13. Aug. 2010 Lesezeit: 1 Min.

Streetview: Google bietet mit der Widerspruchsmöglichkeit mehr an als es muss

In der FAZ steht zu Google Streetview:

Beeindruckend auch der hoheitliche Duktus, mit dem Google den Deutschen das „Recht“ zugesteht, „Widerspruch“ gegen die Abbildung ihrer Häuser auf seinen Internet-Seiten einzulegen.

Und Stefan Pfeiffer ergänzt:

Nun kommt also Google daher und will deutsche Städte ablichten ... Großzügig erlaubt der Konzern Widerspruch, derzeit in einem sehr engen Zeitrahmen. Paradox. Meiner Ansicht nach wäre auch hier der umgekehrte Weg der Richtige. Google müßte sich explizit die Erlaubnis (ein OptIn) der Betroffenen Häuslebesitzer einholen, Häuser und Gebäude jenseits öffentlicher Einrichtungen abzulichten - selbst wenn das mühsam wäre.

Nein, muss es nicht. Unabhängig von der durchaus berechtigten Frage nach der Notwendigkeit: Nicht nur würde es das Vorhaben unverhältnismäßig teuer machen, es ist auch nach deutschem Gesetz überhaupt nicht notwendig.

Google bewegt sich mit Streetview innerhalb der deutschen Gesetze. Wenn Google die Möglichkeit einräumt, mittels OptOut die eigene Hausfassade aus Streetview entfernen zu lassen, dann ist das mehr, als Google nach deutschem Recht machen muss; und sicher in erster Linie der hysterischen deutschen Debatte zum Thema geschuldet, die dem Image von Google hierzulande schadet.

Das Widerspruchsangebot ist also in erster Linie Imageschadensbegrenzung. Es ist weder hier noch meines Wissens in den anderen Ländern, in denen Streetview angeboten wird, gesetzlich notwendig.

Beeindruckend ist nicht der "hoheitliche Duktus" von Google, sondern die Doppelmoral, mit der jedes freiwillige Entgegenkommen seitens Google gegen das Webunternehmen verwendet wird, während Nebensächlichkeiten wie Kontext ausgeblendet werden.

Denn das wirklich Erstaunliche an der deutschen Streetview-Debatte ist, dass keiner der Kritiker erwähnt, dass Streetview nicht das erste Angebot seiner Art hierzulandeist:

Berlin zum Beispiel ist wie einige andere deutsche Städte auch bereits jetzt in Sightwalk in Teilen abrufbar, Österreicher finden ihre Hausfronten in Norc von einem rumänischen Anbieter erfaßt. Lustigerweise nennt Sightwalk Spielplatztreff und Spielplatznet als Partner, aber während man bei Google befürchtet, daß Streetview von Einbrechern genutzt werden kann, habe ich noch nichts über die Päderastengefahr bei Sightwalk gehört.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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