15. Dez. 2017 Lesezeit: 3 Min.

Warum Apples neues Podcastanalyse-Tool wichtig ist

Apple hat letzte Nacht das angekündigte Podcast-Analysetool gestartet. Recode:

For instance, podcast creators can now see (aggregated and anonymized, not device- or user-specific) data about when listeners stopped listening to a particular episode.

Warum das wichtig ist: Bis dato gab es für Podcasts nur Download-Daten, keine Informationen zum Hörverhalten. Sprich: Wer eine MP3-Datei herunterlädt, wird mangels Alternativen als jemand gezählt, die die komplette Folge angehört hat. Weil Podcasts auf RSS basieren und iTunes das größte und wichtigste Podcast-Verzeichnis ist, auf das alle Podcast-Apps zurückgreifen, ist allein Apple in der Lage detailliertere Informationen auf signifikanter Datenbasis zu erfassen. Mehr/andere Informationen über das Medienkonsumverhalten verändert zwangsläufig das Verhältnis zwischen Werbekunden und Medium. Podcasts boomen seit einigen Jahren als Medium seit es mit mobilen Apps bequem wurde, Podcasts zu hören.

Mehr auf Recode:

Up until now there has been comically little data about podcast consumption, especially compared to other digital media.
This matters to podcast creators because they are unable to tell how the stuff they make performs — at best, they can usually only tell if someone has downloaded an episode or started to stream it.
This also matters to podcast advertisers, who would like to know if people are listening to the ads they pay for. Right now, many of them are doing a crude end run around this data void by asking listeners to use a show-specific code when they visit a site after hearing an ad.
Some podcast software has already provided some of this data. And the data that Apple is offering now is still fairly crude. But the majority of podcast consumption happens on Apple’s software, and up until now it has been a black hole. So this is a big move for the industry, which generates a lot of attention (among media types, at least) but a very modest amount of money so far.
The data Apple is providing only comes from people using its newest software: iOS 11 and iTunes 12.7. So it won’t be complete.

​Die Podcast-Daten sind zwar auf iOS 11 und iTunes 12.7 beschränkt. Aber das ändert nichts daran, dass es sich hier trotzdem um die erste Stelle dreht, die erstmals Einblick in Podcast-Konsum gibt. (Podcasts werden noch immer mehrheitlich über iOS konsumiert und dort, so traurig es aus UX-Gründen sein mag, über die offizielle Podcasts-App von Apple. Die Podcasts-App von Apple macht bei den Podcasts von neunetz.fm zum Beispiel um die 30 bis 40% aus und ist damit der Client mit den meisten Hörern.)

Vergleichbare Einblicke bieten etwa Soundcloud, wenn Podcasts dort gehostet werden, und Spotify, wenn Podcasts ebenfalls dort eingebunden sind. Das Problem bei beiden: Nur wenige Hörer hören heute Podcasts über Soundcloud direkt oder über Spotify. Ein Grund dafür: beide Dienste betreiben Apps, die auf Musikkonsum ausgelegt sind und nicht auf das Hören von Podcasts. Die Datenbasis ist deshalb dort (noch) eher schlecht. (Die Podcast-App Stitcher hat versucht, eine ähnliche Plattform für Podcaster und Werbetreibende aufzubauen. Bisher vergeblich.)

Erste Markteinblicke: Bisher scheinen die meisten Podcaster positiv überrascht zu sein. Sprich: Viele Abonnenten hören Podcast-Folgen bis zum Schluß. Die Rate liegt bei den meisten, die ihre Zahlen bis jetzt öffentlich gemacht, haben bei erstaunlichen 80-90% der Hörer, die bis zum Ende der Episoden dabeibleiben. Ebenfalls überspringen überraschend wenige Hörer die Werbung.

Auf Twitter kann man erste Screenshots und Aussagen von Podcastern sehen.

Besonders viele Screenshots von (Tech-)Podcastern findet man in den Replies zu Marco Arment auf Twitter:

Apple launched podcast analytics, and there are zero surprises. Most downloads get played, some people (but not most) skip commercials and theme songs, and most people finish the episodes. Here’s an ATP episode with three sponsor breaks and a theme song: https://t.co/op8LrpU6f7

Mehr auch bei Tatsuhiko Miyagawa auf Twitter: „Apple launched Podcast Analytics, kept its promises of launching it "later this year". The drop vs completion rate is amazing, most episode have 85-90% complete rate. https://t.co/qD3EcGbzTL“ und hier.

Man sollte bei all diesen Zahlen die Preselektion in der Datenbasis mitdenken: Wer die Apple-Podcasts-Apps zum Anhören von Podcasts nutzt, zählt tendenziell eher zu den gelegentlichen, und vor allem weniger technikaffinen Hörern. Die Daten bei Overcast, dem nach Apple Podcasts zweitgrößten Podcast-Client auf iOS, würden höchstwahrscheinlich sehr anders aussehen. (Marco Arment, der Macher von Overcast, hat mehrfach explizit gesagt, dass er ein vergleichbares Analyse-Tool niemals bereitstellen wird. Da das von einem ehemaligen Adblocker-Macher kommende Overcast mittlerweile werbefinanziert ist, kann das aber auch eine Frage des Zeithorizonts sein. On an infinite timescale..)

TechCrunch über den Grund, warum die Podcast-Analytics auf iOS 11 beschränkt sind:

with the arrival of iOS 11, however. Apple redesigned its Podcasts app, and added new consumer-facing features like support for trailers, as well as those focused on newer podcast content trends, like support for serialized show type and seasons.

Under the hood, it provided the collection points for the reporting and analytics package being introduced today. [...]

Key to this implementation is Apple’s focus on user privacy. It’s tracking unique devices but only offering that data in aggregate to podcasters. That means show creators can understand overall trends about listeners, but can’t drill down to track users on an individual basis.

Apple knüpft unnötigerweise große Updates seiner iOS-Apps an die Updates von iOS selbst.

Das neue Analyse-Tool ist unter ​https://podcastsconnect.apple.com/analytics erreichbar. Apple hat den Service bereits weltweit, also in 150 Ländern freischaltet.

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Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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