13. Sep. 2017 Lesezeit: 2 Min.

Die öffentlich-rechtlichen Medien müssen ihren Platz online endlich finden

Leonhard Dobusch schreibt auf netzpolitik.org über ein Thesenpapier zur Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien.

Mehr zum Papier auch unter zukunft-öffentlich-rechtliche.de.

Ausgangspunkt für das Thesenpapier (PDF) ist die Frage, welchen Auftrag der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter den Bedingungen der digitalen Medienwelt erfüllen soll und welcher Schritte es bedarf, damit er seinen Auftrag unter Wahrung seiner besonderen Qualitätsstandards erfüllen kann.

​Ein paar Anmerkungen:

These 2: Der Online-Auftrag muss weiter gefasst werden.

Zentral ist die Beseitung bestehender Löschpflichten sowie des Verbots presseähnlicher Angebote und der Beschränkung auf einen „Sendungsbezug“. Außerdem gilt es den zu eng gefassten Archivauftrag zu erweitern.

Zentral für eine Zukunft öffentlich-rechtlicher Medien ist, dass sie aufhören private Massenmedien zu emulieren. In Zeiten knapper Frequenzen war die Bandbreite dessen beschränkt, wie man Medien -TV und Hörfunk- umsetzen ​konnte.

Deshalb haben sich Öffentlich-Rechtliche und Private in den Formaten geähnelt und in den Inhalten unterschieden.

Digital aber ist nicht nur die Bandbreite dessen was man machen kann, größer geworden. Auch die Bedürfnisse und Nöte haben sich verschoben.

Es ergibt zum Beispiel wenig bis keinen Sinn, dass die ÖR Texte auf ihren Internetseiten veröffentlichen, die so auch bei SPON und co. hätten erscheinen können. Die Tatsache, dass die ÖR das machen, hat direkt zur extrem schädlichen und rücksichtslosen Propaganda der privaten Massenmedien gegen die Onlineangebote der ÖR geführt, die uns die heutige Löschvorgabe der von uns allen finanzierten öffentlich-rechtlichen Inhalte eingebracht hat.

Man wird Propagandisten wie die Medienredakteure bei FAZ und Handelsblatt nie zufrieden stellen solang es die ÖR gibt, aber davon abgesehen (auch weil man eben diese Propagandisten am besten ignoriert), müssen die ÖR im Internet ihren eigenen Platz finden, den nur sie ausfüllen können:

  • Dazu könnte zum Beispiel gehören, Inhalte gezielt gemeinfrei zu produzieren und bereit zu stellen. Das kann Nonprofits genau so unterstützen wie private Massenmedien, die die gemeinfreien Inhalte aufbereiten und in ihre Angebote einbauen können.
  • Zu diesen Inhalten zählen, zum Beispiel, Newsvideos ebenso wie aufwendige Datenanalysen der vernetzten Onlineöffentlichkeit, deren auswertende Narration (und weitere Synthese) dann nicht nur die ÖR sondern auch alle anderen Medien übernehmen könnten.
  • Eine Anlaufstelle, auf der man gemeinfreie Inhalte der ÖR und dank abgelaufenem Urheberrecht auch alle anderen heute existierenden gemeinfreien Inhalte findet. Mit rechtlicher Sicherheit und APIs. Diese Inhalte, von Goethe bis zu alten Bildern und frühen Jazz-Aufnahmen, müssen zum Teil auch aufbereitet werden. Wer wenn nicht die ÖR könnte das leisten?
  • Die ÖR könnten Tools, App-Frameworks, Datenanalysen etc. als Open Source und zur freien Verfügung bereit stellen, gern auch zusätzlich zur eigenen Aufbereitung (Quasi das Rohmaterial auf jeder Ebene). Das geht heute. Und es besteht Bedarf.
  • Verschiedenste Medieninfrastrukturen und Mischfinanzierungen mit Crowdfunding oder Beteiligungsmodellen sind denkbar und könnten parallele(!) Pfade von der Idee zur Umsetzung bereitstellen. Es ergibt heutzutage keinen Sinn, einzig und allein auf einen klassichen hierarchischen, maximal gremiumgetriebenen Entscheidungsprozess zu setzen. (Das heißt nicht, dass dieser etablierte Entscheidungsprozess abgeschafft gehört. Der Punkt ist, dass gerade angesichts der Größe des deutschen ÖR-Topfes ohne Not parallele Finanzierungs- und Umsetzungspfade angeboten werden können, die sich fundamental von einander unterscheiden. Und deshalb die Reichhaltigkeit unserer Kultur besser abdecken können.)

These 5: Sender müssen Plattform werden.

Denkbar wäre auch eine gemeinsame, offene und nicht kommerzielle Plattform aller öffentlich-rechtlichen Anbieter als „Public Open Space“. Auf dieser Plattform sollten nicht nur öffentlich-rechtlich produzierte Inhalte verfügbar sein, sondern beispielsweise auch solche von Museen, der Bundeszentrale für politische Bildung, der Wikipedia etc.

Exakt.

~

(Ich habe 2014 mit Cay Wesnigk (u.a. AG DOK) in „neunetzcast 44: Wie können zeitgemäße öffentlich-rechtliche Medien aussehen?" über dieses Thema gesprochen.)

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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