23. Juni 2014 Lesezeit: 2 Min.

Leistungsschutzrecht: Axel Springers doppeltes Spiel

Es kam, wie es kommen musste. Die Presseverlage gehen mit ihrem Presseleistungsschutzrecht im Anschlag gegen Google vor und, nachdem sie freiwillig der Teilnahme an Google News und der Google-Suche dank robots.txt zugestimmt haben, verlangen sie nun, für diese Teilnahme bezahlt zu werden.

Steffen Grimberg auf NDR.de:

Google & Co. sollen künftig pauschal bis zu elf Prozent der Umsätze, die sie mit Ausschnitten aus Online-Presseerzeugnissen erzielen, an die Zeitungen und Zeitschriften weiterreichen. So sieht es der jetzt im Bundesanzeiger veröffentlichte und vom Patentamt genehmigte "Tarif Presseverleger" vor, den die in der Verwertungsgesellschaft Media zusammengeschlossenen Verlage aufgestellt haben. Eine Einzelabrechnung nach tatsächlicher Nutzung wäre technisch kaum praktikabel gewesen und wurde daher auch nie angestrebt.

Interessant ist folgende Einrichtung:

Ist ein Unternehmen nur Suchmaschine oder nur Aggregator, reduziert sich der Vergütungssatz um ein Drittel. Damit läge er aktuell bei jeweils vier Prozent vom Umsatz.

Das kann potenziell Startups und kleinere Anbieter relativ zu Google (oder auch zu Microsofts Bing) besser stellen. Es ändert allerdings nichts daran, dass mit diesen Zahlungsforderungen die Markteintrittsbarriere auf diesem Markt für Deutschland unnötig hoch gesetzt wird.

Axel Springer, das sich selbst seit 2003 zu recht nicht mehr Verlag nennt aber der wesentliche Treiber -de facto der Gesetzgeber- des Gesetzes ist, hat sich 20 Prozent an der französischen Suchmaschine Qwant gesichert.

Wird Qwant auch unter diese Regelung fallen?

Axel Kannenberg auf heise:

Springers Beteiligung an einer Suchmaschine fügt sich in das Bild der aktuellen Anti-Google-Politik des Verlags[..]

Nico Lumma sagt es etwas direkter:

Axel Springer ist mehrheitlich an zanox, dem europäischen Marktführer für erfolgsbasiertes Online-Marketing beteiligt. Na sowas, Springer weiss also über seine Tochter zanox, was in Europa über Affiliate-Links geclickt, registriert und gekauft wird. Warum das nicht ein Journalist innerhalb von ca. 20 Sekunden recherchieren konnte, ist mir auch schleierhaft. Döpfner thematisiert allerdings nicht die Datenkrake zanox, die genau weiss, welche Produkte von wem in Europa gekauft werden, sondern natürlich Google. Auch eine komplette Übernahme von zanox durch Springer wird derzeit diskutiert.

Der dritte Schritt war die Beteilung Springers an der französischen Suchmaschine Qwant. Ach guck, na sowas. Da laufen die Verleger fröhlich hinter Springer her, die schüren eine allgemeine Hysterie gegen Google und die Springers beteiligen sich einfach mal so an einer Suchmaschine, die in Europa groß gemacht werden soll. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Am Ende wird vom Leistungsschutzrecht nur Springer profitieren, denn während die Verlage auf Umsätze durch das Leistungsschutzrecht hoffen und davon ausgehen, dass sie Dank der Umverteilung ihre Geschäftsmodelle jetzt doch nicht ändern müssen, baut Springer durch Zukäufe sein digitales Portfolio weiter aus und sichert sich die Umsätze und Marktanteile der Zukunft. Well played, Döpfner.

Die Presseverlage und ihre Medienexperten sollten sich intensiv mit der Ausrichtung von Axel Springer auseinandersetzen. Die Axel Springer SE ist nicht eine der ihren.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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