Michalis Pantelouris auf Carta über eine falsche Interpretation eines Gutachtens durch die dpa:
Interessant ist, dass erstens die FAZ den Fehler am nächsten Tag in einem von einem Wirtschaftsredakteur gezeichneten Artikel wiederholt – und dann auch noch die Bundesregierung in ihrer Reaktion auf die Forderungen der Euro-Task-Force anmerkt, wenigstens sei man sich bei den Eurobonds einig. Die Fehler der dpa pflanzen sich fort, und zwar in einer Weise, die nicht einfach der Bundesregierung nützt, sondern auch ihre längst von den Realitäten entkoppelte Ideologie unterstützt.
Stille Post im System des Qualitätsjournalismus.
Das ist besonders ärgerlich, wenn man (wie ich) den Kurs der Bundesregierung in der Euro-Krise für falsch und gefährlich hält und nun sieht, wie eine ideologische Interpretation eines ökonomischen Gutachtens von einer Nachrichtenagentur dazu führt, dass das Gutachten im Sinne der Bundesregierung von ihr falsch dargestellt wird.
Pantelouris:
Auch bei mehrmaligem Lesen ist es unmöglich, den Originaltext der INET-Task Force falsch zu verstehen – ganz besonders für jemanden, der das, anders als ich, hauptberuflich macht und wahrscheinlich noch viel mehr mit den Positionen der Unterzeichner vertraut ist. Man muss ihn schon unbedingt falsch verstehen wollen. Und dafür fallen mir wiederum nur zwei mögliche Gründe ein: Entweder man ist so gehirngewaschen, dass man widersprechende Positionen nicht mehr bemerkt – was für einen Journalisten hieße, er wäre berufsunfähig. Oder man will jemandem einen Gefallen tun. Dann gilt das mit der Berufsunfähigkeit umso mehr.