Helienne Lindvall vermutet Ironie im Vorgehen von Cory Doctorow und anderen:
At a book reading in 2005, media “guru” Cory Doctorow said: “I don’t mind being a whore, I just don’t want to be a cheap whore.” And cheap he isn’t – it’ll cost you $25,000 (£15,800) to get him to speak at your conference (according to his booker, the fee is only $10,000 to $20,000 if it’s a “college-oriented talk”).
Fair enough, you may say – after all, Sarah Palin charges $100,000 for appearances. But what does Doctorow speak about? Well, ironically, he’s a proponent of giving away content for free as a business model – and for years he’s been telling the music industry to adapt to it. Am I the only one to see the irony in this?
Wo liegt Lindvalls Denkfehler? Doctorow sagt nicht, dass jeder alles, was man produziert, verschenken soll. (ein beliebtes Strohmannargument)
Er selbst verfolgt ein Geschäftsmodell, das Lindvall nicht erkennt, oder nicht erkennen will. Er unterscheidet, bewusst oder unbewusst, zwischen knappen Gütern und nichtknappen Gütern und bepreist sie entsprechend:
Nichtknappe Güter:
- Die digitalen Versionen von Doctorows Romanen sind kostenlos von seiner Site herunterladbar.
- Seine Texte auf BoingBoing sind kostenlos abrufbar und nicht hinter einer Bezahlschranke.
Das führt zu maximaler Bekanntheit, also maximale Reichweite.
Knappe Güter:
- Neben den physischen Versionen seiner Bücher ist auch seine Zeit ein knappes Gut. Das Sprechen auf Konferenzen ist ein knappes Gut, dass er sich gut bezahlen lässt.
Was Doctorow macht, ist bewusst oder unbewusst nichts anderes, als das was auch in direkt von der Digitalisierung betroffenen Branchen Arbeitende realisieren und daran ihre Geschäftsmodelle ausrichten müssen: Nichtknappe und knappe Güter identifizieren und entsprechend bepreisen. Nichtknappe Güter kostenfrei verfügbar machen, um die eigene Reichweite zu maximieren und darauf aufbauend knappe Güter verkaufen.
Einigen scheint das, relativ unbemerkt vom öffentlichen Diskurs, bereits recht guz zu gelingen. In Norwegen verdienen Musiker im Durchschnitt 2009 mehr als 1999. In einigen Ländern wie Norwegen, Schweden, UK und USA ist der Gesamtumsatz der Musikbranche gestiegen. Und das alles trotz oder gerade aufgrund der ungebrochenen Popularität unautorisierten Filesharings.
Nochmal Lindvall auf paidcontent.org:
“Gurus” like motivational speaker and self-styled “futurist” Gerd Leonhard (who charges $7,000 to $15,000) , Lawrence Lessig and Anderson keep claiming that the emergence of the internet meant normal rules are now suspended, says Orlowski. “But modern economics have not been suspended.”
In der Tat, die Grundregeln haben sich nicht geändert: Im Kapitalismus verkauft man erfolgreich nur knappe Güter, für die Bedarf herrscht. Schon immer. Daran hat auch das Internet nichts geändert. Was es allerdings geändert hat, sind unter anderem Kostenstrukturen. Man muss neben dem Bedarf nun auch erkennen können, welches Gut knapp ist und welches das nicht mehr ist.
Egal, für wie frivol man ein Honorar von 25.000 Dollar halten mag, solang jemand bereit ist, so viel zu zahlen, ist das der Marktpreis. So einfach ist das.