Dass „True Detective“ so gut ist, liegt auch daran, dass die Serie keine zehn Millionen Zuschauer erreichen muss und es auch nicht versucht hat, mit all den Zugeständnissen und Kompromissen an den Massengeschmack, die damit verbunden wären. Viele deutsche Serien sind so enttäuschend, weil sie nicht dafür gemacht sind, eine begrenzte Zahl von Menschen möglichst glücklich zu machen, sondern von möglichst vielen Menschen irgendwie halbwegs okay gefunden zu werden.
Okay, wenn ich jetzt als nächstes sagen würde, dass wir das „True Detective“ des deutschen Online-Journalismus machen wollen, wäre das nicht nur anmaßend und größenwahnsinnig, sondern auch bekloppt. Was wir aber machen wollen: die Logik der Finanzierung von Online-Journalismus ändern. Und ich glaube, dass die Unterschiede ähnlich fundamental wären wie bei Fernsehserien.
Deutsche Online-Medien finanzieren sich zum größten Teil über Werbung.
Eine gewagte Aussage angesichts der Tatsache, dass im internationalen Vergleich deutsche Bürger sehr viel für öffentlich-rechtliche Medien bezahlen müssen, welche auch online sehr präsent sind.1
Dass es Bedarf an Krautreporter gibt, ist allerdings auch ein Zeugnis des Versagens nicht nur der privaten Medien sondern auch und besonders der öffentlich-rechtlichen Medien. Letztere setzen ihre Sonderstellung auf der Erlösseite nicht ein, um im Online-Kontext neue Wege zu gehen. Stattdessen machen sie mehr oder weniger das Gleiche wie die privaten Medien.2
Die Ausrichtung von Krautreporter -“Qualitätsjournalismus” ohne thematische Eingrenzung- ist leider etwas vage. Wer latent an einer besseren Berichterstattung zu den wichtigen Themen unserer Zeit auf Deutsch interessiert ist,3 sollte sich die Crowdfunding-Kampagne trotzdem einmal anschauen und vielleicht helfen, das erste Jahr mitzufinanzieren.
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes liegt die Unterstützerzahl bereits noch lang vor dem Ende der ersten 24 Stunden bei 1.195 von notwendigen 15.000 Unterstützern.
Trotz absurder, von Lobbyseite der privaten Medien erzwungener Depublikation der öffentlich-rechtlichen Inhalte. ↩
Nur ohne Werbung, ohne Boulevard und mit einem manchmal etwas höheren Anspruch. Strukturell und auf Produktkategorieseite gibt es aber keine Unterschiede. ↩
Besonders auch an einem Gegenpol zu der stark kampagnenhaften Berichterstattung der Presseverlage bei digitalen Themen etwa. ↩