Konrad Lischka auf Spiegel Online:
Zum ersten Mal in diesem Jahrtausend sind 2011 die Gesamtumsätze der Musikbranche in Deutschland nicht mehr geschrumpft. Das besagt zumindest die Jahresstatistik des Bundesverbands Musikindustrie. Eine richtige Trendwende kann man aus den Zahlen nicht ablesen - das winzige Wachstum von 0,1 Prozent des Gesamtumsatzes verdankt die Branche gestiegenen Einnahmen aus Lizenzen für Musik in Fernsehen, Film und Werbung und - geschätzten - Umsatzsteigerungen bei den Leistungsschutzrechten, zum Beispiel für im Radio gespielte Aufnahmen.
Die zunehmenden Einnahmen im B2B-Bereich decken sich mit Entwicklungen im UK-Markt, was den grundsätzlichen Trend angeht.
Konrad Lischka ist leider auf die Eigendarstellung des Bundesverbandes Musikindustrie eingestiegen: Der Verband vertritt entegen der eigenen Aussage nicht die gesamte Branche sondern nur den Tonträgerteil mit seinen Verkäufen und Lizenzierungen.
Es fehlt zum Beispiel das Konzertsegment, das eine positive Entwicklung in den letzten Jahren vorweisen dürfte. (Für Deutschland fehlen leider repräsentative Zahlen.)
"Bundesverband Musikindustrie":
Die Einnahmen mit Werbung und Abonnements im Rahmen von Audio- und Musikvideostreamings spielten 2011 mit einem Anteil von zehn Prozent am Digitalmarkt nach wie vor eine untergeordnete Rolle.
Zehn Prozent für ein so junges Segment ist enorm und zeigt, entgegen der implizierten Ausage in der Pressemitteilung deutlich die Richtung an. Denn das Entscheidende für Trends sind nicht absolute Zahlen sondern Wachstumsraten. Und hier muss man noch zusätzlich bedenken, dass Streaming in Deutschland 2011 Simfy bedeutete. 2012 bedeutet das Spotify, Deezer, Rdio, rara, Simfy und weitere.
Prognose: In ein bis zwei Jahren werden Streamingabos den digitalen Markt dominieren und Downloadverkäufe immer weiter an den Rand drängen.