14. Mai 2013 Lesezeit: 2 Min.

On-Demand-Videostreaming: Vivendi-Tochter Watchever drängt auf den deutschen Markt

Wer diese Tage auf Facebook oder in einer deutschen Innenstadt vorbeischaut,

2013 05 14 um 18 26 18

kommt an etwas nicht vorbei: Werbung für Watchever. Watchever ist ein On-Demand-Videodienst, über den von Laptop über Tablet bis AppleTV für 8,99€ pro Monat Serien und Filme geschaut werden können. Vergleichbar ist der monatlich kündbare Dienst mit Netflix, dem Marktführer in den USA, oder Lovefilm, dem Amazon-Angebot in Deutschland. Während Netflix noch nicht auf den deutschen Markt gekommen ist und Lovefilm von Amazon nach der Übernahme nicht die angemessene Beachtung zu erhalten scheint, liegt der deutsche Webvideomarkt, gequält mit Maxdome und co., noch mehr oder weniger brach.

Darauf scheint Watchever zu setzen und macht neben der Werbung mit den klassisch inkrementellen Neuerungen konstante Presse: Watchever auf XBox 360, auf Smartphones, mit exklusiven Lizenzen und gegen Telekom.

Über Watchever selbst ist wenig bekannt, außer dass das Angebot zum Unterhaltungskonzern Vivendi (u.a. Universal Music Group) gehört. Aus dem spartanischen Eintrag in der Gründerszene-Datenbank:

Die Titel der umfangreichen Filmbibliothek mit deutschen, europäischen und US-amerikanischen Produktionen stehen in deutscher Sprache und der Originalversion zur Verfügung. Mit dem intelligenten Watchever-Profil können die Inhalte bewertet, Lieblingsfilme gemerkt und Empfehlungen gegeben werden. Diese Funktionen lassen sich auch mit Facebook verknüpfen, um sie mit Freunden zu teilen. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, FSK-Inhalte je nach Bedarf durch eine Kindersicherung zu schützen. Der Service kann kostenlos getestet werden und ist monatlich kündbar. Watchever wird von der Watchever GmbH betrieben, einem Unternehmen von Vivendi.

Vivendi hat bereits vor einigen Jahren mit ZaOza einen Entertainmentversuch für Musik und Video gestartet, der mit seinem 'redaktionellen' Ansatz von Anfang an zum Flop verurteilt war.  (Wer nicht auf Long Tail und Plattform setzen kann oder will, euphemisiert mit Redaktionen.) Watchever scheint in seiner starken Anlehnung an das erfolgreiche Netflix sehr viel besser aufgestellt zu sein.

Ein ausführliches Review von Watchever gibt es bei Bitpage.de:

Es sind viele Alte und nur ausgesuchte neue Titel in der Online-Videothek von Watchever und aus technischer Sicht scheint Watchever noch ein wenig in den Kinderschuhen zu stecken. [..]

Die Technik funktioniert im Großen und Ganzen. Damit meine ich das Streamen der Videos zu mir nach Hause auf allen Plattformen, die Watchever unterstützt. 

Es bleibt eine Frage bestehen: Warum macht Vivendi jetzt Druck? Watchever wurde im Januar 2012 gestartet. War man erst ein Jahr später technisch und lizenzrechtlich gut genug aufgestellt, so dass eine auf maximale Reichweite ausgelegte Werbekampagne Sinn ergibt? Oder weiß Vivendi, immerhin einer der größten Entertainment-Konzerne der Welt, dank Einsichten in Lizenzverhandlungen, dass der US-Marktführer Netflix nicht mehr weit vom Sprung auf den deutschen Markt entfernt ist?

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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