Schon jetzt lässt sich ablesen, dass die Anwendungsgebiete von Atlas eher nicht konsumentenorientiert gelagert sind, sondern sich auf betriebliche und industrielle Anwendungsgebiete konzentrieren. Insbesondere die Autoindustrie kennt seit Einführung des Fließbands die Automatisierung von Fertigungsprozessen nur zu gut. Humanoide Roboter zeigen hier noch einmal neue Möglichkeiten auf und könnten helfen, die Produktionskosten zu senken, den Betrieb effizienter und berechenbarer zu machen und vor allem je nach Ladezyklus auch nachts ohne Pause arbeiten. Ähnlich verhält es sich mit Wartungsprozessen, die oft teuer und aufwändig umzusetzen sind bei gleichzeitig keinem neuen Funktionalitäts- oder Umsatzzugewinn.
Unter dem Strich käme Atlas vor allem als Substitut für körperlich besonders anspruchsvolle und gefährliche Aufgaben in Frage oder für die Steigerung von Effizienz und Zuverlässigkeit. Berufe in der Krankenpflege oder Seniorenbetreuung gelten beispielsweise als sehr beschwerlich und körperlich fordernd. Obwohl fraglich bleibt, wie zumutbar die Geräte bei zwischenmenschlichem Kontakt funktionieren
Ein anderes Gebiet wären Berufe mit Gefahrenpotenzial. Kommt Atlas auch bei der Rohstoffgewinnung zum Einsatz, könnten Grubenunglücke, Staublungen und andere Gesundheitsgefährdungen bald der Vergangenheit angehören.
Und in einem zweiten Artikel über die Auswirkungen marktfähiger Roboter:
Nicht alle, aber viele der denkbaren Anwendungsfälle könnten menschliche Arbeitskräfte mit geringem Bildungsniveau ersetzen. Sollte hierzulande dann auch noch die Autoindustrie von Tesla & Co. abgehangen werden und stark Stellen abbauen müssen, scheinen soziale Unruhen vorprogrammiert. Allein VW beschäftigt 100.000 Mitarbeiter, von denen die Hälfte „taktgebunden“ in der Produktion arbeitet – eine Art von Arbeit, die in den nächsten zwanzig Jahren komplett wegfallen wird.
Das wahrscheinlichste Szenario ist gleichzeitig das Szenario, über das am wenigsten gesprochen wird (weil es schwer in Worte zu fassen ist):
Womöglich vernichten Roboter und Maschinen aber auch nicht einfach Jobs, sondern ändern ihre Gestaltung, etwa wenn Journalisten sich statt Faktenaufzählungen stattdessen komplexeren Artikelthemen widmen können, weil eine Maschine sie entlastet.
Gleichzeitig muss man hier Zeithorizonte mitdenken: Langfristig (mindestens 20+ Jahre in diesem Fall) wird die Gesellschaft als Ganzes besser gestellt sein. Gleichzeitig wird es kurzfristig sehr schmerzhaft werden. Und zwar gerade für die Bevölkerungsschichten, die sich am wenigsten wehren können.
Jeder größere Umbruch zeichnet sich dadurch aus, dass alte Strukturen zuerst wegbrechen, bevor neue entstehen. Das zwischenzeitliche Vakuum kann Chaos bedeuten.
Global betrachtet sieht es langfristig allerdings gerade für Deutschland als Wirtschaftsstandort aktuell nicht gut aus. Deutschlands Kernbranche steht vor den größten Umwälzungen ihrer Geschichte und ist darauf schlecht vorbereitet. Gleichzeitig hat die deutsche Industrie insgesamt ein schwer zu begründendes Problem mit digitalen datengetriebenen Innovationen, was eine langsam, weil die Zeit nun endgültig wegläuft, kaum noch zu überwindende Hürde darstellt.