13. Mai 2010 Lesezeit: 1 Min.

Wer gewinnt in einer Flattr-Welt?

Reine Spekulation: Felix Schwenzel fragt:

ganz im ernst, sollte ein funktionierendes micropayment-model auftauchen — zum beispiel flattr — und grossflächig funktionieren und akzeptanz finden, was passiert dann? wer profitiert davon? (gross-) verlage, blogger, twitterer, musikanten, filmemacher?

Flattr ist vergleichbar mit Kachingle: User zahlen Flattr einen monatlichen Betrag. Wenn die User auf einen Flattr-Button klicken, bekommt der Inhalteanbieter, auf dessen Site der Flattr-Button geklickt wurde, einen entsprechenden Anteil am monatlich eingezahlten Betrag des Users.

Das Henne-Ei-Problem von Kachingle und Flattr hatte ich hier bereits angesprochen (und hier gesondert auf die Replik von Kachingle geantwortet).

Die folgenden Überlegungen beziehen sich nur auf Online-Publisher. Wie bereits angekündigt, reine Spekulation:

1. Publisher, die aufwühlende, emotionalisierende Beiträge veröffentlichen, werden mehr unterstützt werden als in erster Linie Links und kurze Verweise postende Aggregatoren. Stefan Niggemeier zum Beispiel könnte mit Flattr und co. in Deutschland im Vergleich zu anderen im Vergleich zur Leserschaft überdurchschnittlich hohe Einkünfte erzeugen. Nerdcore würde im Verhältnis Besucherzahlen zu Flattr-Einkünfte eher schlechter abschneiden.

Linkblogs werden weiterhin relativ hohe Zugriffszahlen haben. Leserschaft wird sich aber besser mit originärem Content in Flattr-Einnahmen umwandeln lassen. Und noch besser: mit originärem emotionalisierenden Content, also resonanzerzeugende Inhalte.

Kurz: Was originär ist und gut auf Facebook und Twitter verlinkt wird, wird auch gut bei Flattr und co. laufen. Flattr macht die Eigenschaften, die Viralität erzeugen, direkt monetarisierbar.

2. Folgendes könnte zur Faustregel werden: Je mehr Werbung auf der Site, desto geringer der Anreiz, geflattrt zu werden und vice versa.

3. Meiner Meinung nach würden außerdem zum Beispiel Blogs wesentlich besser von einer weitverbreiteten freiwilligen Bezahlung profitieren als etwa etablierte Verlage. Warum: Gesetz dem Fall, Verlage würden überhaupt Flattr und co. nutzen, würden viele Leser wohl davon ausgehen, dass die Verlage ihr Geld nicht brauchen, weil sie bereits mit Werbung verdienen und "groß genug" sind. Die tatsächliche Lage dürfte dabei weniger zählen als die gefühlte Lage.

4. In der Anfangszeit, wenn sich das System noch etabliert, kommt noch eine Besonderheit hinzu, die man auch aus den Anfangstagen anderer Systeme im Web kennt: So wie überdurchschnittlich oft Artikel gediggt wurden, die sich mit Digg beschäftigen und so wie überdurchschnittlich oft Links getwittert wurden, die sich mit Twitter beschäftigen, werden überdurchschnittlich oft Artikel geflattrt, die sich mit Flattr beschäftigen.

Sollte Flattr, Kachingle oder ein anderes vergleichbares System den Durchbruch schaffen, wird es also für eine kurze Zeit relativ lukrativ, genau darüber zu schreiben.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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