16. Nov. 2007 Lesezeit: 4 Min.

Mozilla: Mehr als nur Firefox

mozilla

Mozilla, die Foundation hinter dem erfolgreichen Browser Firefox, steht finanziell recht gut da :

Rund 66,8 Millionen US-Dollar Umsatz erzielte Mozilla im Jahr 2006, rund 26 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vor allem die integrierte Suche und dabei Google sorgten für Mozillas Umsätze.

Aber was macht man bei Mozilla eigentlich den lieben langen Tag?

Was viele nicht wissen: Auf Mozilla fußt mittlerweile weit mehr als der beliebte Browser.

Am bekanntesten nach Firefox ist noch das Mailprogramm Thunderbird. Außerdem noch einigen bekannt ist der Kalender Sunbird.

Sunbird kann als Standalone-Applikation betrieben werden. Ebenfalls aber auch als Erweiterung direkt in Thunderbird. Generell: Einer der Hauptgründe für den Erfolg der Mozilla-Produkte sind die Erweiterungen, die von einer scheinbar unermüdlichen Community stetig weiterentwickelt wird. Dass ich die Erweiterungsmöglichkeit von Firefox mag, dürfte sich bei Stammlesern mittlerweile rumgesprochen haben.

prismlogo

Besonders interessant fand ich das letztens vorgestellte Prism. Prism ist ein Browser mit ohne alles. Gedacht ist dieser 'ablenkungsfreie Browser' als Grundlage für Webapplikationen wie Gmail und den GReader (oder auch Facebook). Für jede Webapp kann dabei ein aufgebohrtes Bookmark auf Desktop etc. abgelegt werden.

Prism hieß bis vor Kurzem WebRunner. Ich hatte auf imgriff vor einiger Zeit über damals noch WebRunner geschrieben. Die wichtigste Neuerung, die zeitgleich mit der Namensänderung kam, ist das vereinfachte Erstellen eigener Prism-Instanzen.

Das Prinzip hinter Prism klingt zunächst ein wenig albern. Ist aber tatsächlich richtig nützlich. Man muss sich das Projekt als Konkurrenz zu Adobes AIR und anderen betriebssystemübergreifenden Plattformen für Internetanwendungen vorstellen.

prism

(Mozilla Labs)

Tatsächlich nutze ich den GoogleReader nur noch via Prism, da die Geschwindigkeit des GoogleReader mit Prism an Desktopprogramme herankommt. Außerdem wird so automatisch der maximale Bildschirmplatz genutzt. Einziger Wermutstropfen: Die Add-Ons, die man unter Firefox einsetzt, fehlen hier.

Eine Auflistung der Projekte von Mozilla findet man hier. Damit sind die Auswirkungen von Mozilla auf das Netz aber noch nicht abgedeckt.

Auf Mozilla aufsetzende Projekte

Den auf Firefox aufsetzenden Web2.0-Browser Flock hatte ich bereits vorgestellt.

Diese Woche wurde Version 1.0 des neuartigen Video-Clients Miro veröffentlicht. Das früher als DemocracyPlayer bekannte Programm vereint unter der Haupe Mozilla-Technologie mit der hervorragenden Abspielsoftware des VLC-Clients. Mit Miro kann man per RSS ausgelieferte Videocasts abonnieren, ebenso BitTorrentfeeds abonnieren und Videos auf Youtube schauen. Alles unter einer Oberfläche, die das TV-per-Internet-Erlebnis so offen und gleichzeitig so bequem wie möglich machen will.

miro-channel

Miro könnte dabei wirklich den Konsum von Video über das Netz revolutionieren . Erstaunlich, wie wenig trotzdem bis jetzt an Buzz im Netz dazu entstand. Das dachte man wohl auch bei Miro und schoß erstmal volle Breitseite in Richtung Bloggerliebling Joost. Eine ausführliche Featureliste von Miro findet man hier.

Ebenfalls auf Mozilla basierend und einen neuen Weg beim Medienkonsum geht Songbird. Songbird ist ein Zwitter aus Musikplayer und Browser . Das Ziel: Den Übergang zwischen Musik im Netz und auf der eigenen Platte so fließend wie möglich zu machen. Die Integration von MP3-Dateien auf Seiten ist bereits recht gut. Mittels Add-Ons kann diese Verbindung aber noch enorm gesteigert werden.

Songbird gibt es erst in der Version 0.3. Ist also noch etwas buggy. Songbird könnte aber in naher Zukunft, vielleicht sogar mehr noch als die Hypemachine, das Entdecken und Konsumieren von Musik revolutionieren.

Ein weiteres interessantes Projekt auf Mozillabasis ist das erst vor kurzem an die Öffentlichkeit gegangeneInstantbird (Was ist das eigentlich mit den Leuten rund um Mozilla und den Birds?). Das erst in der Version 0.1 befindliche Instantbird ist ein Multiprotokoll-Chatclient, ähnlich Pidgin (Direkt von Mozilla gibt es auch einen IRC-Client). Zunächst nicht sonderlich spannend. Aber, und der aufmerksame Leser wird spätestens hier ein Muster erkennen, die Add-Ons. Mit einer bald kommenden, starken AddOn-Schnittstelle wird Instantbird sehr viel weiter gehen können als alle anderen Chatclients. Instantbird könnte zur Kommunikationszentrale schlechthin werden.

Ein Beispiel: unter Instantbird vereint man nicht nur ICQ, AIM und Jabberaccount (etc etc), sondern auch die Möglichkeiten, direkt auf das Blog, den Facebookstatus, nach Twitter, Pownce und Tumblr zu posten. Eine interessante Zukunftsvision, oder?

Das Tolle: Auf Mozilla basierende Programme sind in der Regel betriebssystemübergreifend. Laufen also von Haus aus unter Windows, Mac und Linux.

Fazit: Standing On The Shoulders Of Giants

Mozilla ist enorm wichtig für die offene Weiterentwicklung des Netzes. Ohne Mozilla würden geschlossene Plattformen wie Adobes Air quasi ohne Konkurrenz sein. Von der Browserfront ganz zu schweigen.

Nicht alles bei Mozilla läuft optimal (Firefox Memory Leak, anyone?). Auch muss Mozilla sich mehr auf browserlosgelöste Plattformen für Clients für Webapplikationen konzentrieren. Prism ist hier schon ein guter, erster Schritt in die richtige Richtung. Hier muss aber noch sehr viel mehr geschehen.

Denn mit dem Aufstieg der Webplattformen wird das Netz als Grundlage aller Tätigkeiten am Rechner immer wichtiger. Während der Desktop an Bedeutung verliert.

Und vor diesem Hintergrund brauchen wir mehr denn je eine starke, freie auf OpenSource basierende Anzahl an Alternativen zu den geschlossenen, von einzelnen Unternehmen gepushten Softwarelösungen. Denn wer will schon, dass wir uns ein zweites Microsoft heranzüchten, das uns einen monopolartigen Zugang zu den neuen Möglichkeiten im Netz gibt?

Ich zumindest nicht.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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