30. Aug. 2011 Lesezeit: 1 Min.

Webunternehmen zu kostenpflichtigen, werbefreien Alternativen zu verpflichten, ist nicht die Lösung

Christoph Kappes beantwortet 7 Fragen von Nico Lumma zur aktuellen Deutscher-Datenschutz-vs-Like-Button-Debatte und schlägt unter anderem vor, Webunternehmen zu einer kostenpflichtigen, werbefreien Alternative für Endnutzer-Accounts zu verpflichten:

Im Übrigen finde ich es richtig, wenn Anbieter umdenken, und kostenpflichtige Nutzung als Altermative einführen. Das ist nämlich die eigentliche Ursache der Probleme. Ich überlege schon laenger, ob wir nicht viele Probleme erledigen, wenn wir zu kostenpflichtigen & werbefreien Nutzerkonten als Alternative verpflichten. Dann kostet GMail halt einen Fünfer im Monat.

Im Gegensatz zum Hauruck-Eskalation-Vorgehen deutscher Datenschutzbeauftragter ist das zumindest erfreulicherweise ein konstruktiver Vorschlag. Etwas, das man sich auch mehr von den eifrigen deutschen Datenschutzbeauftragten wünschen würde.

Ich halte diesen Vorschlag aber für ausgesprochen problematisch und kaum umsetzbar.

Wenn ein Webunternehmen wie zum Beispiel Facebook oder Google sich entscheidet, keine kostenpflichtigen Accounts anzubieten und für die Endnutzerseite ausschließlich auf Finanzierung von anderen Seiten setzt, müsste dann ein gesetzlicher Zwang einsetzen, der das Unternehmen verpflichtet, zusätzlich eine kostenpflichtige Account-Alternative anzubieten.

Das Unternehmen soll also zu etwas gezwungen werden, dass es von sich aus aus welchen Gründen auch immer für wirtschaftlich nicht sinnvoll hält. Die Folge? Ausreizen der Regeln:

Was, wenn das Unternehmen sich entschließt, den Preis so hoch anzusetzen, so dass diese Alternative für den Endnutzer nicht attraktiv wird? Soll eine Behörde dann die Preisbildung überwachen und korrigierend eingreifen?

Wollen wir Unternehmen vorschreiben, was ein werbefreier Webmail-Account kosten darf? Wie viel Facebook vom privaten Nutzer verlangen darf? Dass XING keine Werbung bei Premium-Accounts schalten darf? Müssen Webunternehmen dann ihre Kostenstrukturen vor der Webaccountbehörde vom Tag Eins an offen legen? Schreiben wir eine maximale Profitspanne für kostenpflichtige Accounts vor?

Der Vorschlag ist nicht umsetzbar, ohne den Handlungsspielraum der betroffenen Unternehmen massgeblich einzuschneiden. Das kann kaum wünschenswert sein.

Nein, Geschäftsmodellzwang ist sicher nicht die Lösung.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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