Dirk von Gehlen zitiert Dieter Gorny:
Kunst kann nicht jeder, sie ist aber von großer Wichtigkeit für jeden. Wir sollten unterscheiden zwischen dem Bedürfnis, kreativ zu sein, und der professionellen Produktion von Kunst und Kultur, die die Gesellschaft treibt und mit der sie sich auseinandersetzt. Für diese Spitzenleistungen braucht es Freiraum, Respekt, Kapital, freiwillige arbeitsteilige Strukturen – und das Urheberrecht.
Gehlens Antwort darauf:
Warum wir diese Unterscheidung treffen sollten, sagt Dieter Gorny leider nicht. Und warum gesellschaftliche Bedeutung von Kunst sich einzig in professioneller Produktion begründet, erklärt er ebenso nicht. Dabei ist das ein zentraler Punkt in der Demokratisierung der Publikationsmittel: Sollten wir Unterscheidungen aufrecht erhalten, die in der vordigitalen Welt sinnvoll und notwendig waren, die in der digitalen Welt aber zunehmend verwaschen? Für die persönliche Einschätzung (nicht nur) eines Dieter Gorny ist womöglich stimmig, die Könnerschaft einzig mit dem professionellen Antrieb eines Künstlers zu verbinden. Für das Urheberrecht hingegen ist das nicht möglich. Das würde nämlich bedeuten, dass es nur noch für diejenigen gilt, die Werke schaffen, die sie dann auch gewerblich nutzen wollen und können. All diejenigen Werke würden dann durchs Raster fallen, die nicht in professioneller Absicht verfasst oder gemalt wurden. Vermutlich unbestritten schützenswerte Werke der Weltliteratur wie jene aus der Feder Franz Kafkas, die er nach seinem Tod vernichtet sehen wollte, wären damit auf der Amateurseite von Gornys Kategoriensystem anzusiedeln. Kafkas Schreiben wäre damit einzig als “Bedürfnis, kreativ zu sein” zu deuten.
Dirk von Gehlen hat recht, wenn auf die implizite Annahme Gornys, nur wer professionell produziert produziere tatsächlich Kunst, mit Nachfragen reagiert.
Aber seine Schlussfolgerung teile ich nicht. Es wäre tatsächlich sinnvoll, im Gesetz solche von einander zu trennen, die finanzielle Interessen mit ihren Werken verfolgen und jene, die das nicht tun. Genau beschrieben habe ich das in meinem Vorschlag für ein modernes Urheberrecht.
Siehe auch: