29. Okt. 2013 Lesezeit: 2 Min.

Kommt in 5 Jahren eine weitere Verlängerung des US-Copyright?

Vor 15 Jahren haben Disney und andere Rechteinhaber eine rückwirkende(!1) Schutzfristverlängerung des US-Copyright um 20 Jahre erreicht. Die damals rückwirkend für rent seeking weiterhin geschützten Werke werden in fünf Jahren in die Public Domain übergehen. Dazu zählen zum Beispiel Mickey Mouse und Superman.

Es ist deshalb naheliegend, dass in naher Zukunft die Lobbyanstrengungen für eine weitere rückwirkende Verlängerung beginnen werden. Für Disney und Co. geht es einfach um zu viel Geld, um es nicht zu versuchen.

Das Switch-Blog der Washington Post hat eine lesenswerte Übersicht über die Entwicklung der Copyrightverlängerung veröffentlicht und deutet auch, zu Recht, darauf hin, dass in der heutigen Post-SOPA-Welt der Ausgang zum ersten Mal in der Geschichte ungewiss ist:

“If Hollywood and their allies want to do this, they're going to have to start doing it now,” says Chris Sprigman, a legal scholar at New York University. “I would imagine there are discussions going on.” Sprigman predicts a debate over term extension over the next five years will look very different than it did in the 1990s. “People are paying attention,” he says. “There's a coalition now” that's likely to oppose longer terms.

Indeed, Sprigman sees public outrage over the 1998 extension as a catalyst for the copyright reform movement that came of age with the protest that stopped the Stop Online Piracy Act last year. "None of that would have been possible without the loss in the CTEA and Eldred,“ he argues.

One advantage opponents will have this time around is better arguments and evidence. Public debate over the last extension has stimulated increased academic research into the economics of the public domain, and as a result, we know a lot more about the costs of longer copyright terms than we did 20 years ago.

Im Gegensatz zu Deutschland, wo giftige von Lobbyisten geschriebene Gesetze wie das Presseleistungschutzrecht nicht aufgehalten werden können, scheint die Weböffentlichkeit in den USA mit Blogs, Reddit und einer in vielen Fällen ausgeglichener berichtenden Presse2 besser gerüstet zu sein.


Man kann gar nicht zu viele Ausrufezeichen hinter 'rückwirkend' setzen.

Die New York Times hätte bei einem Gesetz, für das sich der eigene Verlag einsetzt, nicht auf eine von Lügen und Halbwahrheiten durchsetzte 'Berichterstattung' gesetzt wie es etwa die FAZ mehrheitlich gemacht hat. Eine echte öffentliche Debatte zum Presseleistungsschutzrecht hat es in Deutschland dank der geschlossenen Reihen der Medien nicht gegeben. So etwas wäre heute in den US-Medien dank der vielfältigeren Landschaft nicht mehr möglich.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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