Juli 2010 habe ich ein Experiment gestartet. Auf meinem Notizblog schrieb ich damals:
Kleiner Selbsttest: Ich habe in meinem Standard-Browser Google Chrome jetzt mal die Standardsuche von Google auf Bing umgestellt. Mal sehen, ob das funktioniert. Ich benutze Google für Websuchen praktisch ausschließlich seit 1999.
Ich bin selbst überrascht, dass der Start meines Selbsttests nun schon 18 Monate zurückliegt. Angesichts der Debatte rund um die Veränderung der Google-Suche versuchen jetzt einige von Google loszukommen. Felix Schwenzel versucht es mit Duck Duck Go. Auf Gizmodo berichtet einer der Schreiber, dass er zu Bing gewechselt ist. Und auch Dave Winder denkt darüber nach, ob Bing dem komplexer werdenden Google gefährlich werden kann.
Grund genug also, über meine Erfahrungen zu berichten.
Wie bereits im obigen Zitat geschrieben, habe ich mit Microsofts Bing begonnen. Das Erste, das mir auffiel, war, dass Bing, zumindest 2010 und zumindest für meine damalige Verbindung (Berlin, Alice DSL), sich oft sogar einen Zacken schneller anfühlte als das bereits schnelle Google.
Die zweite Erkenntnis sollte sich wie ein roter Faden durch die letzten anderthalb Jahre ziehen: Bing ist ein guter Ersatz für Google, so lang es um Standardsuchen geht. So bald es komplexer wird, fällt schnell auf, dass Google im Hintergrund sehr viel mehr macht als Links zählen. Google kann oft komplexe Suchen besser interpretieren als Bing oder die anderen Konkurrenten.
Ich habe Bing zufriedenstellend für das tagtägliche Suchen benutzt. Habe ich nicht gefunden, was ich gesucht habe, habe ich Google benutzt.
Mir scheint auch der Index von Bing noch nicht an den von Google heranzureichen.
Bing ist vom Aussehen sehr nah am klassischen Google. Das geht bis hin zur Farbe der Links und der Anzeige von direkten On-Site-Links bei populäreren komplexen Websites. Der Wechsel zu Bing dürfte vielen am leichtesten fallen.
Positiv an Bing hervorzuheben ist die Bildersuche. Sie scheint mir nicht nur besser zu sein als Google. Ich habe sogar bis dato keine allgemeine Bildersuche gesehen, die besser ist als Bing. Allein für das Suchen von Bildern lohnt sich Bing also.
Nachdem ich Bing einordnen konnte, habe ich als zweite Suchmaschine Duck Duck Go ausprobiert. Das immer noch kleine, aber auch sehr schnell wachsende Duck Duck Go besticht auf den ersten Blick durch ein unfassbar hässliches Logo. Man sollte sich davon aber nicht beirren lassen.
Duck Duck Go bietet einige innovative Features an: Zum Beispiel werden Daten von Wikipedia und anderen vertrauenswerten Sites ausgewertet, um strukturierte Ergebnisse anzuzeigen. Als Beispiel kann die Suche nach Union Square Ventures dienen: Kurze Erklärung der Firma, Wikipedialink, Link zu offizieller Site, und ein Link zu einem Verzeichnis von VC-Firmen auf Duck Duck Go. In der rechten Sidebar werden Vorschläge gemacht, welche Suchbegriffe man hinzufügen kann, um die Suchergebnisse zu verbessern.
Das besondere an Duck Duck Go sind die sogenannten !Bangs. Mit denen ist es möglich, direkt in Duck Duck Go interne Suchen von Sites oder andere Suchmaschinen zu benutzen:
We call these commands !bangs, and this syntax works for 100s of sites:Most big sites work, e.g. !youtube (see full list below)
Most generic keywords work too, e.g. !images
There are also shorter versions, e.g. !g (google) !i (images) !yt (youtube)
!ducky or '! ' or '' will take you to the first result.
!safeoff will run a search with safe search off.
Sucht man zum Beispiel mit !g etwas auf Duck Duck Go, wird man auf die Google-Suche mit den Suchergebnissen umgeleitet. Eine eigene Bildersuche hat Duck Duck Go nicht. !images leitet auf die Bildersuchergebnisse von Google um.
Wie auch Bing versagt Duck Duck Go oft, wenn es komplexer wird. !g ist also recht praktisch, um einfach Google zu Rate zu ziehen wenn nötig.
Im Oktober 2011 hat unter anderem Union Square Ventures (Twitter, Tumblr, Etsy und weitere) in Duck Duck Go investiert.
Duck Duck Go wirbt seit Sommer letzten Jahres damit, keine Personalisierung seiner Suchergebnisse zu betreiben.
