Mittelsmann errette uns.
Jens Twiehaus gestern auf turi2:
Audible startet heute 22 Podcast-Eigenproduktionen in Deutschland. Die Hörbuch-Plattform von Amazon wandelt sich damit zur App für Audio-Inhalte aller Art. An der Offensive beteiligen sich deutsche Verlage und prominente Moderatoren: Interviewer Jörg Thadeusz talkt wöchentlich für "Brand Eins" über Wirtschaft, Nina Ruge berichtet für "Bunte" über Promis. Auch "Spiegel", "11 Freunde", Vice und "Galore" liefern Sendungen im Wochentakt.
Die Podcasts sind ausschließlich bei Audible verfügbar und werbefrei, Nutzer zahlen 9,95 Euro für ein Monatsabo. Audible beauftragt die Produktionen und bezahlt sie, bestätigt das Unternehmen auf turi2-Nachfrage. Es investiert bis Ende 2018 nach eigenen Angaben einen Millionenbetrag.
Erstaunlich, dass Publikationen wie die Bunte oder Brand Eins eine Plattform wie die Amazon-Tochter Audible brauchen, um Podcast-Formate zu entwickeln.
Bei all ihrem Gejammer über die Distributionsmacht von Facebook und Google: Die deutschen Medien sind so unselbständig, dass erst ein Mittelsmann kommen muss, der die Distribution kontrolliert, damit sie ansatzweise zukunftsträchtige1 neue Formate machen.
(Podcasts sind, abseits der noch jungen Versuche von Spotify und Audible, das letzte echte dezentrale Onlinemedium. (Textdistribution wird dominiert von Facebook2, Video von YouTube) Sprich also, Podcasts sind das letzte Onlinemedium, bei dem den Publizierenden die Bedingungen der Distribution nicht komplett von außen diktiert werden.)
- Die Entwicklung von nicht zukunftsfähigen neuen Formaten schaffen sie allein. ↩
- Ja, diskutabel, weil das nicht auf alle Arten von textbasierten Medien zutrifft. Tatsache ist allerdings, das Publikumsmedien, also Medien, die auf Masse setzen und angewiesen sind -und über diese Medien reden wir hier-, abhängig von Facebook geworden sind, weil Facebook mit großem Abstand die Hauptquelle für Leser ist. Entscheidend ist immer der dominierende Kanal. (Weil dieser auf keinen Fall wegbrechen darf.) ↩