Golem startet eines der spannenderen Experimente der deutschen (Online-)Medienlandschaft. Die Onlinepublikation öffnet die Plattform für externe Autoren, wird aber nicht zur "User Generated Content"-Plattform. Stattdessen arbeitet man mit externen Autoren zusammen, bietet ihnen die Reichweite des etablierten golem.de und bezahlt diese je nach Text erfolgsbasiert. Die Texte, die Golem auf diesen Weg annimmt, werden weiterhin klassisch redigiert und korrigiert, 'lediglich' die Basis der Zusammenarbeit mit Autoren ist neu.
Golem.de zählt rund 12 Millionen Visits und 42 Millionen Pageimpressions im Monat und erreicht laut AGOF 1,8 Millionen Unique User. Allein die Homepage von Golem.de wird jeden Werktag rund 600.000-mal abgerufen, denn wir haben eine treue Stammleserschaft, die jeden Tag auf Golem.de guckt. [..]
Wie viel Geld an Autoren ausgeschüttet wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel: Wie viele Leser erreicht ein Artikel, wie bekannt ist der Autor und wie viele Fans und Follower bringt er mit, wie viel Arbeit steckt in dem Artikel, wie viel Arbeit muss von uns in den Artikel gesteckt werden, wurde der Artikel bereits an anderer Stelle veröffentlicht und für wie wichtig halten wir ein Thema, ganz unabhängig von der damit erzielbaren Reichweite? Wir schließen auch nicht aus, Projekte mit größerem Aufwand vorzufinanzieren.
In solchen Ansätzen, die zwischen dem klassischen hierarchischen Ansatz und dem offenen Netzwerk liegen, sehe ich enorm viele Potentiale. Golem schlägt hier eine interessante Richtung ein.
Ihlenfeld über die Vorteile, die man sich bei Golem davon verspricht:
Unsere Intention ist es nicht, möglichst günstig an Inhalte zu gelangen, sondern angemessene und damit höhere Honorare für gute Stücke zu bezahlen. Autoren sollen im Gegenzug etwas mehr Risiko übernehmen. Diese veränderte Verteilung von Chancen und Risiken erlaubt es uns, die Kriterien für eine Veröffentlichung leicht zu verschieben und einen Artikel, an den der Autor glaubt und den wir für relevant halten, eher zu veröffentlichen als abzulehnen. Wird der Artikel gut gelesen, wird das Honorar höher ausfallen als bei einem vorher vereinbarten festen Honorar. Interessiert der Artikel die Leser nicht, entstehen uns weniger Kosten, der Autor geht aber auch nicht leer aus.
Die Verteilung des Risikos auf diese Art klingt vielversprechend. Das erlaubt Golem, mehr Experimente einzugehen und führt im Idealfall dazu, dass Autoren mit unterschiedlichsten Hintergründen leichteren Zugang zu Golem und dessen Potentialen (Reichweite, Bezahlung) erhalten.
Es hängt nun natürlich viel daran, wie Golem dieses Modell im Detail umsetzt und ob man damit das Vertrauen guter externer Autoren erlangen und vor allem halten kann. Der direkte Einblick in die internen Statistiken, wie angekündigt, ist ein erster richtiger Schritt. Schwieriger wird es, den passenden Bezahlungschlüssel zu finden.
Disclosure: Ich habe bereits für Golem geschrieben und mein Text wird explizit in der Ankündigung als Beispiel genannt. Das war's.