Das Gerücht eines kommenden Smartphones von Facebook hat sich weiter verdichtet. Die New York Times berichtet, dass laut Aussagen von Facebook-Mitarbeitern und Personen, welche für das Projekt von Facebook angeworben werden sollten, Facebook 2013 ein eigenes Smartphone herausbringen will.
Nick Bilton für New York Times:
Employees of Facebook and several engineers who have been sought out by recruiters there, as well as people briefed on Facebook’s plans, say the company hopes to release its own smartphone by next year. These people spoke only on the condition of anonymity for fear of jeopardizing their employment or relationships with Facebook.
The company has already hired more than half a dozen former Apple software and hardware engineers who worked on the iPhone, and one who worked on the iPad, the employees and those briefed on the plans said.
Fraglich bleibt, wie tief Facebook in die Hardware einsteigen wird. Laut New York Times scheint Facebook auch auf der Hardwareseite mitmischen zu wollen:
Now, the company has been going deeper into the process, by expanding the group working on Buffy, and exploring other smartphone projects too, creating a team of seasoned hardware engineers who have built the devices before.
One engineer who formerly worked at Apple and worked on the iPhone said he had met with Mark Zuckerberg, Facebook’s chief executive, who then peppered him with questions about the inner workings of smartphones. It did not sound like idle intellectual curiosity, the engineer said; Mr. Zuckerberg asked about intricate details, including the types of chips used, he said. Another former Apple hardware engineer was recruited by a Facebook executive and was told about the company’s hardware explorations.
Man sollte das allerdings nicht überbewerten. Facebook ist kein Hardwarehersteller und sie werden mit ihrer Firmenkultur und ihren Kernkompetenzen nicht von heute auf morgen eine vertikale Integration a la Apple ausführen können. Egal, wie viele Ingeneure eingestellt werden.
Und diese Integration ist auch nicht zwingend nötig. Realistischer erscheint dagegen, dass Facebook eng mit Partnern auf der Hardwareseite zusammenarbeiten will. Die Partner würden dann zwar den Hauptteil auf Hardwareseite stemmen, aber Facebook selbst will ebenfalls mit einem Hands-on-Ansatz mitreden können. Das deutet auf eine, wenn auch nur zeitlich beschränkte, exklusive Partnerschaft hin.
Ein komplett eigenes Hardwareprojekt erscheint dagegen vollkommen unrealistisch.
Damit fällt dann auch ein Großteil der Gründe für die Skepsis vieler, wie etwa Henry Blodget von Business Insider, wieder weg.
Wenn Facebook die Sache richtig angeht, arbeiten sie mit nach Distinktion und damit hoffentlich kommenden Profiten dürstenden, von Android ausgezerrten Herstellern wie HTC zusammen. Diese dürften für Facebook einige Hebel in Bewegung setzen. Eine Partnerschaft zwischen HTC und Facebook wird bereits nachgesagt.
Zusätzlich wird Facebook aller Voraussicht nach wie Amazon beim Kindle Fire auf einen Android-Fork setzen. Wie Amazon hätte auch Facebook gute Gründe dafür: Android ist bereits ein ausgewachsenes, modernes mobiles Betriebssystem. Es ist Open Source. Es entwickeln bereits viele Anbieter Apps für die Plattform.
Egal wie tief Facebook sich in das OS integriert, die Android-Apps werden ohne große Probleme auf dem Smartphone laufen. Gleichzeitig existieren viele Hardwarehersteller, die bereits Erfahrungen mit Android gesammelt haben.
Facebooks Integration, und damit Mehrwert, liegt dann in der Vernetzung die noch oben drauf kommt. Und die ist, wie bereits ausgeführt, dann ein potentiell großer Hebel, um die App-Entwickler für die Plattform zu erwärmen.
Was passiert mit den Facebook-Apps auf iOS, Android und Windows Phone, wenn Facebook auf Plattformebene mit Apple, Google und Microsoft direkt konkurriert? Nicht viel. Facebook ist zu populär, um dessen Apps zu beschränken oder gar auszusperren ohne der eigenen Plattform massiv zu schaden. Viel interessanter ist, was nicht passieren wird und das kann man bereits bei iOS sehen: Dort ist Twitter in das System integriert, Facebook nicht. Die anderen Plattformprovider könnten also bei ihren sozialen Komponenten auf Systemebene, die ebenfalls zweifellos kommen werden, Facebook eher hinten anstellen. Die Gewinner könnten damit zum Beispiel Twitter, LinkedIn und Tumblr sein.
Und dann wäre da noch das Gerücht, Facebook wolle Opera, welche auch einen populären mobilen Browser anbieten, übernehmen.
Wo Rauch ist, da ist auch Feuer. In Sachen Facebookphone lässt sich der Rauch nicht mehr übersehen.
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Siehe zum Thema Smartphone von Facebook auch: