Was passiert eigentlich, wenn die SMS verschwindet? Oder, konkreter, was passiert, wenn die SMS ihren Status als Cash Cow verliert?
Denn eins ist sicher: Der im Vergleich zu den Kosten hohe Preis für das Versenden von SMS wird in den nächsten Jahren sein Ende finden. Die SMS-Preise werden purzeln.
Die SMS wird von vielen Seiten angegriffen: Das in iOS integrierte iMessage, plattformübergreifende Messaging-Apps wie Kik und Whatsapp und die mobilen Erweiterungen von webbasierten Kommunikationsplattformen wie Facebook Messenger oder Skype. Die Einschläge finden statt und sie kommen näher.
Mit dem Siegeszug der Smartphones über die 'dumb phones' ist das Ende der masslos überteuerten SMS eingeleitet. Warum? Weil sie Konkurrenz bekommen hat.
Bis zu 40 Prozent des SMS-Aufkommens könnte sich in den kommenden vier Jahren auf die Messenger-Dienste verschieben, prophezeien Branchenexperten wie Roman Friedrich von der Unternehmensberatung Booz & Company.
Um ein Verständnis für die Profitspanne bei SMS zu gewinnen, soll dieses Stern-Zitat helfen:
Nach Schätzungen des Mathematikers Srinivasan Keshav von der Universität Waterloo muss ein Mobilfunkanbieter gerade einmal einen viertel Euro-Cent pro SMS investieren. Der Anwender muss jedoch zwischen 10 und 20 Cent pro Nachricht bezahlen, was einer Steigerung von bis zu 7000 Prozent entspricht. Diese abnormal hohe Gewinnspanne ist allein für ein Drittel des Gewinns verantwortlich. Betrachtet man die Jahresberichte der Telekommunikationsunternehmen, scheint das Geschäft in den USA und in Deutschland noch zu funktionieren. Doch in anderen Ländern verzeichnen die Mobilfunkanbieter dank sozialer Netzwerke und Kurznachrichten-Apps bereits hohe Umsatzeinbußen, beispielsweise in den Niederlanden.
Wenn die SMS also nun irgendwann in den nächsten Jahren verschwinden beziehungsweise zu einem Zusatzdienst ohne Zusatzkosten wird, wird alles gut. Wir zahlen nicht mehr horrende Summen für wenige KB an Daten und sparen so insgesamt richtig viel Geld ein. Richtig? Nicht ganz.
Kaum ein Unternehmen kann einfach auf ein Drittel seines Gewinns verzichten.
Die Mobilfunknetzbetreiber sind auf die Einnahmen auch aus der SMS angewiesen. Wie so oft ist es eine Mischkalkulation: Die exorbitanten Gewinne aus der SMS ermöglichen etwa den Ausbau von Infrastruktur, der ohne sie und bei gleich hohen Gebühren an anderen Stellen in diesem Maß nicht möglich wäre.
Eine wahrscheinliche Konsequenz aus dem Wegfall der SMS und ihrer Gewinne (beziehungsweise aus dem Wegfall des Geschäftsmodellbausteins, für 160 Zeichen Geld zu verlangen) wäre also ein Anstieg der übrigen Mobilfunkgebühren.
Das wäre insgesamt gar nicht so schlimm: Auch ohne SMS werden die Endnutzer weiter für die anfallenden Kosten aufkommen müssen. Aber die Smartphones und das Internet hätten dann zumindest dafür gesorgt, dass die Preise und die anfallenden Kosten im Bestfall wieder näher beieinander liegen.