Alexander Graf in einem Rundumschlag über die Selbstlügen im Handel und die Stellvertreterskandale in den Medien:
Amazon ist lediglich ein Platzhalter für den gesamten E-Commerce. Sie reizen das Modell vollends aus – das kann man gut oder schlecht finden. Deutlich wird allerdings, dass alte Handelsmodelle gegen diese Form des Handels nicht ankommen können. Und halbtote stationäre Modelle die es in den letzten 20 Jahren verpasst haben an ihrem Geschäftsmodell und in die Umsetzung zu investieren sind lediglich Opfer ihrer eigenen Selbstlügen.
Insbesondere diese Handelsmodelle versuchen nun aber umso verzweifelter E-Commerce Modelle nachzuahmen, bis sie zur Erkenntnis gelangen, dass im E-Commerce am Ende nur die Kostenführer und Hersteller gewinnen können. Der Rest teilt sich die verbleibenden 10 % Marktanteil. Niemand braucht mehr unzählige kleine Handelsportale und schlechtgemachte Onlineshops stationärer Händler. Dieses Thema wird in aller Tiefe auf der K5 Cruise im März diskutiert.
Und über Shoppingcenter:
Noch spannender wird der Kampf gegen die Windmühlen aber für Shoppingcenter. Ich halte das Handelsmodell der großen fensterlosen Boxen mit vielen Parkplätzen vor der Tür für komplett überholt – fast bin ich geneigt es als Blase zu betrachten. Nicht nur der USP dieses Modells steht trotz toller neuer Food-Courts zur Diskussion, nein auch die meisten der dafür notwendigen Ankermieter stehen schon jetzt mit dem Rücken zu Wand. Jochen Krisch hat in einem Beitrag im letzten Jahr dieses Dilemma beschrieben. In Shoppingcentern finden sich i. d .R. keine Onlinehändler und die dominierenden Ankermieter (Saturn, Thalia, ….) stehen durch ihre fruchtlose Onlinestrategie schlechter da denn je.
Mediamarkt Saturn werden bereits seit drei Jahren als wankende Riesen gehandelt. Mit dem Wegfall/Rückgang/Verlust der Attraktivität der Ankermieter können Shoppingcenter wie Dominosteine fallen.
Shoppingcenter brauchen mittelfristig Strategien, wie sie mit der neuen Situation umgehen werden. Alternativ brauchen Städte mittel- bis langfristig Ansätze, was sie mit den leerstehenden Gebäudekomplexen machen werden.
Es wird oft übersehen, dass der aktuelle Strukturwandel keinem geordneten Ablauf folgt. Er findet an manchen Stellen schleichend und an anderen in Schüben statt. Ein, zwei größere Unternehmen, die mehr oder weniger ersatzlos verschwinden, werden als Nebeneffekt auf diesem Weg leicht zum Durchlauferhitzer des Wandels, weil andere Strukturen von ihrer Existenz profitiert haben. Fallen die Unternehmen aber weg, stürzt alles ein wie ein Kartenhaus.
Ein Ende oder zumindest ein massiver Rückbau von Thalia könnte zum Beispiel einschneidend für die deutschen Shoppingcenter sein. Vor allem wenn gleichzeitig Mediamarkt/Saturn die Menschen ebenfalls nicht mehr in die Center zu locken vermögen.
Das ist nur ein Beispiel für den Untergang von Wertschöpfungsnetzwerken, den wir in den nächsten Jahren vermehrt beobachten werden können.
Die Überschrift ist ein Satz aus Alexander Grafs Artikel. Auch deswegen sollte man ihn lesen.