10. Apr. 2012 Lesezeit: 1 Min.

Über das Jammern der Türsteher vom Club „Kultur“

Marcel-André Casasola Merkle, ein Brettspieldesigner, hat einen großartigen Text zum Urheberrechtsstreit (Debatte?) geschrieben. Er verweist auf die dank Zunahme der nichtkommerziellen Kultur immer abstruser werdende Unterteilung zwischen guter (kommerzieller) und vernachlässigbarer (nicht kommerzieller) Kultur:

Doch in Deutschland zählen nur zwei Sorten von Kultur: die traditionelle Hochkultur und die kommerziell Erfolgreiche. Subventioniert wird, was bereits anerkannt ist. Opern und Theater, der öffentliche Rundfunk mit der GEZ, Bücher haben die Buchpreisbindung und einen vergünstigten Mehrwertsteuersatz. Filmförderung ist Prestige- und Wirtschaftsförderung. Was kommerziell erfolgreich war, soll weiter kommerziell erfolgreich sein: Abmahnungen, Leistungsschutzrecht für Presseverlage, Überwachung der Nutzer.

Was ist mit den Subkulturen, was ist mit der Alltagskultur? Wer entlohnt meine Tweets? Darf ich remixen? Was aus dem Raster fällt, wurde nie geschützt und gefördert. Selbst halbwegs etablierte Zweige wie die Brettspielbranche werden so stiefmütterlich behandelt, dass selbst heute nicht völlig klar ist, ob ihre Werke überhaupt unter das Urheberrecht fallen.

Wo ist der große Wurf, der möglichst vielen Menschen die Möglichkeit gibt, aktiv und passiv an Kultur teilzuhaben ohne Mittwoch bis Sonntag an einer Scheibe trocken Toast zu nagen? Warum die verkrampfte Aufteilung in Hobby und Beruf, in Unterhaltung und ernsthafte Kunst, in wertvolle, weil vergütete Kultur und den Rest, der abseits traditioneller Verwertermodelle in etwa so viel Lobby hat wie der Dreck unter meinem Fingernagel?

Über die kulturhemmende Seite des Urheberrechts:

Was ist mit Strukturen und Rechtsunsicherheiten, die Kultur verhindern? Weil sich Rechte nicht klären lassen, weil die Gefahr zu groß ist, abgemahnt zu werden, weil Verwerterdominanz alternative Formen ausbremst, weil es Knebelverträge gibt, die den Urhebern selbst verbieten, ihre eigenen Werke zu nutzen oder neue, aber „konkurrierende“ Werke zu schaffen?

Und über die Notwendigkeit und Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu suchen und zu finden:

Aber reicht unser Horizont nur dafür, über Computer ohne Diskettenlaufwerke zu jammern? Oder erfinden wir CD-Brenner, USB-Sticks, W-Lan und Bluetooth?

Unbedingt den kompletten Text lesen, der einen guten Überblick darüber liefert, was im deutschen Urheberrechtsstreit auf der Seite von Handelsblatt und co. komplett ignoriert wird.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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