Johnny Haeusler in der Spex über das Versagen der Kreativen in der Urheberrechtsdebatte:
Keinerlei empörte offene Briefe findet man von diesen Autoren oder ihren Agenten übrigens als Reaktion auf die Tatsache, dass ihre Vertreter und Verwerter seit vielen Jahren versuchen, Bürgerrechte brutal einzuschränken, um ihre wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Der Künstler als politischer Mensch, der Gedanken und den Diskurs über gesellschaftliche Veränderungen nicht nur zulässt, sondern sogar fordert, und der sich dabei mit seinem Publikum verbündet oder es wenigstens herausfordert: Er ist schwer zu finden in diesen Tagen. Stattdessen lassen sich Tausende von Urhebern, denen kein halbwegs klar denkender Mensch ihre Rechte oder Einkommensmöglichkeiten absprechen will, gegen ihr Publikum aufhetzen, lassen sich von der Verwertungsindustrie Gefahren einreden, die keine sind, und vor den Karren einer Anwaltsmaschinerie spannen, die konstant die Unmöglichkeit der Rechtsdurchsetzung im Internet behauptet und dabei mit Hilfe technischer und juristischer Möglichkeiten jedes Jahr hunderttausende von Abmahnungen an Privatpersonen verschickt.
Auf der einen Seite Einschränkungen von Bürgerrechten, um bestimmte Geschäftsmodelle zu schützen und eine schleichende Monopolisierung unserer Kultur; letzere ebenfalls, um diese gleichen Geschäftsmodelle weiter zu stärken.
Und auf der anderen Seite Kreativschaffende, denen all das herzlich egal zu sein scheint, solang ihr Einkommen gesichert ist. Das erscheint nicht sehr sympathiefördernd.