5. März 2025 Lesezeit: 3 Min.

KI-Browser - Warum Perplexity und Co. Browser bauen

KI-Browser als Manifestation von KI-Agenten, Interfaces werden künftig nicht nur händisch bedient werden können

KI-Browser - Warum Perplexity und Co. Browser bauen

Anlässlich der Ankündigung, die Deutsche Telekom baue gemeinsam mit Perplexity ein KI-Smartphone mache ich diesen Text zu KI-Browsern und KI-gesteuerten Interfaces aus dem jüngsten Mitglieder-Briefing öffentlich. Mehr zu DT und Perplexity im nächsten Briefing.

Es gibt einige Unternehmen, die KI und Browser zusammenbringen werden: OpenAI, Arc und eben auch Perplexity. Perplexity hat den eigenen Browser Orion jüngst angekündigt.

Die Verwirrung ist groß, wie man etwa bei TechCrunch sehen kann:

Perplexity may be betting that it can leverage its search engine user base to quickly ramp up and make some sort of a dent in the space with Comet.

Lösen wir die Ratlosigkeit auf:

  • Es geht nicht um den Browsermarkt per se.
  • Es geht, mal wieder, um Daten. Und Zugänge.
  • Eine KI-Suche, die mit den jüngsten Deep-Research-Produkten noch tiefer in die Untiefen des Webs hineinrecherchieren kann, hat ein riesiges Problem: Sie hat nur Zugriff auf öffentliche Daten.
  • Für einzelne Zugänge zu bezahlen, wie es OpenAI mit Publishern macht, kann ein Weg sein, einen Graben um sich zu ziehen, wenn man viel Geld und Angst vor armen Angreifern hat, aber: Es skaliert nicht.

Jetzt gibt es für KI-Dienste neben diesen direkten B2B-Deals zwei Möglichkeiten:

  1. Die Nutzer:innen geben den KI-Diensten ihre Accountdaten für, formulieren wir es neutral, Informationsprovider wie Verlage, Industriedatenbankanbieter, Fachdienste usw. usf.
  2. Die KI geht wie die Nutzer:innen über deren Browser in deren Onlineaccounts.

Das Problem mit (1) ist heute zweierlei:

  1. Viele Onlineanbieter werden sich gegen KI-Infiltration wehren. Sie wollen den Zugang zum Kunden selbst kontrollieren und nicht disintermediiert werden.
  2. Die Accountzugänge zu allen Diensten der eigenen Kunden zu haben, ist ein potenzieller Security-Albtraum.

Es gibt ein weiteres Problem mit (1): Dieser Weg denkt zu kurz. Warum sollten wir bei Informationsprovidern aufhören?

  • Warum sollte die Browser-KI nicht auch meine Social-Media-Feeds im Auge behalten und für mich nach meinen Wünschen zusammenfassen oder anderweitig darauf reagieren?
  • Was ist mit meinen E-Mails und Kalendereinträgen, die wichtige Geschäftsinformationen enthalten?
  • Oder den Daten aus meinen Productivity-Tools und Projektmanagement-Systemen?
  • Was ist mit meinen Shopping-Accounts und Bestellhistorien?

Das Problem mit (2) ist die technische Umsetzung. Ein Browser-Plugin allein reicht nicht, weil es zu viele Einschränkungen für diese Art von Features hat.

Die Lösung: Ein eigener Browser, der die KI tief in die Browser-Engine integriert und volle Kontrolle über Datenzugriff hat.

  • Mehr noch: Ein Wechsel im Mindset ist notwendig. Was machen wir alles per Hand digital im Browser? Was davon kann profitieren, wenn uns eine KI hilft? Und zwar an der selben Stelle, an der wir auch mit all diesen Diensten interagieren.

Hier kommen auch Agents ins Spiel:

  • Eine KI im Browser kann meinen Amazon-Account benutzen, um für mich anhand meiner Historie und Präferenzen Produkte zu recherchieren. Und zwar mit Einbeziehung von Reviews, auch jenen hinter der Paywall meiner abonnierten Zeitung, als auch Preisvergleichen und mit Produktalternativen.
  • Oder die KI im Browser begleitet mich im Alltag und schlägt mir proaktiv Dinge in Kategorien vor, für die ich mich interessiere.
  • Die KI im Browser kann auch meine Knuspr-Bestellung noch besser abdecken.

Oder noch einmal anders und etwas expliziter formuliert: Die Funktionalität eines Onlineangebots wie zum Beispiel Knuspr hängt nur allein an Knuspr, solange es nur händisch von mir selbst im Browser bedient werden kann. In dem Moment, in dem der Browser zum autonomen Gehilfen der Kund:innen wird, wächst die Funktionalität über die Website und App von Knuspr hinaus. Oder mindestens verschiebt sie sich. Ob der Anbieter will oder nicht.

Die große Frage ist natürlich, ob wir hier wirklich die Rückkehr der "Thick Clients" (auch "Fat Clients" genannt) sehen werden - also lokaler Anwendungen mit substantieller eigener Rechenleistung und Datenspeicherung, im Gegensatz zu "dünnen" Cloud-basierten Anwendungen.

Es kann sein, dass sich dieser Weg vor allem wegen der aktuellen unklaren Machtverhältnisse etablieren wird - man denke an die Klagen der New York Times gegen OpenAI. Diese aktuellen Debatten werden nicht so schnell weggehen und werden dafür sorgen, dass KI-Anbieter ihre Produkte nicht direkt in die Produkte von z.B. der NYT bringen können.

Der Browser als trojanisches Pferd der Nutzer:innen dagegen…

Es kann auch gut sein, dass die kommenden “AI First”-Startups einen reibungsfreieren Weg gehen werden und dieses neue Gesamtgewebe einen Sog erzeugen wird, der auch die Älteren hineinzieht. (Vergleichbar mit mobile first und “alten” Webdiensten, die auch eigene mobile Apps haben müssen.)

Up next: Die große Frage, ob es zahlenden Abonnent:innen zusteht, alles hinter der Paywall mit ihrer KI im Browser zu nutzen oder ob sie das nur händisch konsumieren dürfen.

Randnotiz: neunetz.com wird immer offen bleiben für die Browser-KI der Mitglieder. Die einzige Gewissheit in diesen Tagen.

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