Nach Duck Duck Go benutze ich nun Blekko als Standardsuche. Blekko hat letztes Jahr für Aufsehen gesorgt, weil sie publicityträchtig 'Spam' aus ihren Suchergebnissen entfernt haben. Noch vor Googles Herunterranken von Contentfarmen hat Blekko diese aus seinem Index ausgeschlossen.
Das macht Blekko besonders für auf Google spamverseuchte Suchen nützlich. Zusätzlich bietet Blekko sogenannte Slashtags an, mit denen man die Suche auf eine Kategorie von händisch oder automatisch gesammelten Sites beschränken kann.
Michael Arrington schrieb 2011 darüber, wie beides zusammen wirkt:
The company has also increased search relevance substantially by auto-including some 1,000 slash tags, up from just a handful previously. That means that for many results you are looking at hand picked sites that are known to have high quality content. Content farms just can’t get through slashtags.Search for “pregnancy tips” and you’ll see to slash tags, for /pregnancy and /health, and quite good results compared to Google. But on Blekko you’re not done. Click on one of those slash tags to drill down into results relevant to that tag. Answer relevance goes even higher.
Blekko ist tatsächlich relativ mächtig.
Aber auch für Blekko gilt noch das Gleiche wie für Bing und Duck Duck Go. Für den Alltag ist Blekko ein mehr als ausreichender Ersatz für Google, aber je abwegiger eine Suche wird, desto wahrscheinicher ist es, dass Google das bessere Ergebnis liefert.
Die Slashtags sind allerdings ein sehr mächtiges Instrument für alle, die oft speziellere Suchen im Web ausführen (Journalisten, Blogger). Man kann so leicht die Suche vom Web auf spezielle Sites einschränken und wieder ausweiten. Mit /date kann man auch die, sofern mit Datum versehen, letzten statt die relevantesten Ergebnisse mit den Suchbegriffen anzeigen lassen. Wer einen Account bei Blekko anlegt, kann mit dem Import einer OPML-Datei einfach eigene Slashtags anlegen. Auch aus den Suchergebnissen heraus lassen sich leicht Websites zu bestehenden Hashtags hinzufügen.
Blekko bietet mit den Slashtags ein weitaus mächtigeres Werkzeug als die CSEs von Google, wenn es um das Durchsuchen von bestimmten Sites für den eigenen Workflow geht.
Die Bildersuche von Blekko ist keine Erwähnung wert.
Blekko bietet auch interessante Fakten und Zahlen an, wie etwa diese Gegenüberstellung von integrierten Facebook-Like-Buttons und Google-+1-Buttons.
Fazit
Jede der getesteten Suchmaschinen liefert ausreichend gute Ergebnisse, um im Alltag auf Google verzichten können. Je spezieller allerdings die Suchen sind, die man durchführt, desto stärker fällt auf, dass zum einen die Konkurrenten noch nicht so große Indizes wie Google besitzen und zum anderen, dass Google im Hintergrund sehr erfolgreich im Verbinden und Auswerten der Datenmassen war und ist. Google ist oft schlicht relevanter.
Faustregel: Je mehr Suchwörter benötigt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man eher mit Google das findet, was man sucht.
Über die letzten anderthalb Jahre ist mir noch etwas bewusst geworden, dass man leicht übersieht: Google ist praktisch überall default, abgesehen von IE. Egal welchen Browser man auf dem Desktop installiert (abgesehen von IE), egal ob iPhone oder iPad: Überall ist Google voreingestellt. Die Wechselkosten weg von Google sind zwar minimal. Aber sie sind vorhanden.
Ich glaube nicht nur, dass diese Defaulteinstellungen Google sehr viel stärker helfen, als vielen bewusst ist. Ich glaube auch, dass die Tatsache, dass wir immer mehr Geräte mit Internetzugang benutzen, Google an der Default-Front angreifbar wird: Google mag mit Google Chrome stark auf dem Desktop sein und Firefox weitere drei Jahre verpflichtet haben. Aber Google kann weder beeinflussen, welche Suche Apple bei seinen mobilen Geräten voreinstellt, noch was zum Beispiel Amazon auf dem Kindle Fire macht.
Wer bereit ist, mehrere Suchmaschinen nebeneinander zu verwenden, dem würde ich folgendes Setup empfehlen:
- Duck Duck Go oder Blekko für alltägliche Suchen
- Blekko für das Durchsuchen einer festen Zahl an Websites aus der eigenen Branche oder andere Aufgaben, die man vorher einer CSE von Google anvertraut hat.
- Bing für die Bildersuche
- Google für alle Suchanfragen, die auf den anderen keine zufriedenstellenden Ergebnisse brachten
Letztlich muss man allerdings festhalten, dass unter dem Strich Google nach wie vor die beste allgemeine Suchmaschine ist.