem, was Audio ist. (Podcasts, Hörfunk, etc.) Und zwar in beide Richtungen, was die Integration (oder Assimilation) angeht.

(Ich bin in Nexus 56 etwas näher darauf eingegangen.)

Ich hatte gestern die Möglichkeit, mir Twitter Spaces näher anzuschauen. Ich finde es unglücklich, dass man bei Betreten entscheidet, ob man Zuhörer/in oder Sprecher/in sein möchte, aber das ist nur ein Detail. Alles an Spaces schreit: Persönliches, (semi-)privates Feature, während Clubhouse wie eine riesige, nicht endende, inhaltlich mäandernde Konferenz wirkt. Letzteres steht und fällt mit dem Matchmaking, das bereits jetzt bei Clubhouse in dem frühen Stadium ausreichend gut ist. Wo wird das Matchmaking bei Twitter Spaces außerhalb des bestehenden Twitter-Netzwerks (Following und "Timeline") stattfinden?

Zusätzlich ist mir sofort aufgefallen, wie die Fleets-Leiste permanent am oberen Screen-Rand wird, wenn darin ein Twitter Space stattfindet. Die Folge: Der Raum zum Scrollen durch Tweets wird sehr klein.

Apropos Fleets, in denen die Spaces leben werden: Das von den 1.400 von mir verfolgten Accounts kaum benutzte Feature ist bis heute nicht in der iPad-App von Twitter gelandet..

neunetzcast 84: Clubhouse vs. Twitter Spaces – neunetz.fm

Christoph und Marcel sprechen in Clubhouse über Clubhouse, dessen Dynamiken, die Klone und Technologiekritik.

Ich würde Twitter Spaces noch nicht abschreiben. Aber es gibt mehr Argumente, die für den Erfolg von Clubhouse sprechen als für den Erfolg von Twitter Spaces.

(Am wahrscheinlichsten erscheint mir das Szenario, dass sich Twitter Spaces als Nummer zwei nach Clubhouse etablieren könnte. Es besteht aber die Gefahr (oder die Chance), dass Fleets + Spaces das Grundwesen von Twitter nachhaltig ändern. Twitter hat die gleiche Herausforderung wie Facebook, dort ist sie aber noch größer: Wo bring ich's unter?)

Warum das wichtig ist: Ich schrieb in Nexus 56:

Bei Clubhouse ist das anders, weil Clubhouse etwas für Audio macht, das wir zum Beispiel von Twitter oder YouTube auf jeweils unterschiedliche Arten kennen. Clubhouse vermischt Menschengruppen. Es bringt neue Verbindungen hervor. Erstmals sichtbar erfolgreich mit Audio. Alles auf kleiner Flamme, weil der Dienst noch jung und klein und mit sehr begrenztem Zugang ist, aber die inneren Dynamiken sind deutlich erkennbar.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, und auch hier noch einmal das wirklich famose Status as a Service (StaaS) von Eugene Wei von 2019 empfehlen. Am besten direkt auf's Kindle laden. (Lesezeit laut Instapaper: 82 Minuten)

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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