Wer hätte das gedacht: Die von Twitter angegebenen zehn Prozent, die Twitter über Drittanbieter-Apps nutzen, zeichnen ein falsches Bild der Nutzung.
In meiner Analyse zur Position und Strategie von Twitter schrieb ich Folgendes zur Aussage des Director of Platform von Twitter, dass 90 Prozent der User bereits über die offiziellen Clients und die Website Twitter nutzen, und man gleichzeitig gegen Fragmentierung vorgehen müsse:
Das ergibt schlicht keinen Sinn. Schauen wir uns die zwei Möglichkeiten an:
- Twitter schönt die Nutzungsverteilung, um potentiellen Werbekunden indirekt versichern zu können, dass sie mit den Promoted Tweets die Twitter-Nutzer erreichen können.
- Twitter sieht 90 Prozent offizielle Nutzung mit 10 Prozent Nutzung über Drittanbieter tatsächlich als bedenkliche Fragmentierung. Was die Frage aufwirft, warum man dann überhaupt noch Clients erlaubt.
Sysomos hat die Twitternutzung untersucht und kommt zu einem Ergebnis, das ein etwas anderes Bild von Twitter zeichnet als die offiziellen Angaben:
To determine usage of different Twitter clients, we reviewed a sample of 25 million tweets on March 11 – the day Twitter unveiled its new API policy. The data shows that 42% of tweets were made by non-officials apps – more than four times the amount claimed by Twitter.
Sysomos erklärt die Unterschiede in den Zahlen mit der Methode:
Here’s how the gap can be explained. Twitter’s number focus on the total number of user’s while our analysis looked at total tweets. It means there may be many Twitter “official” users who are not very active.
On the other hand, more enthusiastic and power users are using non-official services such as TweetDeck, UberSocial and Seesmic. This is not much of a surprise given many of these applications have many more features than Twitter.com despite recent improvements.
Dass besonders Poweruser Tweetdeck und co. benutzen, leuchtet dank des unterschiedlichen Featurereichtums ein (Multihoming!). Der gleiche Grund, warum diese Clients bei Vielnutzern beliebt sind, ist der Grund, warum die Neuausrichtung von Twitter strategisch unklug sein dürfte:
Dass Twitter in einem solchen Markt weg von der Ausrichtung des Produkts als Protokoll und hin zu einer Strategie geht, die auf den Client setzt, ist wenig erfolgversprechend: Das funktioniert nicht in einer Welt, in der Facebook über 600 Millionen aktive Nutzer hat. Es ist relativ sicher zu sagen, dass nahezu jeder Twitter-Nutzer auch Facebook-Nutzer ist. Wir leben in einer Welt, in der zumindest für die Poweruser Clients mittlerweile dazugehören.
Und diese Nutzer sind immer noch für mindestens 42 Prozent der Gesamtnutzung verantwortlich.