6. Feb. 2014 Lesezeit: 1 Min.

Twitter gewann auch letztes Quartal zu wenige Nutzer

Die Quartalszahlen von Twitter sehen nicht gut aus. Das Nutzerwachstum enttäuscht. Man könnte sogar schon fast eine Sättigung beobachten. Auf keinen Fall ist es der Anfang einer S-Kurve:

Twitterusers

Holger Schmidt:

In den USA stagniert die Entwicklung sogar schon. Noch heftiger ist die Tendenz der Timeline-Views, die Twitter als Maßeinheit für die verfügbare Werbefläche heranzieht. Twitter zählt einen Timeline-View, wenn ein Nutzer die Site auf dem Desktop oder Mobile aktualisiert. Diese Ansichten sind im vierten Quartal erstmals gefallen – und zwar außerhalb der USA, wo das Wachstum eigentlich herkommen soll – deutlich stärker als im Heimatmarkt.

Twitter wurde aus für mich unerfindlichen Gründen von Investoren zum Börsengang als ein Unternehmen mit starkem künftigen Nutzerwachstum bewertet. Diese Bewertung wird dem Aktienkurs, der bereits nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen nachgegeben hat, auch in Zukunft noch zu schaffen machen.

Im Klartext: Twitter ist überbewertet.

Erstaunlich ist das vor allem, weil das sinkende Wachstum bereits im Börsenprospekt ersichtlich war:

In seinem S-1-Filing hat Twitter 231,7 Millionen aktive monatliche Nutzer bekanntgegeben. Das bedeutet, dass das Wachstum von Twitter abnimmt.

Es hat von Anfang wenig Sinn ergeben, Twitter teurer an die Börse zu bringen als Facebook zu dessen Börsengang. Oder anders: Es hat sehr wenig Sinn ergeben, zu dieser Bewertung Twitter-Aktien zu kaufen. Es wird nun immer deutlicher, wie wenig Sinn.

Das geringe Nutzerwachstum, das das Unternehmen unter Druck setzt, wird vor allem zu zwei Dingen führen:

  1. Twitter wird sehr stark in Verführung gebracht, den Kern des Produkts aufzuweichen. (Twitter sollte sich stattdessen von Facebooks Multi-App-Strategie eine Scheibe abschneiden.)
  2. Twitter wird seine Monetarisierungspläne aggressiver vorantreiben. Das heißt auch mehr Werbung, die ein einzelner Nutzer sieht. (Das ist noch nur bedingt problematisch, weil die Werbung auf Twitter, vor allem etwa hier in Deutschland, noch sehr sporadisch auftaucht.)

Warum ich skeptisch bin, was Twitters Zukunft in Verbindung mit dessen astronomisch hoher Bewertung angeht, habe ich ausführlich zum Börsengang dargelegt.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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