Der in kurzer Zeit, zu Recht, sehr populär (zwei Mio. aktive tägliche Nutzer) gewordene Chat-Dienst Slack startet ein App-Verzeichnis und einen 80-Millionen$-Fond, um selbst in Integrationen zu investieren. Mit Botkit kommt ein Open-Source-SDK für, quasi, das Slack-UI hinzu.
Plattformen werden erst dann ernst, wenn sie ein Verzeichnis von integrierten Apps in welcher Form auch immer bekommen.
2010 schrieb ich darüber, dass Twitter nie ein App-Verzeichnis aufgesetzt hat, was ein Indiz dafür war, was kommen sollte:
Eine Konstante bei allen Plattformen ab einer bestimmten Größe von der Plattform selbst und/oder dem Ökosystem ist das Anbieten eines offiziellen Verzeichnisses von Applikationen.
Und im März 2011:
Angesichts der Bedeutung der API für Twitter bin ich nach wie vor mehr als verwundert, warum ausgerechnet Twitter kein offizielles Verzeichnis der Applikationen bietet. Ausgerechnet das überlässt man anderen? (Man erinnere sich auch an die Aussagen über die einheitliche Experience.)
Das ergibt keinen Sinn. Es sei denn, Twitter stand und steht dem eigenen Ökosystem schon immer ambivalent gegenüber.
Das App/Integrationen-Verzeichnis von Slack kann sich bereits sehen lassen. Nicht verwunderbar, zeichnet sich Slack doch vor allem auch durch die vielfältigen Integrationen aus, wie etwa diese hier "Storyful is testing Slack integrations that let clients subscribe to news alerts within channels". Slack selbst hat diverse Auswirkungen über den Arbeitskontext hinaus, etwa auf Konferenzgänger, die es zur Selbstorganisation nutzen.
Slack wurde zuletzt von Kapitalgebern auf 2,8 Milliarden US-Dollar bewertet.
Wie kann ein Chat-Dienst auf so eine Bewertung kommen, mag sich manch einer fragen. Die Antwort liegt in der Plattform und den Integrationen.
Microsofts Plattform (Windows, und darauf MS Office, Exchange, Outlook etc.) war die Grundlage für die IT-Organisation von Unternehmen. Über die API kann vieles -fast alles- davon via Cloud (Cloud to Cloud) in einem Chat-Dienst, also einem internen Kommunikationsdienst, zusammenlaufen wo mehr passieren muss als in den einzelnen Diensten. (abteilungsübergreifende Koordination etwa)
Oder allgemein gesprochen: Wo Inhalte eines Dienstes in einem Kontex außerhalb des Dienstes beachtenswert sind, dort kann ein Dienst wie Slack für interne Kommunikation punkten.
Vor genau einem Jahr haben Johannes Kleske und ich in neunetzcast 54 exakt darüber gesprochen.
Auf neunetz.com schrieb ich damals:
Aufsetzend auf ein sehr gelungenes Kommunikationsangebot (interner Chat, kann unter anderem Email ersetzen) hat Slack bereits jetzt eine Plattform etabliert, die die sinnvolle Integration anderer SaaS-Produkte ermöglicht und damit zum Klebstoff wird, der die verschiedensten Angebote zusammenhält, die ein Unternehmen für die Organisation der eigenen Arbeitsprozesse nutzt. Slack kann damit je nach Bedarf reguläre Kommunikation und passive Kommunikation in Form von Activitystreams vereinen.
Auf welcher Ebene liegt heute die wichtige Plattform? In den Neunzigern war es das Betriebssystem. Slack (und das aus dem selben Grund mittlerweile zu Microsoft gehörende Yammer) zeigt, dass das künftig nicht mehr zwingend der Fall sein wird.