30. Aug. 2007 Lesezeit: 3 Min.

Facebook bereitet Implementierung von Freundeslisten vor

facebook-logo

Neulich saß ich da und grübelte, ob ich eine Freundesanfrage eines mir Fremden auf facebook akzeptiere. Weder kannte ich ihn aus dem first life noch aus dem Web. Als  ich so vor mich hingrübelte und anfing mir Sorgen um die Entstehung von Sorgenfalten auf meiner Stirn zu machen, wurde mir auf einmal etwas bewusst, dass ich auch vorher so im Grunde schon wusste -nur eben noch nicht völlig in jeder Konsequenz mir klar geworden war-: Die offene Plattform von facebook, f8, hat etwas geschafft, das noch kein anderes Social Network geschafft hat: Wenn ich will, kann ich auf facebook nahezu jede Faser meines Seins abbilden.

Und selbst wenn ich das nicht will und auch nicht tue: Wer mich auf facebook addet, kann über mein Profil mehr über mich erfahren als auf meinen Profilen auf myspace, Studivz oder Xing. Und das nicht nur weil einige der anderen Profile verwaist sind, sondern weil man da eben gar nicht die Möglichkeit hat, in die eigene Profilseite auf bequeme Art soviele Informationen reinzupacken.

Und was verändert sich beispielsweise schon, wenn man Jemand auf myspace added? Der Geaddete kann einem dann private Nachrichten schicken und die Fotos einsehen, wenn man die geschützt hat. Das war's. Vom Fehlen eines Newsfeeds mal ganz abgesehen.

Also: Die Hemmschwelle dürfte in der Regel auf Facebook höher liegen als auf anderen Social Networks.

Also dachte ich mir, hmm, es wäre doch toll, wenn man seine Freunde in Gruppen einteilen könnte. So könnte ich Kollegen und Geschäftspartnern ein anderes Profil zeigen als Bekannten, die ich durchs Web kenne. Und letzteren könnte ich wiederrum noch ein paar Sachen vorenthalten, die nur für meine engsten Freunde bestimmt sind. Privacy galore sozusagen.

Zusätzlich zur Unterscheidung zwischen geaddeten und nicht geaddeten Personen ist es zur Zeit bereits möglich einer händich geführten Liste von geaddeten Personen nur ein begrenztes Profil zu zeigen. Das ist aber umständlich und aufwendig. Wenn auch immerhin schonmal mehr als man beispielsweise beim facebookklon Studivz (und den meisten anderen SNs) bekommt: Dort heißt es nur 'entweder alles zeigen oder nix'.

Da facebook sich mittlerweile zum Schweizer Taschenmesser unter den Social Networks entwickelt, reicht der Status quo in Bezug auf Privatsphäre aber schlicht nicht mehr aus.

Und es scheint, genau das hat man bei facebook auch erkannt.

Wie Inside Facebook berichtet, sind erste Anzeichen einer anstehenden Implementierung dieser Funktion aufgetaucht:

I just received a tip from top application developer Trey Philips that Facebook has added two new undocumented functions to its API Test Console this evening that appear to reference an as-yet-unreleased feature called “Friend Lists.”

The two new API methods are:

* friends.getLists
* friends.getListsMembers

Es dürfte nur noch eine Frage von Tagen sein, bis die Funktion offiziell eingeführt wird.

Inside Facebook schreibt weiter, ähnlich meinen Gedankengang, dass damit eine sehr viel einfachere Verwaltung der Privatsphäre auf Facebook möglich wird.

In meinen Augen wird diese Funktion, wenn sie implementiert ist, die Nützlichkeit von Facebook nochmal sehr viel weiter steigern. Und die künftige Position von Facebook, als dem Social Network sie alle zu binden, nur weiter untermauern.

Interessantes Nebendetail: Inside Facebook verweist auch auf die mit dieser Neuerung höchstwahrscheinlich obsolet werdende Facebook-App 'Top Friends'. 'Top Friends' ist mit 13 Millionen Nutzern die verbreiteste Facebook-App ist. Es dürfte durchaus Spannungen mit sich bringen, wenn Neuerungen bei Facebook die Zukunft von Applikationen auf der Plattform unsicherer machen.

Was ich nicht glaube, ist, dass Facebook hier absichtlich mit einer Applikation konkurrieren will. Das wäre langfristig für die Entwicklung der Plattform kein gutes Signal. Und wenn das Facebook-Team um Zuckerberg in den letzten Monaten eins gezeigt hat, dann dass sie langfristig denken und orientiert sind.

Fazit

Die Implementierung von Freundeslisten wird ein weiterer logischer Schritt des Social Networks sein, das jedem Einzelnen seiner Mitbewerber technisch miles ahead ist. Es gibt zur Zeit kein Angebot in diesem Bereich, das auch nur annähernd so rund ist. Bemerkenswert.

Oder wie es A VC in Bezug auf eine andere Facebookaktivität ausdrückte :

It seems that they are doing most things right these days, but most importantly, when they see something is wrong, they fix it. And that's how you build a great company.

--
Die Freundesanfrage befindet sich übrigens immer noch in der Warteschleife. Falls Derjenige neunetz-Leser ist, könnte er sich bitte kurz melden? :)

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Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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